: Clare Chambers
: Kleine Freuden Roman | Ein hinreißender Roman über die späte Liebe - 'überraschend und zutiefst berührend.' Emotion
: Eisele eBooks
: 9783961611270
: 1
: CHF 11.70
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: Erzählende Literatur
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Ein investigativer Plot, eine Geschichte von Begehren und Versagung und nicht zuletzt das Porträt einer zwischen Pflichtgefühl und dem Recht auf Glück ringenden Frau.' Brigitte Woman 1957, im Südwesten von London. Jean Swinney ist Redakteurin bei einer lokalen Tageszeitung und geht auf die Vierzig zu. Von der Liebe enttäuscht, lebt sie mit ihrer halsstarrigen Mutter zusammen.  Als sich eine junge Frau, Gretchen Tilbury, mit einer ungeheuerlichen Behauptung an die Zeitung wendet, macht sich Jean daran, dem Fall auf den Grund zu gehen.  Ihre Recherchen bringen sie nicht nur Gretchen Tilbury näher, sondern auch deren zehnjähriger Tochter und ihrem Mann.  Jeans neue Rolle als Freundin und Ermittlerin stellt Ihr einst ruhiges Leben auf den Kopf und eröffnet ihr nach langer Zeit wieder eine Chance auf Freundschaft, Glück und vielleicht sogar Liebe.  Nominiert für den Women's Prize for Fiction

Clare Chambers wurde 1966 in London geboren. Sie unterrichtete Englische Literatur in Oxford, bevor sie für die bedeutende Verlegerin Diana Athill erst als Sekretärin, später als Lektorin zu arbeiten begann. Nach acht Romanen und einer Schreibpause von zehn Jahren wurde Kleine Freuden ein durch Mundpropaganda erzeugter Überraschungsbestseller und erschien auf Deutsch im Eisele Verlag. Die Mutter dreier erwachsener Kinder lebt mit ihrem Mann im Südosten Londons.

2

Burdett Road 7 in Sidcup war eine Doppelhaushälfte aus den 1930ern in etwas besserem Zustand als Jeans eigene. Im Vorgarten blühte eine symmetrische Anordnung von Ringelblumen und Begonien, an drei Seiten unkrautfrei gesäumt von sauberen Rasenrechtecken. An beiden Enden der niedrigen Gartenmauer gedieh ein Zwillingspaar gestutzter Hortensien. Der Briefkasten und der Türklopfer aus Messing waren auf Hochglanz poliert. Jean blieb vor der Tür einen Moment stehen, um sich zu sammeln, bevor sie klingelte, und beschloss, auf dem Heimweg Brasso Metallpolitur zu kaufen. Allzu leicht vernachlässigte sie die Arbeiten in den Teilen des Hauses, die ihre Mutter nicht sah.

Kurz darauf zeichnete sich ein Schatten hinter der Buntglasscheibe ab, und eine schlanke Frau von ungefähr dreißig Jahren mit dunkelbraunen Locken, die von einer Schildpattspange aus dem Gesicht gehalten wurden, öffnete die Tür. In der Hand hielt sie ein zusammengeknülltes Staubtuch und ein Paar Gummihandschuhe, die sie verunsichert von einer Hand in die andere wechselte, bevor sie sie auf der Garderobenablage neben sich deponierte.

»Mrs Tilbury? Ich bin Jean Swinney vomNorth Kent Echo

»Ja, kommen Sie rein, kommen Sie rein«, sagte die Frau, die gleichzeitig die Hand zum Schütteln ausstreckte und zur Seite trat, um Jean hereinzulassen, womit sie jetzt außer Reichweite war.

Nachdem sie diese ziemlich verpfuschte Begrüßung bewältigt hatten, wurde Jean ins Empfangszimmer gebeten, das nach Wachspolitur roch und die makellose, tote Atmosphäre eines Raumes besaß, der für besondere Gelegenheiten geschont wurde.

Mrs Tilbury bot Jean den bequemeren von zwei Sesseln am Fenster an, die mit einem kleinen Tisch dazwischen einander gegenüber angeordnet waren.

»Ich dachte, Sie möchten sich vielleicht Notizen machen«, sagte sie. Es war weniger ihr Akzent als der leicht stakkatohafte Duktus, der sie als Ausländerin kennzeichnete.

»Danke – das tue ich normalerweise«, sagte Jean, zog ihren Spiralblock und den Stift aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch.

»Ich habe Tee gemacht. Ich hole ihn schnell.«

Mrs Tilbury eilte hinaus, und Jean hörte sie in der Küche herumklappern. Sie nutzte diese kurze Abwesenheit, um mit geübtem Auge ihre Umgebung zu begutachten. Nackte Dielen, müde aussehender Läufer, gefliester Kamin, der Rost leer und sauber gekehrt. Auf dem Klavier im Alkoven standen ein halbes Dutzend Fotografien in silbernen Rahmen. Eine war ein Gruppenbild mit Familie, alle mit ernsten Mienen und edwardianischer Strenge, der Patriarch stehend, seine Frau sitzend mit einem Baby im Taufkleid auf dem Schoß, ein Mädchen im Trägerkleid, das mit glasigem Blick in die Kamera sah. Ein anderes war ein Studioporträt von einem neun- oder zehnjährigen Mädchen mit dunklem Lockenkopf – vielleicht Mrs Tilbury selbst –, das nach oben sah, als bestaunte es etwas direkt außerhalb der Aufnahme. Usambaraveilchen und ein Weihnachtskaktus auf dem Fensterbrett, ein Wandteppich mit der Darstellung einer alpinen Landschaft mit schneebedeckten Berggipfeln und einer Holzhütte in einer Wildblumenwiese, ein Stickbild mit der Aufschrift »Home Sweet Home«.

Mrs Tilbury kam mit einem Tablett mit zwei zarten Porzellantassen, Milchkännchen, Zuckerschale und Teekanne mit gehäkeltem Wärmer zurück. Während sie den Tee eingoss, zitterte ihre Hand ein bisschen, der Schn