1. Kapitel
»Mach das Licht aus, du Spinner!« Robin zog sich das Kissen über den Kopf. Was für ein Mistkerl Joris doch war. Er hätte ihn niemals als Mitbewohner akzeptieren dürfen. Und jetzt laberte der ihn auch schon wieder voll und war dabei so verdammt pflichtbewusst, obwohl es nicht mal um ihn selbst ging.
»Du hast heute Berufsschule. Wenn du dich beeilst, schaffst du es sogar noch pünktlich.«
Robin krallte seine Hände ins Kissen und zog es weg. Er blinzelte gegen das Licht des Deckenfluters an und zielte mit dem Kissen auf Joris. Der wich dem Wurfgeschoss jedoch aus und lachte. »Willst du mich jetzt mit Wattebällchen tot werfen? Na los, komm aus den Federn und tu mal was für deine Zukunft!«
Robin funkelte ihn so böse an, wie seine verquollenen Augen es zuließen.
»Ich habe die ganze Nacht gefeiert. Mit Florian. Also habe ich genug für meine Zukunft getan.«
»Mit Florian. Na toll. Glaubst du echt, auf den kannst du dich verlassen, wenn mal was ist?«
»Das geht dich ja wohl einen Dreck an!«
Joris seufzte, dann zog er die Tür geräuschvoll ins Schloss. Robin legte den Arm über die Augen. Endlich Ruhe, aber das scheiß Licht war immer noch an.
Was bildete Joris sich eigentlich ein, ihm immer wieder sagen zu wollen, was er zu tun und zu lassen hatte? Immerhin war er nur sein Mitbewohner, und er hatte von Anfang an deutlich gemacht, dass nichts zwischen ihnen laufen würde. Als ob Robin mit so einem Typ was anfangen würde! Nur weil Joris bei einer Bank arbeitete, musste er doch nicht ständig einen Stock im Arsch haben. Aber er war ja so unheimlich stolz darauf, seine Ausbildung mit Auszeichnung bestanden zu haben. Und nun stand er vor dieser herrlichen Karriereleiter – Robin hoffte, ein paar der Stufen davon wären morsch, damit Joris sich beim Erklimmen so richtig auf die Schnauze legte. Dann würde er vielleicht endlich mal aufhören, sich in sein Leben einzumischen.
Robin hatte im letzten Sommer eine Ausbildung zum Drogisten angefangen, aber er hasste den Drogeriemarkt, und die Berufsschule interessierte ihn nicht die Bohne. Der einzige Vorteil war der, dass er auf Kondome jetzt Mitarbeiterrabatt bekam, und auch bei diversen Körperpflegeprodukten profitierte. Aber diese Annehmlichkeiten verloren schnell ihren Reiz, wenn er damit beschäftigt war, Babybreigläschen ins Regal zu sortieren oder Tamponschachteln zu stapeln. Total der Albtraum! Und dann die dämlichen Fragen, die die Leute immer stellten … Es war wirklich zum Haare raufen! Erst gestern war er gefragt worden, ob er eines der Schuppenshampoos empfehlen könnte. Schuppen … als ob er so was hätte! Robin fuhr sich mit den Fingern durch seinen kurzgeschnittenen Pony. Das blöde Licht nervte immer noch. Er setzte sich im Bett auf und schlug die Decke zur Seite. Nackt wie er war, ging er zum Lichtschalter und verpasste ihm einen Hieb. Das Licht erlosch, aber die