: Harald Haarmann
: Geschichte der Schrift
: Verlag C.H.Beck
: 9783406773280
: Beck'sche Reihe
: 6
: CHF 9.00
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: Sprache: Allgemeines, Nachschlagewerke
: German
: 130
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Schrift gehört zu denältesten Kulturtechniken der Menschheit. Die Herausforderung an die Gedächtnisleistung in Kulturen ohne Schrift wird mit der Entwicklung von Schrift abgelöt durch neue, revolutionäre Möglichkeiten, Wissen zu speichern und weiterzugeben. Aber wer entwickelt, wer nutzt diese neuen Möglichkeiten? Welche Funktion erfüllt die Schrift und wie verändert sie das Zusammenleben der Menschen? Ob Wortschreibung oder Lautschrift, Harald Haarmann schildert knapp und anschaulich, welche unterschiedlichen Schriftsysteme sich seit den ersten bildlichen Vorstufen vor 7000 Jahren entwickelt haben und wie unser Alphabet entstanden ist. Dabei bietet er einen faszinierenden Einblick in die Kulturgeschichte der Menschheit und das Leben in längst untergegangenen Hochkulturen.

Harald Haarmann gehört zu den weltweit bekanntesten Sprachwissenschaftlern und ist Mitglied des Forschungsteams des"Research Centre on Multilingualism" (Brüssel).

2. Wer hat wann, wo und warum mit dem Schreiben angefangen?

Wenn man davon ausgeht, dass der Schriftgebrauch die Möglichkeiten der Informationsspeicherung enorm erweitert hat und dass höhere Kulturentwicklung von der Verwendung dieser Informationstechnologie abhängig ist, stellt sich die Frage, wer wann von dieser Technologie erstmals profitiert hat.

Wer besaß zuerst Schrift und wer kontrollierte Wissen?

Dieökologischen Bedingungen der Schriftverwendung sind in den Zivilisationen der Antike grundlegend andere als in der Neuzeit. Wir sind heute daran gewöhnt, dass neue Informationstechnologien ihren eigentlichen Nutzen entfalten, indem sie einer breiten Bevölkerung zugänglich sind. Genau dieser Aspekt der Breitenwirkung war in der Antike unbekannt. Der Schriftgebrauch stand in keiner der alten Zivilisationen im Dienst einer Verbesserung des Informationsflusses oder einer Anhebung des Bildungsstandes bei breiten Bevölkerungsschichten.

In allen archaischen Zivilisationen hatte der Schriftgebrauch elitäre Züge, denn die Schrift wurde von Spezialisten für spezielle Zwecke verwendet. Die traditionelle Schriftforschung weiß davon zu berichten, dass der Schriftgebrauch im Dienst staatlicher Institutionen stand, denn nach herkömmlicher Auffassung war die Entstehung der alten Zivilisationen ursächlich an den Aufstieg machtpolitischer Zentren und damit an eine frühe staatliche Ordnung lokaler Gesellschaften gebunden. Diese Verhältnisse treffen in der Tat auf die Entwicklung im Alten Orient zu.

Heute gilt aber die Annahme alsüberholt, dass das mesopotamische Zivilisationsmodell mit seiner frühen Staatsbildung gleichsam der Prototyp für alle Experimente mit zivili