: PeterLicht
: Ja okay, aber
: Tropen
: 9783608117158
: 1
: CHF 14.30
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Mann mittleren Alters mietet sich in einem Co-Working-Space ein. Er will endlich vorankommen. Womit ist noch unklar, doch er spürt, es geht ums Ganze. So scheint es allen in diesem kargen wie fantastischen Co-Working-Space zu gehen. Flexible Selbstoptimierer*innen, erfahrene Förderantragsschreiber, sprachlose Call-Center-Agenten, wortgewandte Prokrastinierer und andere frei flottierende Büroexistenzen - sie alle haben viel vor und stehen doch die meiste Zeit im Pausenraum und trinken Kaffee, viel Kaffee. Denn es gilt: kein Kapitalismus ohne Kaffee.   Der Space: Ein kleiner Raum, ein Tisch, ein Stuhl. Und im Pausenraum eine hochwertige Kaffeemaschine. Der Erzähler hat viel vor, doch dann kommt immer etwas dazwischen: Kaffeetrinken, Friseurtermin, Dokumentarfilm im Schwimmbad, Besuch von alten Bekannten, ein Konzert mit schrecklichem Ausgang, schlechte Träume von sich abschlachtenden Generälen, ein sich auftuendes Vakuum, das ihn zu verschlingen droht, solche Sachen, und immer wieder Kaffee. Doch auch die anderen kommen nicht voran. Und so stehen mit der Zeit immer mehr Leute vor der hochwertigen Kaffeemaschine herum, lauschen den Zisch- und Brumm-Geräuschen, bis sie unvermittelt beschließen, eine Party zu schmeißen. Danach wird nichts mehr so sein wie zuvor. Poetisch, klug und witzig führt PeterLicht mitten hinein ins korrupte Herz unseres Selbst - ein Feuerwerk. »PeterLicht schreibt so, wie ich gerne sprechen würde.« Sophie Passmann

Mit seinem Lied vom Sonnendeck landete PeterLicht 2001 den Underground-Sommerhit. Nach drei Studio-Alben erschien sein erstes Buch »Wir werden siegen - Buch vom Ende des Kapitalismus«. 2008 folgte »Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des 3. Jahrtausends«, wofür er den Publikumspreis und den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt erhielt. 2014 erschienen das Buch und das gleichnamige Album »Lob der Realität«. PeterLicht ist mit seinen Stücken auf den namhaften deutschsprachigen Theaterbühnen als Dramatiker präsent. 2019 wurde »Tartuffe oder das Schwein der Weisen« zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Eine Zeit lang war er als Kolumnist der Süddeutschen Zeitung tätig. 2021 veröffentlichte er sein 8. Album »Beton und Ibuprofen«.

2


Der Coworking-Space, in dem ich arbeite, befindet sich in einem mehrgeschossigen Haus. Eine Vielzahl von Büro-Etagen und Stockwerken mit verschiedenartigen Nutzungen, die ich nicht überblicke, haben darin ihre Heimat. Wenn man auf meiner Etage die Tür öffnet, kann man den Coworking-Gang betreten. Ab hier verzweigt sich das Coworking-Reich. Es ist gefüllt mit Menschen. Ein dunkles Reich mit schweigenden Herumtapsern und Vorsichhinhockern. Die Herumtapser halten gerne Kaffeetassen in ihren Händen. Der heiße Kaffee wärmt die Kaffeehand, während die andere Hand, die ja auch noch am Körper angebracht ist, das Handy bedient, in dem sich die Gesprächspartner befinden. Manchmal erweist sich die Bedienung des Handys aber nur als derVersuch der Bedienung eines Handys. Das hat hin und wieder unerwartete Folgen. Mitunter ereignen sich nämlich in der Handyhand Fehlbedienungen, die dazu führen, dass in der Kaffeehand, also der Hand, die nicht die Handyhand ist, ein Missgeschick geschieht: Der Kaffee schwappt heraus. Es mutet an wie der Schmetterlingseffekt: Obwohl die linke Hand das Handy hält und bedient, verschüttet die rechte Hand den Kaffee. Sonderbar.

Entgegenkommende Herumtapser erschrecken sich dabei, denn die Herausschwappung des Kaffees beinhaltet eine gewisse Gefährlichkeit für mitgeführte Blätter, Laptops und sonstigeARBEITSUNTERLAGEN, die sie unter den Arm geklemmt haben. Eine missliche Lage. Die Coworker haben, wenn sie über den Gang laufen, oft zarte Agglomerationen von Blättern und anderen Working-Gegenständen in ihre