: Christian Berger
: Sorge
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218013017
: 1
: CHF 11.60
:
: Pflege
: German
: 128
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Raus aus der Krise der Care-Economy, hin zur Sorge als gesellschaftliches Prinzip.' Was ist Sorge? Zum Beispiel die Versorgung, das Stillen der Grundbedürfnisse - bei genauem Hinsehen das ökonomische Fundament dessen, was wir als (Markt-)Wirtschaft verstehen. Und: Sorge ist der zweifelnde Blick in eine ungewisse Zukunft, den es positiv in Verbundenheit und Verantwortungsgefühl zu wenden gilt. Davon ausgehend fächert Christian Berger das allgegenwärtige Thema entlang verschiedener Bruchlinien unserer Gesellschaft auf. Sei es die Krise in Pflege und Bildung, sei es die immer noch klaffende Ungleichheit der Geschlechter, sei es die Ökonomisierung privater Lebensbereiche: Berger liefert eine fundierte Analyse einer Sollbruchstelle unserer Gesellschaft, die in seiner Forderung mündet, den Begriff des Wohlstands radikal neu zu denken, ihn an der Sorge um das Lebendige, nämlich am Prinzip der Nachhaltigkeit, am Reichtum sozialer Beziehungen neu auszurichten.

Christian Berger, geboren 1991, ist Sozioökonom, Lektor u. a. an der WU Wien und Referent in der Arbeiterkammer Wien. Er war einer der Sprecher*innen des Frauen*Volksbegehrens. Seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte sind Gesellschaftstheorie und Kulturkritik, Feministische Politische Ökonomie sowie Grundlagen der Gleichbehandlung.

Differenz


Die Sorge entsteht in der Beziehung zu sich, zu anderen, zur Welt. Sie setzt ein Differenzverhältnis voraus. Mit der Differenz wird es jedoch schon kompliziert. Wo Differenz ist, ist auch Ungleichheit; Gleichheit gibt es nur zu dem Preis, Differenz zu neutralisieren – sie setzt empirische Ähnlichkeit voraus, um Verschiedenes gleich zu behandeln. Gleiches gleich, Ungleiches ungleich. Herrschaft am Horizont.

Differenzfeministische Ansätze versuchen, menschliche Qualitäten (wie Emotionalität, Sympathie, Empathie, Fürsorglichkeit) als Qualitäten, die weiblich sind und sich ausgeprägt überwiegend bei Frauen finden, als solche – als weibliche Werte – aufzuwerten. Größere Bekanntheit in ethischen und rechtlichen Diskursen erlangten Carol Gilligans moralpsychologische Studien einer „Ethik der Fürsorge“, die eine „andere Stimme“(„different voice“) von Frauen in Fragen der Identität und Lebensführung zu bestätigen scheinen.7 Laut der Schriftstellerin Hélène Cixous als ebenjene Stimme, die „ins taube männliche Ohr [fällt], das in der Sprache nur hört, was männlich spricht“8.

„Die Frauen reproduzieren untereinander
vermutlich die seltsame Skala der vergessenen
Tuchfü