Im 5. Jahrhundert v. Chr. gab es einzelne Griechen – lauter Männer –, die begannen, auf eine Weise zu denken und zu schreiben, wie es noch keiner zuvor versucht hatte. Nicht alle Griechen taten das, doch die Gedanken und Texte dieser Minderheit prägen noch heute die Art, wie auch wir denken und schreiben. Zu ihnen gehören Männer, die über Medizin, das Thema dieses Buchs, nachgedacht und geschrieben haben.
Ihre »Entdeckung der Medizin« war ein Element in einer breiteren Bewegung neuen Denkens. Im 5. Jahrhundert v. Chr. fingen die Griechen an, über Geschichte zu schreiben und dabei das Pronomen »ich« zu verwenden, also ihre eigenen Auffassungen auszudrücken. Im Nahen Osten waren Berichte über die Vergangenheit immer anonym und unpersönlich gewesen, als handle es sich um »den« Bericht, »das« Narrativ, und nicht die subjektive Darstellung einer Einzelperson.[1] In Babylon und Ägypten gab es viele Texte, die Gebrauch von Zahlen und Berechnungen machten, doch war es dann ein Grieche, Hippokrates von Chios (um 440 v. Chr.), der erstmals theoretisch über Mathematik schrieb.[2] Philosophen, auch sie eine griechische Erfindung, begannen damit, die Unterschiede zwischen Wissen und Glauben zu erkunden und das Natürliche mit dem Herkömmlichen zu vergleichen. In der Mitte des Jahrhunderts erfanden einige von ihnen die politische Philosophie, ein entscheidender konzeptioneller Wandel in der politischen Auseinandersetzung seither.[3] Ende des Jahrhunderts gab es sogar einige, die argumentierten, es existiere kein naturgegebener Unterschied zwischen Sklaven und freien Männern, und Herr über einen Sklaven zu sein sei sogar ein Widerspruch zur Natur und daher ungerecht: die erste belegte Herausforderung dieses Grundelements altgriechischer Gesellschaften.[4] Andere leiteten ungefähr zur selben Zeit die Unterschiede in menschlichen Gemeinschaften von Unterschieden in Klima und Umwelt ab. Sie handelten erstmals über die Natur des Menschen als solche.[5]<