: Robert McKee
: Dialog Wie man seinen Figuren eine Stimme gibt. Ein Handbuch für Autoren
: Alexander Verlag Berlin
: 9783895814822
: 1
: CHF 26.50
:
: Musik, Film, Theater
: German
: 324
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Robert McKee lehrt seit über dreißig Jahren die Kunst des Schreibens. In seinem neuen Buch Dialog erläutert er, wie man Figuren auf der Bühne, in Film und Fernsehen sowie in Prosatexten eine individuelle, glaubwürdige und überzeugende Stimme gibt. Er deckt Fehler und Mängel auf, erforscht ihre Ursachen und zeigt, wie wirkungsvolle Rede entwickelt werden kann. Um die diversen Techniken der Dialoggestaltung zu illustrieren, zitiert und analysiert er Szenen und Passagen aus Romanen (u.?a. Der große Gatsby, Out of Sight, Das Museum der Unschuld), Theaterstücken (u.?a. Julius ­Cäsar, Der Gott des Gemetzels, Wer hat Angst vor Virginia Woolf?), Kinofilmen (u.?a. Gladiator, Sideways, Lost in Translation) und Fernsehserien (u.?a. Die ­Sopranos, Frasier, 30 Rock). 'Egal, wie aufwendig die Inszenierung eines Theaterstücks auch ist, wie ­lebendig die Schilderung eines Romans und wie opulent die Kameraführung eines Films: Die tiefgreifende Komplexität, die Ironie und das ?Innere? der Story werden durch die Figurenrede geformt. Ohne ausdrucksvolle Dia­loge verlieren die Geschehnisse an Tiefe, die Figuren werden eindimensional, die Story verflacht?...?Als eine Art Navigationssystem für Schreibende möchte das vorliegende Buch den Anfängern eine Anleitung sein und den Verwirrten neue Wege weisen.' Robert McKee Robert McKee ist Berater großer Hollywoodstudios und hält weltweit Seminare zum Thema Kreatives Schreiben. Sein Buch 'Story' wurde in über zwanzig Sprachen übersetzt und gilt als Standardwerk für Drehbuchautoren. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Robert McKee (geb. 1941 in Detroit) bietet, neben seiner Tätigkeit als Berater in Hollywood, Workshops für Drehbuch- und Romanautoren, Lyriker und Dramatiker, Dokumentarfilmer, Produzenten und Regisseure in der ganzen Welt an. Seine Schüler gewannen über 60 Oscars, 200 Emmys und viele weitere bedeutende Preise. McKee wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet.

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DIE DREI FUNKTIONEN VON DIALOGEN


Dialoge, ob nun dramatisch oder narrativ, erfüllen drei grundlegende Funktionen: Exposition, Charakterisierung und Aktion.

EXPOSITION


Der Fachbegriff derExposition bezeichnet die fiktiven Fakten zum Setting, zur Vorgeschichte und zu den Figuren, die den Lesern/Zuschauern irgendwann vermittelt werden müssen, damit sie der Story folgen, sich auf sie einlassen können. Es gibt nur zwei Möglichkeiten für Autoren, eine Exposition in ihre Erzählung einzubetten: als Beschreibung oder als Dialog.

Auf Bühne, Leinwand und Bildschirm übersetzen Regisseure und ihre Ausstatter bzw. Szenografen die Beschreibungen des Autors in lauter nichtdialogische Ausdrucksträger: Kulissen, Kostüme, Licht, Requisiten, Ton etc. Comiczeichner und Verfasser von Graphic Novels illustrieren ihre Story beim Erzählen. Prosaautoren gestalten literarische Beschreibungen, die Wortbilder in die Fantasie ihrer Leser projizieren.

Das Gleiche können auch Dialoge bewirken. Stellen Sie sich einmal Folgendes vor: eine goldglänzende Marmor-Lobby, blonde Besucher in Business-Kleidung, die sich an von Uniformierten bewachten Sicherheitsschaltern melden, Aufzugtüren, die sich im Hintergrund geschäftig öffnen und schließen. Sobald wir dieses Bild sehen, transportiert es sofort eine Reihe expositorischer Fakten: das Setting (ein Bürogebäude in einer Großstadt irgendwo auf der nördlichen Erdhalbkugel), die Zeit (zwischen acht Uhr früh und sechs Uhr abends an einem Werktag), die Gesellschaftsschicht (eine jener Berufsgruppen der westlichen Kultur, die uniformierte Wachleute engagiert, um die Führungskräfte im obersten Stock von der Armut unten auf der Straße abzuschirmen). Außerdem suggeriert der Subtext des Bildes eine kompetitive, weiß und männlich dominierte Geschäftswelt, ein Streben nach Reichtum und Macht, immer hart an der Grenze zur Korruption.

Jetzt stellen Sie sich einen hochenergetischen Investment-Broker beim Mittagessen mit einem potentiellen Kunden vor. Hören Sie auf die Andeutungen, die in seinen aalglatten Zweideutigkeiten impliziert sind: »Kommen Sie mit hoch und lernen Sie meine jungen Falken kennen. Unser Horst befindet sich im 77. Stock, unser Jagdrevier ist die Wall Street.« Mit weniger Zeichen als ein üblicher Tweet legt dieses Wort-Bild mehr Dimensionen offen, als die Kamera jemals einfangen kann.

Im Dialog kann praktisch alles impliziert werden, was sich in Bildern ausdrücken oder im Fließtext der Erzählung erläutern lässt. Daher besteht die erste Dialog-Funktion auch darin, den lauschenden Lesern/ Zuschauern die Exposition zu liefern. Diese schwierige Aufgabe wird von folgenden Prinzipien gesteuert:

Tempo(Pacing) und Timing