1Chloe
Heute
Im Abwasserkanal suchten wir Henry zuerst. Dann an den überfluteten Ufern des Shallow Reservoir. Der Sturm der vergangenen Nacht war seit Jahren der stärkste und wildeste in dieser Gegend gewesen. Innerhalb einer Stunde regnete und hagelte es so viel wie normalerweise in zwei Monaten, Äste brachen von den Bäumen ab, und Rinnsteine verwandelten sich in reißende Bäche. Vom Dach des Postgebäudes wurden Wellblechplatten gerissen, und bei Cutler Bend, wo erst vor einem Jahr ein Buschfeuer gewütet hatte, ging eine Schlammlawine ab.
Es war eine Nacht, die alles gründlich durchkaute und wieder ausspuckte. Keiner von uns wollte darüber nachdenken, dass sie womöglich Henry zwischen die Zähne bekommen hatte.
Wir klopften an Haustüren und fragten in den Läden, sahen auch in der Bibliothek und an seinem angestammten Angelplatz nach. Erst am frühen Nachmittag stolperte jemand über ein schlammiges Mountainbike im Wartebereich des Bahnhofs. Es war ordentlich auf dem Ständer abgestellt, und das Vorderrad stand in einem koketten Winkel, als ob es sagen wollte: »Wo bleibt ihr denn?« Anfangs waren wir