: Xaver Ludwig Cocker
: Spermakles Die zwölf Arbeiten der Ekstase
: Yeoj Selbstverlag
: 9783752144666
: 1
: CHF 4.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 185
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jeder kennt die zwölf Taten des Herakles (lat. Hercules), dem wahrscheinlich berühmtesten Helden des Altertums. Aber was, wenn er gar kein kampflustiger Kerl gewesen war, der gegen Monster in die Schlacht zog, sondern ein schwuler Freund der Wollust? Allzeit bereit, jungen wie alten Männern Befriedigung zu verschaffen? Prof. X.L. Cocker und Dr. Christopher Harness sind einem Zeugnis antiker Heldensagen auf der Spur, das den bekannten Mythos gründlich auf den Kopf stellt. Mit 30 Illustrationen.

Es ist nicht klar, wer sich hinter dem Namen des Autors verbirgt. Ist er ein renommierter Forscher der schwulen Kulturwissenschaft, in Fachkreisen hoch anerkannt von seinen Kollegen? Oder handelt es sich nur um das Pseudonym eines schüchternen Schreiberlings, der die Männerwelt mit sexy Stories beschenken will? Auf alle Fälle ist er jemand, der bereits vorab für eventuelle Tippfehler um Entschuldigung bittet.

Prolog

O geneigte Herren, leihet mir euer Ohr und ergötzt euch an der Geschichte des Alkeidos, genannt Spermakles. Von seiner Geburt, seiner Jugend und seinen glorreichen ekstatischen Taten will ich künden, mit denen er vielerlei Geschlechtsgenossen beglückte und uns die Wonne der Männerliebe lehrte. Labt euch, während ihr lauscht, an Speis und Trank. Lutscht an den Oliven, nippt am Rebensaft des Dionysos und lehnt euch eng beisammen, um mit muskelbepackter Brust und kraftstrotzender Schulter einander zu wärmen.

Doch bitte ich zunächst um Geduld, denn mein Lied beginnt nicht beim herrlichen Heros selbst, dessen Potenz uns allen Vorbild ist. Lasst mich beginnen bei zwei Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, bildschöne Frauen aus dem Herrscherhaus Toyrins, mit Namen Alkmeia und Iphimene. Schwestern waren sie und zeitlebens einander zugeneigt, bis zu jenem Tage, als Eros sein Auge auf sie warf. Noch war jener Gott ungezähmt und gewaltig, weder der Psyche ergeben, die fürderhin seine Geliebte werden sollte, noch verjüngt zu einem verspielten Knaben. Nein, ein Mannsbild purer Liebeslust war er, als er eines Tages auf der Erde wandelte und die Schwestern erspähte. Alkmeia, die ältere der beiden, befand er als die hübschere, und um ihr beizuwohnen, nahm er die Gestalt ihres Gatten Amphitryon an.

Alkmeia, weder mit Skepsis noch Argwohn gesegnet, erfreute sich am ungewohnt ungestümen Gebaren ihres vermeintlichen Mannes und empfing ein Kind. Erst nach dem Beischlaf, als beide sich im Bade gegenseitig von den Spuren der Leidenschaft reinigten, ließ Eros die falsche Hülle fallen und zeigte sich in seiner wahren Erscheinung. Alkmeia war entsetzt und ebenso ihre Schwester Iphimene, die inbegriffen war, den Badenden die Tücher zum Trocknen zu reichen. In ihrem Schreck entglitten sie ihrer Hand und fielen ins kühle Nass.

»Fürchtet euch nicht, Menschenweiber«, sagte der Gott sacht. »Ich bin zu Besuch gekommen, um der schönsten Frau der Erde zu huldigen. O Alkmeia, du Enkelin des Perseus und der Andromeda, welche die Anmut der Großmutter und das Leuchten des Großvaters in sich vereint! Mein Geschenk an dich soll ein Sohn sein, den du mir zu Ehren gebären wirst. Mein göttlicher Samen wird keimen und ihn zu einem erfolgreichen Verfechter der Ekstase machen – jener Ekstase, in der wir soeben unser Fleisch und unser Fühlen tauchten. Möge er alle Welt damit beglücken. Deinem Gatten Amphitryon aber will ich ein Traumgesicht senden, das ihm unsere Tat enthüllt und ihn verstehen macht, welch Ehre ihm zuteil ward. Kein gehörnter Ehemann sei er, sondern ehrhafter Ziehvater meines Nachkommens.«

Mit diesen Worten verschwand der große Eros, und was er sagte, das traf ein. Alkmeia spürte das Kind in sich wachsen und gebar nach Ablauf der üblichen Frist einen Sohn. Amphitryon aber wurde von einem Traum heimgesucht, der ihm alles Geschehene zeigte und Anflüge jeglicher Eifersucht sogleich erstickte. Welch friedliche Familie hätten sie sein können, hätte in Iphimenes Herzen nicht der Neid Platz gefunden. Sie konnte nicht verwinden, dass ihre Schwester den Göttern schöner galt als sie selbst. Also heckte sie einen Plan aus, um sich fü