Alexander Blumtritt
Der lunare Gast
Die Erinnerungen an meine Kindheit erscheinen mir fast traumgleich, denn damals konnte ich noch gehen. Meine Eltern und meine Zwillingsschwester Wanda kamen kurz nach unserer Geburt bei einem Unfall ums Leben, wie man mir gesagt hatte. Das war im Winter 1940. Ich wuchs bei einem Vetter meines Vaters, Otto, und seiner Frau Clara auf, denn ich hatte keine näheren lebenden Verwandten. Ich mochte die beiden nicht, denn sie ließen mich Tag für Tag spüren, dass sie die Rolle meiner Zieheltern nur höchst unfreiwillig übernommen hatten.
Ich wurde in eine wirre Zeit hineingeboren, doch den Krieg überstanden wir gut. Als ich dann zwölf Jahre alt war, setzte im Zuge einer damals noch ungeklärten Krankheit die allmähliche Lähmung meiner beiden Beine ein. Das war eine schreckliche Zeit für mich. Zu wissen, dass ich niemals wieder würde laufen können, stürzte mich in die tiefste Verzweiflung, und nur sehr langsam gewöhnte ich mich an die Behinderung.
Von Anfang an gaben mir meine Stiefeltern das Gefühl, große Verärgerung über meinen auf einmal pflegebedürftigen Zustand, sowie dessen Konsequenzen für ihre eigenen Belange in sich zu tragen. Sie gaben sich keine besondere Mühe, diesen herzlosen Gr