: Felix Wemheuer
: Mao Zedong
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644010192
: 1
: CHF 10.00
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mao Zedong (1893-1976) ist eine der wirkungsmächtigsten, aber auch umstrittensten politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Und Chinas Einfluss in der Welt ist heute größer denn je. Felix Wemheuer zeichnet ein differenziertes Bild des Revolutionsführers und Machtpolitikers Mao, seiner größten Erfolge und seiner schwersten Verbrechen. Das Bildmaterial der Printausgabe ist in diesem E-Book nicht enthalten.

Dr. Felix Wemheuer, Jahrgang 1977, ist Sinologe und seit 2014 Professor für Moderne China Studien an der Universität zu Köln. Er habilitierte 2013 an der Universität Wien, und seine Habilitationsschrift «Famine Politics in Maoist China and the Soviet Union» erschien bei Yale University Press (2014). Die chinesische Übersetzung kam in Hongkong 2017 heraus. Zu seinen weiteren Veröffentlichungen gehören die Bücher «A Social History of Maoist China» (Cambridge University Press 2019) und «Chinas große Umwälzung» (2019). Von 2000 bis 2002 studierte er am Institut der Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas an der Volksuniversität in Peking. 2006 promovierte er an der Universität Wien mit der Arbeit «Steinnudeln: Ländliche Erinnerungen und staatliche Vergangenheitsbewältigung der ?Großen Sprung?-Hungersnot in der chinesischen Provinz Henan». Von 2008 bis 2010 forschte er als Gastwissenschaftler an der Harvard Universität am Fairbank Center for Chinese Studies. Auf YouTube sendet Wemheuer seinen Kanal «Studying Maoist China».

Vom Langen Marsch zum Antijapanischen Widerstandskrieg


86000 Soldaten der Roten Armee machten sich in Südchina auf den Weg in das rote Stützpunktgebiet in Shaanxi in Nordchina. Die Parteiführung glaubte, dass die Rote Armee dort die Unterstützung der Sowjetunion erhalten und überleben konnte. Der Marsch durch die Hochgebirge Westchinas sollte 370 Tage und über 12500 Kilometer dauern. Nach der Gründung der Volksrepublik China 1949 wurde der Lange Marsch zum zentralen Heldenepos der chinesischen Revolution. In unzähligen Büchern und Filmen wird der Mythos des Langen Marsches in China bis heute immer wieder reproduziert.

Zunächst begann der Lange Marsch mit katastrophalen Niederlagen gegen dieGMD Anfang Dezember 1934. Allein in einer Schlacht verloren die Kommunisten über 40000 Soldaten. Der Parteiführer Bo Gu und der von der Komintern entsandte Militärberater Otto Braun (1900–1974) hatten die Strategie offener Feldschlachten im Gegensatz zu Maos beweglichem Partisanenkrieg verfolgt. Der Deutsche Braun war der einzige Ausländer auf dem Langen Marsch. Der chaotische Rückzug aus den Sowjetgebieten und die Niederlagen diskreditierten die Militärstrategie von Bo und Braun. Auf der Konferenz von Zunyi im Januar 1935 in der Provinz Guizhou wurde die Führungsriege Bo und Braun abgesetzt. Die Konferenz wählte Mao in die dreiköpfige «Kommission für militärische Angelegenheiten», die das Kommando über die Armee innehatte. Zum neuen Generalsekretär der Partei wurde der in Moskau ausgebildete Zhang Wentian (1900–1976) gewählt, der spätere Außenminister der Volksrepublik China. Neue Forschungen haben die Annahmen, dass Mao schon 1935 der unumstrittene Führer derKPCh war, ins Reich der Legenden verwiesen.

Im Mai 1935 vereinigte sich Maos 1. Feldarmee, die über 7000 Soldaten verfügte und die vom Zentralkomitee der Partei begleitet wurde, mit der 4. Feldarmee unter Führung Zhang Guotaos in der Provinz Sichuan. Zhang verfügte noch über 80000 Soldaten. Diese Tatsache zeigt, dass Mao zu diesem Zeitpunkt noch weit davon entfernt war, die gesamte Rote Armee zu kontrollieren. Zwischen Mao und Zhang brach ein Streit über die Marschrichtung aus. Als Zhang sich weigerte, nach Norden zu marschieren, trennten sich die Armeen, und die Spaltung der kommunistischen Bewegung drohte. Zhangs Entscheidung erwies sich als Desaster. Seine Armee wurde in der Folge fast vollständig von Warlords vernichtet. Mao verlor damit einen starken Gegner in der Partei, da Zhang über keine eigene Armee mehr verfügte und von der Parteiführung nicht unterstützt wurde.

Die Rote Armee war auf dem Langen Marsch auf die Unterstützung und Versorgung durch die lokale Bevölkerung angewiesen. Deshalb verzichtete sie nun auf extreme Maßnahmen. Die Tage des radikalen Klassenkampfs in den Sowjetgebieten waren vorbei. Gegenüber den ethnischen Minderheiten, die den Westen Chinas besiedelten, wurde eine umsichtige Politik betrieben, und religiöse Bräuche wurden respektiert.

Die entscheidende Wende vollzog sich aber nicht in China, sondern auf dem 7. Weltkongress der Komintern in Moskau im Sommer 1935. Vor dem Hintergrund des Aufstiegs des deutschen Faschismus und der Kriegsgefahr beschloss der Kongress die Strategie der Volksfront, die auf einem breiten politischen Bündnis beruhen sollte. In Frankreich und Spanien traten die Kommunisten später sogar in Regier