: Harry Luck
: Bamberger Reiter Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960417590
: 1
: CHF 7.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Spannend, witzig,unterhaltsam. Etwas Unfassbares ist geschehen: Der Bamberger Reiter wurde gestohlen. Und das ausgerechnet kurz vor dem Besuch des Papstes! Als wenig später ein Kunsthändler ermordet wird, der ein geheimnisvolles mittelalterliches Buch besaß und an einer spektakulären These über die Identität des Reiters forschte, brodelt die Gerüchteküche. Und Kommissar Horst Müller steht vor der unglaublichen Frage: Ist der Heilige Gral in Bamberg verborgen?

Harry Luck, 1972 in Remscheid geboren, arbeitete nach einem Studium der Politikwissenschaften in München als Korrespondent und Redakteur für verschiedene Medien und leitete das Landesbüro einer Nachrichtenagentur. Seit 2012 ist er für Öffentlichkeitsarbeit im Erzbistum Bamberg verantwortlich. www.harryluck.de

ZWEI

Am nächsten Morgen herrschte in unserem Büro im dritten Stock der Polizeiinspektion Alarmstufe Rot. Diesen Eindruck jedenfalls erweckten die hektisch blinkenden Warnanzeigen am Kaffeevollautomaten sowie meine Kollegin Paulina, die mindestens ebenso hektisch in dem Bedienungshandbuch blätterte, das ungefähr so dick war wie das Nürnberger Telefonbuch. Falls sich noch jemand an Telefonbücher erinnert.

»›Wenn das Ausrufezeichen rot leuchtet, ist die Abtropfschale und der Kaffeesatzbehälter nicht richtig eingesetzt.‹«

»Sind«, korrigierte ich, ohne dass sie reagierte. »Nicht ›ist‹.«

»›Wenn die Warnanzeige langsam blinkt, ist die Brühgruppe nicht richtig eingesetzt, oder der Heißwasserauslauf ist verstopft.‹« Sie blätterte auf die nächste Seite. »›Wenn die Wasseranzeige blinkt und die Espressotaste dauerhaft leuchtet, befindet sich Luft im System.‹ Aber hier leuchtet und blinkt alles gleichzeitig!«

Ich rührte in meinem Filterkaffee und blickte über meine randlose Brille. »Schon mal dasAEG-Prinzip probiert?«

»AEG?« Paulina schaute mich fragend an. »Sie sind doch Rowenta-Fan. Und das hier ist eine Jura-Maschine.«

»Ausschalten. Einschalten. Geht wieder.AEG

»Tolle Idee, Horst. Ich hab schon dreimal den Stecker gezogen. Und ich brauche endlich einen Latte macchiato.«

»Vielleicht hat Ihre Maschine eine Laktoseintoleranz?« Sosehr ich meiner jungen Kollegin diese Errungenschaft der Technik gönnte, so sehr spürte ich auch immer eine gewisse Genugtuung, wenn das Hightechgerät, das fast so viel gekostet hatte wie ein Gebrauchtwagen und mit der Technik eines tragbaren Atomkraftwerks ausgestattet war, vor lauter Firlefanz seine Kernkompetenzen vernachlässigte und mehr Ärger als Nutzen brachte. Meine Rowenta hatte mich seit über zehn Jahren nicht im Stich gelassen, auch wenn sie nur ganz gewöhnlichen Filterkaffee produzierte.

»Sehr witzig!« Paulina wirkte leicht gereizt. »Sie wissen genau, dass ich keine Kuhmilch trinke. Aber das scheint hier nicht das Problem zu sein. Und bitte kommen Sie nicht wieder auf die Idee, mir in gnädiger Güte etwas von Ihrer –«

»Sagen Sie nicht wieder Plörre zu meinem Kaffee!«

»Mir egal, wie Sie diese flüssige Substanz in Ihrer Gewerkschaftstasse nennen. Moment mal. Ich glaub, ich hab’s!« Sie hatte noch mal umgeblättert. »Hier steht: ›Problem: Die Warnanzeige, die Wasseranzeige, die Kaffeesatzbehälteranzeige und die Kaffeeanzeige blinken gleichzeitig …‹«

»Ja?«

»›Ursache: Die Maschine ist defekt.‹«

»Oh!«

»›Lösung: Sie benötigen den Kundendienst.‹«

Ich schmunzelte, vermied es aber, mir jede Schadenfreude anmerken zu lassen. Paulina pfefferte das Handbuch verärgert in eine Schublade, wodurch das Sideboard, auf dem die Maschine stand, so sehr wackelte, dass