1. KAPITEL
Unter den Leuten in dem idyllischen Städtchen Thunder Ridge, Oregon, gab es tatsächlich einige, die schon morgens um halb sieben fleißig Pläne schmiedeten.
Dazu gehörte das Valentinstagsdekoteam, das zu dieser frühen Stunde zusammengefunden hatte, um über die Schmückung der Stadt zu beratschlagen.
Sie hatten sich im Pickle-Jar-Feinkostladen in der Warm Springs Road eingefunden – einem beliebten Ort zum Frühstücken, Reden und um den neuesten Klatsch auszutauschen.
Gleich daneben befand sich ein nicht weniger beliebter und um diese Uhrzeit genauso frequentierter Laden:Something Sweet, eine Bäckerei mit erlesenem süßem Gebäck und unschlagbar frischen Köstlichkeiten.
Die geschmackvollen Lampionketten über der Straße waren noch nicht ausgeschaltet und warfen noch immer ihr heimeliges Licht in die diesige Morgendämmerung, als Willa Holmes aus der Bäckerei trat.
Sie ergriff das Schild und drehte es von der SeiteFertig für heute! auf die SeiteHereinspaziert!
Keine zwei Minuten später stand sie wieder hinter der Theke, um die ersten Kunden zu bedienen. So ging das, seit sie den Job in der Bäckerei vor zwei Monaten angenommen hatte.
„Darf ich Ihnen die frischen Plunderstücke empfehlen, Mrs. Wittenberg?“ Willa Holmes lächelte der älteren Dame zu, deren weiße Löckchen gerade auf der Höhe der Glastheke wippten. „Die sind noch ofenwarm.“
Willa war seit drei Uhr früh auf den Beinen – und froh darüber. Als sie frisch verheiratet gewesen war, hätte sie um diese Uhrzeit geschlafen – odermit ihrem Mann geschlafen.
Inzwischen lag sie viel zu oft grübelnd und schlaflos in ihrem Bett und war froh, dass ihr neuer Job ihr kaum mehr Zeit zum Nachdenken ließ.
Brote backen, Kekse ausstechen und Kosten kalkulieren war jedenfalls besser, als sich in Erinnerungen zu verlieren.
Ihr einziger Mitarbeiter am frühen Morgen war Norman Bluehorse. Dieser schwieg allerdings so beharrlich, dass sie ebenso gut alleine im Laden hätte sein können. Er war einer jener Männer, die sich vom Aussehen her in einem zeitlosen Übergangsbereich befanden: Er hätte ebenso Mitte vierzig wie Mitte sechzig sein können. Er erledigte seine Aufgaben zuverlässig und verlor kein einziges überflüssiges Wort.
Mrs. Wittenberg dagegen war umso gesprächiger. Wie jeden Morgen zwitscherte sie fröhlich dahin, lobte Willas glänzendes rotbraunes Haar, erkundigte sich nach neuen Spezialitäten und bestellte am Ende doch wieder dasselbe