: Erica Maria Meli
: Sterben in Achtsamkeit: Liebevolle Begleitung auf dem Weg in eine andere Welt
: Aquamarin Verlag
: 9783968612584
: 1
: CHF 8.80
:
: Esoterik
: German
: 220
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Jene Tage und Stunden, in denen eine Geistseele ihre physische Hülle ablegen darf, um zurückzukehren in eine höhere Welt, sind ganz besonders heilige Augenblicke. Es bedarf großer Achtsamkeit - für die sterbende Person wie für die auf Erden Zurückbleibenden - um diesem Geschehen gerecht zu werden.
Erica Meli, die über viele Jahrzehnte Menschen in diesen Stunden des Abschiednehmens begleitet hat, legt mit diesem Lebenswerk ein wunderbar feinfühliges Buch vor, um jene schicksalhaften Momente wach und bewusst zu durchleben.
Sie schenkt jenen einen lichtwärts führenden Ratgeber, die Abschied nehmen wollen; und vermittelt denen einen stärkenden und ermutigenden Trost, die einen geliebten Menschen weiterziehen lassen müssen.

Die Anfänge


Ausbildung am Theodosianum


Eigentlich wollte ich ja Hebamme oder Säuglingsschwester werden, weil ich große Freude an Kindern habe. Die Schwester Oberin vom Krankenhaus Walenstadt hat mir dann geraten, Allgemeine Krankenpflege zu lernen. Diese Ausbildung sei viel fundierter, und ich hätte später immer noch Gelegenheit, nur mit Kindern zu arbeiten.
Also habe ich beschlossen, diesen wohlgemeinten Rat zu befolgen. Als ich meinen Freunden sagte, was ich lernen würde, waren die Reaktionen alles andere als positiv: „Was, du gehst ins Kloster? Du lernst Krankenpflege?“

Zu dieser Zeit, im Jahr 1960, war der Pflegeberuf noch nicht so begehrt. Er war mit einem großen caritativen Image verbunden. Ich ließ mich jedoch nicht davon abhalten, diesen Beruf zu erlernen. Jetzt ging es zuerst darum, das fehlende Jahr gut zu nutzen. Ich besuchte damals das Institut St. Anna in Lugano zum Erlernen der italienischen Sprache. Von verschiedenen Seiten wurde mir geraten, vorher noch ein Praktikum als Schwesternhilfe zu absolvieren, dies sei die beste Vorbereitung zum Erlernen des Pflegeberufes. Ich entschloss mich jedoch, im Frühling für sechs Monate nach Rom zu gehen. In einer Diplomaten-Familie hatte ich die Möglichkeit, meine Italienisch-Kenntnisse zu vertiefen; es sollte mir später im Spital von großem Nutzen sein. Ich verbrachte eine herrliche Zeit in Rom. Klein Alessandra, vierjährig, war ein sonniges Kind. Sie besuchte jeden Morgen den Kindergarten – und ich hatte frei. So bot sich mir ausreichend Gelegenheit, die Sehenswürdigkeiten von Rom zu besichtigen; und dies waren nicht wenige. Groß war der Abschiedsschmerz für beide, als wir uns trennen mussten.

Anfang Oktober 1960 bin ich als jüngstes Mitglied in die Schule für Krankenpflege im Theodosianum in Zürich eingetreten. Die Schule wurde von Ingenbohler Klosterfrauen geleitet. Von sehr guten Lehrerinnen, mit einer fundierten religiösen und ethischen Grundhaltung, wurden wir ausgebildet. Ethische Werte waren genau so wichtig wie Krankenbeobachtung, Körperpflege, Bettenmachen, Prophylaxe usw. Die medizinischen und chirurgischen Fächer wurden von Ärzten an uns weitergegeben.

Besonders intensiv wurde uns die Körperpflege vermittelt. Ganzwaschung, Intimtoilette, Hand-, Fuß- und Haarpflege, um nur einiges zu nennen. Wesentlich war auch, zu erlernen, wie man den Kranken wäscht. Alle sollten es gleich machen, um den Patienten nicht zu verunsichern. Es wurde uns beigebracht, diese Handlung mit Respekt vor dem Kranken auszuführen und uns dabei immer bewusst zu sein, dass wir einen Menschen berühren und nicht mit einem Lappen über den Küchentisch fahren. Zum Glück durften wir zuerst an einer Plastikpuppe üben.

Später, als ich dann meinen ersten Patienten auf der Abteilung waschen durfte, habe ich den Unterschied gespürt. Alleine schon die Tatsache, dass ich fortan lebendige Menschen berühren würde und sie sich von mir berühren lassen mussten, stellte für mich eine Herausforderung dar. Zum Glück aber entwickelte sich auch ein gegenseitiges Vertrauen. Wenn ich nur daran denke, wie viel Feingefühl und Mut ich entwickeln musste, um eine Ganzwäsche auszuführen… Ich habe e