Christof Weinkeiler sog die frische Waldluft tief ein. Der würzige Duft von Pilzen, das spezielle Aroma des aufziehenden Herbstes, die orangerot verfärbten Blätter, die den Wegesrand säumten, all das ließ ihn zur Ruhe kommen. Er streichelte Gonzo, den Golden Retriever-Rüden, der ihn seit einigen Monaten begleitete, über den Kopf.
Gonzo sah zu seinem Herrchen auf, rieb sich an Christofs Bein und setzte sich in das, vom Morgentau feuchte Gras. Christof kniete sich nieder, kraulte seinem Hund die Ohren und hielt ihm ein Glas vor die Nase, in dem eine, mit etlichen Kratern überzogene, schwarze Knolle lag. Aufgeregt schnüffelte Gonzo daran.
Christof stand auf und drehte den Deckel des Glases langsam auf.
»Ich weiß mein Lieber, darauf hast du schon gewartet.«
Schwanzwedelnd hatte der Hund sich aufgerichtet und beobachtete, wie Christof den Deckel abnahm und das Glas schließlich vor seine Nase hielt.
»Hier, such, mein Braver, zeig mir wo die köstlichen kleinen Knollen wachsen.«
Er ließ seinen Hund an der Trüffelknolle schnüffeln, sodass dieser mit seiner feinen Nase die Spur der raren Pilze aufnehmen konnte. Gonzo hielt seinen Kopf kurz in den Wind, dann trabte er, am Boden schnüffelnd, in den Wald hinein und zog Christof zu einer der alten Eichen. Dort begann er, dicht am Stamm die Erde aufzuscharren und grub seine Nase in das feuchte Moos.
Christof nahm seinen Rucksack vom Rücken, stellte ihn auf den Waldboden und nahm die kleine Spitzschaufel, die seitlich daran festgeschnallt war.
Gonzo hatte sich inzwischen schwanzwedelnd hingesetzt.
»Was haben wir denn da gefunden?« Christof kniete sich neben Gonzo in das feuchte Moos.
Der Hund bellte kurz. Er wartete auf seine Belohnung, darum stupste er sein Herrchen immer wieder mit der Schnauze an. Erfreut über den schnellen Erfolg streichelte er Gonzo und holte ein Leckerli aus der Tasche, das er ihm vor die Schnauze hielt.
»Hier mein Lieber, das hast du gut gemacht.«
Gonzo schnappte sich seine Belohnung und legte sich anschließend auf den feuchten Boden, während Christof einmal um den mächtigen Stamm herumging. Er roch bereits das feine Aroma der Pilze. Als er auf der anderen Seite des Baumes ankam, bot sich ihm das übliche, enttäuschende Bild.
Eine Rotte Wildschweine hatte sich schon daran gütlich getan. Tiefe Gräben zeugten von ihrer Gier auf das schwarze Gold des Waldes.
»Cacahuète! Schon seit drei Wochen finde ich nur leere Löcher, das ist alles, was mir die Schwarzkittel übrig lassen.«
Er kniete sich nieder und ließ die humusreiche Erde, auf der Suche nach winzigsten Überresten, durch seine Finger rieseln. Resigniert stand er wieder auf und verstaute sein Werkzeug in seinem Rucksack.
Gonzo saß noch immer an dem Platz, wo er in der Erde gescharrt hatte.
»Was ist los, hast du noch etwas gefunden?«
Er kniete sich nieder und tastete durch das Laub. Anscheinend hatte er doch Glück, eine Knolle, so groß wie eine Walnuss lag verborgen unter dem feuchten Blattwerk, genau dort, wo Gonzo gegraben hatte.
Vorsichtig hob er den Pilz auf und mit einem Pinsel aus Schweineborsten entfernte er behutsam die Erde, reinigte den Pilz und kontrollierte, ob sein Fund keine Bissspuren oder andere Beeinträchtigungen aufwies. Nach einer akribischen Begutachtung nickte er befriedigt. Er schlug die Knolle sorgfältig in ein Blatt Küchenpapier ein und legte sie zu der anderen in das Sammelglas. Selbst frischen Trüffel ernten zu können, war einer der Gründe, warum es Christof Weinkeiler ins Elsass verschlagen hatte.
»Komm Gonzo, wir wandern noch hinüber zur Lichtung, wo die Maroni-Bäume stehen. In wenigen Minuten lichtet sich der Nebel, dann können wir uns in der Herbstsonne aufwärmen.«
Zufrieden schlenderte er weiter, warf ab und zu einen Stock für Gonzo zum Apportieren und klaubte dabei die frischen Eicheln auf, die überall am Boden verstreut lagen.
Ich liebe mein neues Leben, dachte er glücklich.
An einen alten Baumstamm gelehnt, saß er auf der Lichtung und beobachtete die Sonne, deren Strahlen sich ihren Weg durch den grauen