Freitag, 25. Januar
Ich leerte zufrieden meine Teetasse und stellte sie in die Spülmaschine. Obwohl ich nur wenig und unruhig geschlafen hatte, geplagt von Albträumen, in denen bunte Clown-Autos in Schlangenlinien wie wild auf mich zurasten, lief alles nach Plan: Die Hunde waren gefüttert und draußen gewesen, und ich trug bereits meine Bürokluft und hatte es geschafft, meine holden Kinderlein aus ihren Zimmern zu locken und ihnen ihr nahrhaftes Frühstück vorzusetzen, das sie selbstredend verweigert hatten. Ich hatte mir sogar eine zweite Tasse Tee gegönnt und dabei die wichtigsten Promi-News und Modetipps in derDaily Mail überflogen und fragte mich nun, ob ich, um mir einen neuen Freund zu angeln, »Bein zeigen« oder lieber »meine Kurven in Szene setzen« sollte. Am besten wäre wohl, wenn ich mir nicht länger das Gehirn mit der Lektüre solcher Käseblätter ruinierte, sonst ertappte ich mich womöglich demnächst dabei, dass ichGood Morning Britain guckte und der gleichen Meinung war wie Piers Morgan.
Was habe ich früher von einem derart straff durchorganisierten Morgen geträumt, etwa, während ich meinen widerspenstigen Sprösslingen ihre aufgeweichten Frühstücksflocken einflößte, wobei sich besagte Sprösslinge lieber darauf konzentrierten, den Brei an den Plafond zu katapultieren, statt sich artig füttern zu lassen (Hat irgendjemand da draußen eine Ahnung, wie mühsam es ist, eingetrocknete Cerealien von der Decke zu kratzen? Unverwüstlicher als dieser asbesthaltige Strukturputz von Artex, das verfluchte Zeug!). Oder aber, wenn ich versuchte, die Füße meines Töchterchens, das »vergessen« hatte, wie man sich die Schuhe anzieht, in selbige zu bugsieren, während ich meinem Sohnemann erklärte, ja, die Hose müsse sein, und nein, halbnackt könne er nicht in die Kita, auch wenn Donald Duck und Konsorten immer »unten ohne« rumlaufen.
Natürlich geht es bei uns morgens nicht immer so ruhig und gesittet zu. Meist muss ich ziemlich viel rumschreien (»Woher soll ich wissen, wo dein Turnbeutel ist? Such ihn gefälligst selber! Und nein, mitsuchen meine ich nicht, dass du dich in deinem Zimmer einmal im Kreis drehst und behauptest, du könntest ihn nicht finden!«) und mich dazwischen halblaut vor mich hin fluchend in meinen ParentPay-Account einloggen, um mal wieder einen Batzen Geld zu überweisen.
Gut, dass ich Peter und Jane in weiser Voraussicht schon gestern Abend gezwungen hatte, ihre Schulsachen einschließlich Turnbeutel und Malsachen zusammenzupacken, denn heute durfte es weder Stress noch Gezeter geben, Jane trat nämlich gleich zur Fahrprüfung an, und da sollte sie fokussiert und konzentriert sein. Mit einem Anflug von Selbstgefälligkeit, weil es mir tatsächlich gelungen war, für die nötige Ruhe und Gelassenheit zu sorgen, schnappte ich mir Schlüsselbund, Jacke und Handtasche, verabschiedete mich von den Hunden und rief »Jane! Wir müssen los!«
Zwanzig Minuten später stand ich immer noch am Fuße der Treppe und schrie mir die Kehle aus dem Leib, dabei hatte ich bereits mehrmals an Janes Tür gehämmert (einzige Reaktion: ein gedämpftes Grunzen) und gedroht, ohne sie loszufahren, sollte sie nicht inEINER MINUTE auftauchen (zugegebenermaßen eine sinnlose Drohung – warum sollte ich ohne sie zu ihrer Führerscheinprüfung fahren?).
Allmählich wurde ich heiser. »Jane?JANE!Beeil dich, wir kommen zu spät! Hast du gehört, Jane? Herrgott noch mal, Jane, nun komm endlich runter! Wir müssenLOS!«
Die Tür zu Peters Zimmer schwang auf. »Mum, ich bin mitten in einem Game, könntest du bitte aufhören, rumzuschreien? Das ist echt peinlich, alle meine Freunde können dich hören!«
»Dann sag deiner Schwester, sie soll mal einen Zahn zulegen!«
»Ich kann nicht, Mum, ich bin beschäftigt!« Mein Sohnemann stülpte sich wieder die K