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Kapitel 2
RÜCKSCHRITT
Sag doch, dass du meine Schwester bist, dann werden sie mich deinetwegen gut behandeln und am Leben lassen!
1. Mose 12,13; NeÜ
Gott liebt uns ohne jede Vorbedingung. Was immer wir sind oder nicht sind – was immer wir tun oder nicht tun, er wird uns ungeachtet dessen weiterhin lieben.14
Adrian Plass
Die Geschichte: 1. Mose 12,10-20
Alle drei Monate erscheint diese gute christliche Zeitschrift, deren Lektüre mich in meinem Alltag aufatmen lässt. Meistens, aber dieses eine Mal nicht. Da enthielt die Ausgabe einige Artikel über Männer und Frauen mit hoher Verantwortung im Reich Gottes, die aus unterschiedlichen Gründen gescheitert sind. Sie waren allesamt so gut gestartet, haben Großes im Reich Gottes bewegt und dann ihren Dienst beenden müssen, weil sie Dinge in ihrem Leben zugelassen haben, die sie disqualifizierten.
Das erinnert an einen Dozenten desDallas Theological Seminary, der vor den Studenten eine Vorlesung über moralische Integrität hielt. Er begann seine Vorlesung mit dem Hinweis, dass er in seiner Westentasche ein kleines Heft mit sich trage, das ihm sehr helfen würde, auf seine persönliche Glaubwürdigkeit zu achten. In diesem Heft hatte er die Namen einer Reihe von christlichen Persönlichkeiten notiert, die ihren Dienst einst gut begonnen, ihn dann aber nicht gut beendet hatten. Niemand, so betonte er, würde je diese Namen von ihm zu hören bekommen, aber für ihn seien sie eine ständige Mahnung, sehr sorgfältig darauf zu achten, dass er selber authentisch und glaubwürdig blieb. Und dann fügte er noch hinzu: »Heute Morgen habe ich den einundvierzigsten Namen aufgeschrieben.«15
Männer und Frauen haben durch ihren geistlichen Dienst wichtige Akzente gesetzt und beeindruckende Dinge im Reich Gottes geleistet. Dann mussten sie ihre Verantwortung abgeben, weil sie versagt haben. Geld, Macht, Sexualität – die drei großen ethischen Herausforderungen für jeden Christen –, irgendetwas davon wurde ihnen zum Fallstrick.
Sosehr uns in unserer Jesusnachfolge geistliche Vorbilder helfen können, sosehr sie uns herausfordern und motivieren – wir sollten vorsichtig damit sein, unseren Glauben und unsere Hingabe vom Vorbild wichtiger Persönlichkeiten im Reich Gottes abhängig zu machen. Wir könnten sonst alles infrage stellen, wenn wir mitansehen müssen, wie auch solche Vorbilder scheitern können, und wir legen ihnen mit unserer heimlichen oder offensichtlichen Verehrung eine kaum zu stemmende Last auf die Schultern.
Viele Mitarbeiter in Kirchen und Gemeinden stehen mit dem, was sie tun, im Licht der Öffentlichkeit. Sie leiten den Lobpreis, spielen ein Instrument, moderieren, predigen und das nicht selten jede Woche vor vielen Menschen. Sie haben ihre Follower bei Facebook und Instagram und ihre Beiträge sind bei YouTube jederzeit abrufbar.
So dankbar wir für all die Wertschätzung und das wohlgemeinte Lob sind, so gefährlich kann es für uns, die wir diesen Dienst tun, werden. W