März 2019. Ich saß in meiner Lieblingssaftbar in Srithanu auf der thailändischen Insel Ko Pha-ngan. Der mintgrüne Anstrich passte gut zu den Lampen in der gleichen Farbe, die von der hölzernen Decke baumelten und auch nach Sonnenuntergang das strahlend bunte Obst beleuchteten, das in großen Schüsseln den Verkaufstresen schmückte.
Hlong, der Inhaber der Bar, stellte eine Kokosnuss vor mich hin, aus der ein Strohhalm herausragte, und fragte: »Na, wie läuft’s? Hast du schon deinen magischen Ort gefunden?«
Hlong ist wenig älter als ich, ein Typ mit lustigem Kinnbart und einer Liebe für asiatische Castingshows. Bei einem meiner vielen Besuche hatte ich ihm erzählt, dass ich nach einer besonderen Stelle suchte, an der ich mein nächstes Naturkonzert geben konnte.
»Leider nicht«, berichtete ich von meiner bislang erfolglosen Suche. »Entweder ist es unmöglich, dort ein Klavier zu platzieren. Oder es ist zu kommerziell oder zu laut.«
Hlong nickte verständnisvoll. Wir kannten uns erst kurz, aber wir verstanden uns blendend und hatten viel Spaß, wenn wir uns sahen. Ihm gefiel meine Musik, und häufig spielte er meine Musikvideos auf dem riesigen Fernseher der Bar ab und erzählte seinen Gästen begeistert von meinen Konzerten unter freiem Himmel.
Ich sah, dass er überlegte. Dann sagte er: »Es gibt eine Bucht, von der ich dir noch nie erzählt habe. Es ist etwas umständlich, dort hinzukommen. Und eigentlich sollten nicht zu viele davon wissen. Aber es wäre der perfekte Ort für dich … also, was soll’s!«
Und während er mit seinem langen Obstmesser ein paar Früchte in Stücke schnitt und in einen seiner Hochleistungsmixer füllte, verriet er mir tatsächlich, wo sich die schönste Bucht der Insel vor den Augen der meisten Touristen versteckte.
Ich nahm einen Schluck aus meiner Kokosnuss, speicherte die Wegbeschreibung ab und rief Sophie an, eine Freundin, mit der ich am Abend verabredet war. »Lust auf ein Date in einer verborgenen Bucht?«
Ich hatte Sophie Jahre zuvor bei einem Yogaretreat auf Bali kennengelernt. Sie reist als Yogalehrerin durch die Welt und lebt dabei ein minimalistisches Nomadenleben, das meinem nicht unähnlich ist. Über die Jahre entstand eine besondere Verbindung zwischen uns, die wir auf unsere eigene, freiheitsliebende Art genossen, wenn uns das Schicksal mal wieder an denselben Ort führte.
Das zweite Mal liefen wir uns beim Jazzfestival im kanadischen Montreal über den Weg, ein anderes Mal tanzten wir eine Nacht in Lissabon durch, meditierten zusammen in Ägypten und knutschten in einer Rooftop-Bar in Singapur. Und nun hoffte ich, dass wir einen langen Sonnenuntergang an Hlongs geheimem Lieblingsort miteinander teilen würden.
»Klar«, lachte Sophie an meinem Ohr. »Mit dir immer.«
Ich reckte den Daumen in Richtung Hlong nach oben, leerte meine Kokosnuss und verabschiedete mich. Grinsend winkte er mir hinterher.
Ein paar Stunden später begrüßte Sophie mich mit einem Kuss auf die Wange.
»Du willst mich also an einen abgelegenen Strand entführen?«, fragte sie mit einem Augenaufschlag, der seinesgleichen suchte.
»Absolut!« entgegnete ich zwinkernd. »Und außerdem bin ich auf der Suche nach einem magischen Ort für mein nächstes Naturkonzert.«
»Ach so.« Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Dann mal los.«
Wir stiegen auf meinen Roller, sie klammerte sich an mich, und wir knatterten übe