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2 Gott und seine Mission im Alten Testament
2.1 Gott – die Quelle und das Fundament
Das Alte Testament offenbart uns Gott als den Schöpfer des Universums, als allgegenwärtiges und allmächtiges Wesen. Israel, Gottes Volk, wird aufgefordert, zu bekennen: »Höre Israel! Der HERR ist unser Gott, der HERR allein« (5Mo 6,4ELB). Gott ist jedoch nicht nur ihr Gott, er ist Gott der ganzen Erde (1Mo 18,25; Ps 22,28-29 u.ö.; Jer 10,6-7; Dan 2,47). »Die ganze Erde gehört mir«, sagt Gott (2Mo 19,5). Die Völker berufen sich auf eigene Götter (2Mo 9,14; 5Mo 3,24; Ps 96,5), doch in Wahrheit sind sie keine Götter, sondern von Menschen geschaffene Götzenbilder (Jes 37,19). Israel erhält das Gebot, keine anderen Götter neben Jahwe zu haben (2Mo 20,3). Der Prophet Jesaja zitiert Gott mit den Worten: »Denn ich bin Gott, und sonst keiner« (Jes 46,9LUT).
Die Perspektive des Alten Testaments auf Gott und die Götter ist von grundlegender Bedeutung für eine Theologie der Mission. Warum? Zunächst etabliert sie ein Grundmuster der Autorität: Was auch immer wir Menschen über das Leben und seine Bedeutung auf der Erde aussagen, muss sich zurückbeziehen auf den Urheber des Lebens – Gott, die Quelle allen Seins! Dies bezieht auch die Mission mit ein. Es kann keinen anderen Grund für Mission geben als den, welchen Gott als gültigen Grund bestimmt. Mission muss daher theologisch durchdacht und diskutiert werden. Sie ist zuallererst Gottes Mission.
Zum Zweiten schließt das Alte Testament andere sekundäre Quellen und Begründungen für den Sinn des Lebens aus. Die Götter der Menschen sind nichts und ihre Religionen sind nur ein schwacher Abklatsch von dem, was Jahwe, der einzig wahre Gott, anbietet. Mission wird niemals auf ihre Einsichten zurückgreifen, außer in den Fällen, in denen diese Einsichten mit dem übereinstimmen, was Gott uns in seinemWort offenbart hat.
Das Gottesbild des Alten Testaments stellt für uns den ersten Bezugsrahmen für eine biblische Theologie der Mission dar. Es bezieht Mission auf die ureigenste Natur Gottes und beschreibt Mission als Handlung des souveränen Gottes. Wir werden unsere Antwort nach dem Verhältnis von Mission und Politik nur angemessen beantworten können, wenn wir herausfinden, worin die Mission Gottes besteht. Dafür beginnen wir dort, wo Gottes Missionsgeschichte beginnt: im Alten Testament.
2.2 Die Bestimmung der Schöpfung
Die erste Selbstoffenbarung Gottes ist die als Schöpfer der Welt. Laut dem Alten Testament schuf er die Weltex nihilo, aus dem Nichts (1Mo 1,1ff). Vor ihm existierte kein Universum. Er ist der Urheber der Welt. Der Prophet Jesaja zitiert Gott mit den Worten: »So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! Was ist denn das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet, oder welches ist die Stätte, da ich ruhen sollte? Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der HERR« (Jes 66,1-2LUT).22
Gott ist der Schöpfer der Welt und was auch immer er schafft, hat eine Bedeutung. Hinter allem, was Gott tut, steht ein göttlicher Plan. Gott verfolgte eine Mission, als er