: Sebastian Schmidt
: Der Killer von Köln Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960417637
: 1
: CHF 7.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Mordserie erschüttert die Medienstadt Köln . . . und ein Reporter überschreitet ethische Grenzen. Marc Bauer ist auf der Suche nach der Story seines Lebens. Als Reporter des umstrittenen Magazins 'Excrime' ermittelt er in einem mysteriösen Mordfall in einem Kölner Edelhotel. Die Enthüllung des Täters soll seine Karriere retten, koste es, was es wolle. Doch die Morde um Marc häufen sich. Die Opfer haben eines gemeinsam: Sie alle hüteten dunkle Geheimnisse. Nur ist auch Marcs Weste längst nicht mehr weiß, und die Schatten einer vergangenen Schuld holen ihn ein.

Sebastian Schmidt, geboren 1985 in Düren, ist im Herzen schon immer Kölner gewesen. 15 Jahre lang war er in der Redaktion und im Marketing der Mediengruppe RTL Deutschland tätig. 2020 beschloss er, seine Leidenschaft, das Schreiben, zum Vollzeitberuf zu machen, und arbeitet seither als selbstständiger Autor und Werbetexter. www.schmidtwiemüller.de/sebi- chmidt

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Als er die Augen öffnete, schaute er auf die vergilbte Raufasertapete an der Decke. Fast zwei Jahre war es nun her, dass er Paula einen Antrag gemacht hatte. Er starrte auf einen gelben Fleck, der sich in die Tapete fraß. Er war ihm nie wirklich aufgefallen. Ein Jahr wohnte er jetzt schon hier. Er überlegte, ob es sich länger oder kürzer anfühlte. Eigentlich war es auch egal.

Marc hasste es, in dieser Wohnung wach zu werden. Auch nach all der Zeit hatte er sich nicht daran gewöhnt, brauchte jeden Morgen einige Sekunden, um zu realisieren, wo er war. Er nahm das Handy, das neben seinem Bett auf dem Boden lag, und schaute aufs Display. Es war fast zwölf. Er musste grinsen. Um die Uhrzeit waren Paula und er damals gerade in Barcelona. Er war so nervös gewesen und hatte alles genau durchgeplant. Erst das Essen in dem schicken Restaurant an der Plaça Reial. Danach war er mit ihr zum Park Güell gefahren. Die Fahrt bis zur berühmten Parkanlage von Antoni Gaudí dauerte ewig. Er fragte sich heute noch, wie er es geschafft hatte, zwischen den Scharen an Touristen die kleine, romantische Ecke zu finden, in der er mit Paula ganz allein sein konnte. Er war noch nicht ganz auf den Knien angekommen, da hatte sie ihm schon ein lautes »Ja« entgegengeschrien.

Marc setzte sich auf, und der Raum begann sich zu drehen. Er hatte zu viel getrunken. Wieder. Er war arbeitslos, von der Verlobten verlassen worden und auf dem besten Weg, ein Alkoholproblem zu entwickeln. Aber das Schlimmste war dieses stinkende Loch von Wohnung. Hätte ihm damals in Barcelona jemand gesagt, was aus ihm werden würde, hätte er das niemals geglaubt. Früher hatte Marc höchstens über solche gescheiterten Existenzen in seinen Reportagen geschrieben. Meist mit einem Touch Sarkasmus und Überheblichkeit. Erst seit seinem Absturz hatte er so was wie Demut gelernt.

Marc stand auf. Zum Schwindel gesellten sich starke Kopfstiche hinzu. Dabei hatte er nur Bier getrunken. Den Schnaps hatte er wegen des Termins weggelassen. Nichts zu trinken kam ihm nicht in den Sinn. Die Vögel machten bestialischen Lärm vor seinem Fenster, der nur von dem Quietschen der bremsenden Straßenbahn übertönt wurde. Marc stand auf und machte sich einen Kaffee. Er hätte nicht aufstehen müssen, denn von seinem Bett aus war die Kochnische seiner Wohnung nur eine Armlänge entfernt.

Mit dem fertigen Kaffee setzte er sich auf die Bettkante. Mit jedem Schluck spürte er seine Lebenskräfte zurückkommen. Er schaute in die deprimierenden fünfunddreißig Quadratmeter seines Lebens.

Paula und er hatten geplant, gleich nach der Hochzeit Eigentum im Kölner Speckgürtel zu suchen. Das Kapital war da, und sie hatten sich bereits umgeschaut. Ein gutes Jahr später schlief er nun einsam neben dem Abwasch der letzten drei Tage. Immerhin rauchte er nicht in der Wohnung. Der gelbe Fleck an der Decke konnte also nicht von ihm sein. Er überlegte, ob ihn das jetzt freuen oder beunruhigen sollte, und zog die Jeans an, die er am Abend achtlos neben dem Bett abgestreift hatte.

Als Paula ihn vor die Tür gesetzt hatte, dachte Marc noch, es sei nur eine Phase, eine Meinungsverschiedenheit zweier Liebenden. Er wusste, was er getan hatte, was aus ihm geworden war, aber er hätte nie gedacht, dass sie ihn wirklich verlassen würde. Al