: Rainer Hermann
: Die Achse des Scheiterns Wie sich die arabischen Staaten zugrunde richten
: Klett-Cotta
: 9783608116786
: 1
: CHF 12.60
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Nahe Osten vor dem Kollaps Souverän und eindringlich schildert und analysiert Rainer Hermann die bedrohliche, aktuelle Lage der Staaten im Nahen Osten und Afrika und zeigt die Auswirkungen einer drohenden Implosion der arabischen Welt für Deutschland und Europa: die große Herausforderung der Zukunft. Lange gingen uns die Kriege vor unserer Haustür nichts an. Denn die Regime des Nahen Ostens waren stabil, und ihre Konflikte trugen sie untereinander aus. Mit der Flüchtlingskrise des Jahres 2015 hatten die Kriege nun unsere Türschwelle erreicht. Hellsichtig und warnend schildert Rainer Hermann, wie der Region jenseits des Mittelmeers eine verheerende Implosion droht - mit verheerenden Folgen für Deutschland und Europa. Mehrere Staaten sind bereits gescheitert, andere stehen unmittelbar davor. Für eine grundlegende Reform fehlt den Eliten aber die Einsicht. Wir alle müssen - so der eindringliche Appell - uns endlich auf diesen Prozess einstellen. Denn ein Scheitern bedeutet auch, dass Menschen keine Zukunftsperspektive mehr haben und wieder vermehrt nach Europa flüchten. Daher müssen auch Deutschland und die EU abwägen, ob sie mit dem Argument einer Scheinstabilität weiterhin die Diktatoren und autokratischen Systeme unterstützen oder ob sie auf der Seite der Würde des Menschen stehen und einen Wandel befürworten. Davon werden die arabischstämmigen Deutschen und die Araber hierzulande ihre Haltung gegenüber der Bundesrepublik Deutschland abhängig machen. Ein hochaktuelles Buch, das zeigt, wie das Mittelmeer zur Schicksalsgrenze unseres Kontinents wird.  

Rainer Hermann, geboren 1956, studierte Islamwissenschaft und Volkswirtschaft in Freiburg, Rennes, Basel und Damaskus. Als Korrespondent der Bundesstelle für Außenhandelsinformation wurde er 1990 in Kuwait Augenzeuge des irakischen Einmarsches. Von 1991 bis 2008 berichtete er aus Istanbul über die Türkei und die arabische Welt, 2008 übersiedelte er nach Abu Dhabi, 2012 kehrte er nach Deutschland zurück und ist in der politischen Redaktion der »FAZ« vor allem für den Nahen Osten und die Türkei zuständig.

Von der missglückten Revolte zur Revolution?


Das große Scheitern der Staaten


Es wird noch schlimmer kommen. Die Proteste des Jahres 2011, die zum Sturz von vier Machthabern geführt haben, waren erst der Anfang großer Erschütterungen, die der arabischen Welt bevorstehen. In einem einzigen Jahrzehnt haben Aufstände, Konflikte und Kriege elf Länder erfasst. Die Region hat ihren Tiefpunkt aber noch lange nicht erreicht. Die Missstände, die das Beben ausgelöst haben, sind nicht beseitigt worden, dafür sind neue hinzugekommen. Es ist noch schlechter geworden, was bereits schlecht war.[1] Auch im 20. Jahrhundert hat der Nahe und Mittlere Osten viel Gewalt und Rückschläge erlebt. Doch der Ausblick war nie so düster wie heute.

Dabei haben die Proteste des Jahres 2011, von vielen als »Arabischer Frühling« gefeiert, die Hoffnung genährt, dass endlich auch die arabische Welt von einer Welle der Demokratisierung erfasst werde. In einer Zeit, in der in vielen Ländern, beispielsweise in Osteuropa, Revolutionen und Umwälzungen erfolgreich waren, ist es in der arabischen Welt aber nirgends geglückt, ein Land grundlegend und zum Besseren zu verändern.

Die Regime waren zufrieden, und der Westen war es auch. Schließlich war der Fokus des Westens auf das gerichtet, was am drängendsten erschien: den Terror vor Ort zu bekämpfen, ein Übergreifen von Kriegen zu verhindern, die Expansionslust Irans einzudämmen, Flüchtlinge in ihren Heimatländern zu halten, Länder vor einer Implosion zu bewahren. Für Europa war das eine so naheliegende wie kurzsichtige Strategie. Denn nirgends wurden die Pr