: Eduard Fuchs
: Gabriel Arch
: Geschichte der erotischen Kunst
: Books on Demand
: 9783753477954
: 1
: CHF 2.70
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 651
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Besonderer Service durch E-Book-Kauf: Für die Buchung einer exklusiven Diskussionsrunde bzw. Lesung mit dem Herausgeber, Fragen, Wünsche oder Anmerkungen schreiben Sie eine E-Mail an books.gabrielarch [at] t-online.de. Das Werk Geschichte der erotischen Kunst von Eduard Fuchs zeigt die kunstgeschichtliche Entwicklung der Erotik bzw. des Liebesaktes in den einzelnen Epochen der Bildenden Kunst, von den Hetären und (Liebes-)Göttern in der Antike, den Keuschheitsgürtel- und Flagellationsdarstellungen im Mittelalter, den expressiven, sinnlichen Orgien im Barock bis hin zu den fast pornographisch anmutenden Karikaturen des berühmten Symbolismus-Illustrators Félicien Rops. Sorgsam editiert mit über 35 Abbildungen und erstmals in Premium E-Book-Form.

Eduard Fuchs (1870-1940) war ein deutscher Kulturwissenschaftler, Historiker und Kunstsammler.

1.1 Die Naturgeschichte der Kunst


Die gesamten Wissenschaften haben seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts die ungeheuersten Fortschritte gemacht. Gerade deshalb aber zeigen sich dem auf das innere Wesen der Dinge und auf das Erkennen des gesetzmäßigen Geschehens gerichteten Blicke des Kulturhistorikers heute vielleicht noch viel mehr ungelöste wissenschaftliche Aufgaben als je. Gerade deshalb. Denn dadurch, daß die Wissenschaft ungeheure Fortschritte gemacht hat, hat sie notgedrungen zu den tiefgehendsten Umwälzungen in der Anschauung der Dinge geführt, und überall, wo man nachprüft, ergibt sich eine nicht zu umgehende Notwendigkeit zur grundstürzenden Revision seither anerkannter und vielfach für richtig gehaltener Erklärungen.

Das gilt vor allem von den historischen Wissenschaften. Jede Art und jeder Teil der Geschichte war bis dahin immer mehr oder weniger Apologetik; sowohl im Positiven wie im Negativen. Man rechnete mit allen sozialen Erscheinungen als mit gegebenen Größen, und vor allem als mit einer im Wesen ewigen und unwandelbaren Ordnung der Dinge, an der es höchstens Schönheitsfehler gibt. Freilich kann man gegenüber dieser Stellung zu den Dingen nicht einmal von Tempi passati sprechen. Wenn man in der Naturwissenschaft auf Grund der Erkenntnis der Gesetze der Entwicklung längst dahin gelangt ist, anzuerkennen, daß in allen lebenden Organismen eine stete Weiterentwicklung zu immer höheren Formen am Werk ist, so hat man in der Gesellschaftswissenschaft ebenso geflissentlich von dieser Logik abgesehen. Und wenn man es auch nicht geradezu wagt, zu leugnen, daß innerhalb der sozialen und politischen Organisationsformen der menschlichen Gesellschaft derselbe Prozeß sich vollzogen hat, so hat man wenigstens die Logik einer weiteren Entwicklung zu wiederum völlig neuen und auch höheren Gesellschaftsformen beharrlich ignoriert. Gewiß geschah dies zum großen Teil aus wissenschaftlicher Unklarheit, aber diese wurde stets auch von einem wohlverstandenen Interesse genährt – jeder herrschende Zustand will im Interesse der Sicherheit seines Bestandes den Gipfel aller Entwicklungsmöglichkeiten darstellen. Wurde damit die Tatsache, daß es auch hier kein »bis hierher und nicht weiter« gibt, natürlich trotzdem nicht aus der Welt geschafft, so hat es doch dazu geführt, daß auf sämtlichen Gebieten, die ins Bereich der historischen Wissenschaften gehören, immer noch die krauseste Unlogik das Zepter schwingt. Alles das gilt in vollem Umfang auch von dem Teil der Historie, von dem wir hier eine Seite untersuchen wollen, von der Kunst und Kunstgeschichtsschreibung.

Die Entschleierung der alles geschichtliche Geschehen endgültig bestimmenden Gesetze ist die große Errungenschaft auf dem Gebiete der historischen Wissenschaften. Es steht heute, und zwar durch die bahnbrechenden Forschungen von Karl Marx, fest, daß es in letzter Linie immer die allgemeinen wirtschaftlichen Interessen sind, die den gesellschaftlichen Lebensprozeß der einzelnen Völker und Klassen bedingen, und daß infolgedessen einzig die jeweilige ökonomische Grundlage einer Gesellschaft – das sind die Art und Höhe ihrer Produktionsverhältnisse, ihrer Gütererzeugung, ob dies feudalistisch, zünftlerisch, manufakturis