: Nikolina Drum
: Million Dollars Between Us Die besten deutschen Wattpad-Bücher | Ein etwas anderer Liebesroman und ein modernes Cinderella-Märchen
: Wattpad@Piper
: 9783492988674
: & Birdie
: 1
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein modernes Cinderella-Märchen - doch ist wirklich alles Gold, was glänzt? »Schaue niemals auf jemanden herab, dem du nicht aufhilfst.« Birdie ist obdachlos. Seit sie denken kann, lebt sie auf der Straße. Als sie wie jedes Jahr im Winter in die belebte Oxford Street umzieht, steht sie fassungslos vor dem neuen Bürogebäude, das ihrem Schlafplatz gegenüber gebaut wurde. Tag ein, Tag aus beobachtet sie nun die reichen Anzugträger, die sie mit Abscheu behandeln oder ganz ignorieren. Besonders Damien Hamilton, Juniorchef der Firma, scheint sie nicht ausstehen zu können ... »Dein Buch habe ich förmlich verschlungen. (...) Du hast dich nicht gescheut, den Kontrast zwischen Obdachlosigkeit und Reichtum zu präsentieren, und hast daraus eine herzerwärmende Geschichte geformt, die ich oft mit Tränen in den Augen gelesen habe.« (@darkqn auf Wattpad) Wattpad verbindet eine Gemeinschaft von rund 90 Millionen Leser:innen und Autor:innen durch die Macht der Geschichte und ist damit weltweit die größte Social Reading-Plattform. Bei Wattpad@Piper erscheinen nun die größten Erfolge in überarbeiteter Version als Buch und als E-Book: Stoffe, die bereits hunderttausende von Leser:innen begeistert haben, durch ihren besonderen Stil beeindrucken und sich mit den Themen beschäftigen, die junge Leser:innen wirklich bewegen!

Nikolina Drum wurde 1997 in der »Marzipan-Stadt« Lübeck geboren und lebt seit ihrer Kindheit ihre Kreativität in verschiedenen Formen aus. Mit vierzehn Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft zum Schreiben und veröffentlichte Bücher auf der Online-Schreibplattform Wattpad, die bisher mehrere Millionen Klicks erzielen konnten. Neben dem Schreiben liebt Nikolina die Musik und Kunst, und arbeitet zudem als Kommunikationsdesignerin.

Kapitel2


Ich lausche der leisen Ballade meines Magens, die mit der Zeit lauter und immer hektischer wird. Die Gier nach einer Stärkung ist nicht zu überhören. Mein Körper ist schwach und mein Hunger umso stärker. Den Menschen scheint ihr Geld zu kostbar zu sein, um es in den Pappbecher einer nicht mehr existierenden Tankstelle zu werfen. Sie laufen den Blick in die Ferne gerichtet an mir vorbei. Ich setze mich ein wenig auf, blicke ihnen direkt in ihre Gesichter. Aber sie sehen mich nicht. Ich bin unsichtbar, und irgendetwas sagt mir, dass ich diesen Winter allein nicht überstehen werde.

Wahrscheinlich war es eine blöde Idee, an diesen Ort zurückzukehren. Jeder Zentimeter der Nische erinnert mich an meine Familie. Jeder Zentimeter erinnert mich an Lucas.

»Haben Sie ein wenig Geld für mich übrig?«, lautet meine Frage an einen klein gebauten Mann, dessen Körper von einem langen Mantel eingehüllt wird.Was ich bloß für diesen Mantel tun würde …

»Hätten Sie bitte etwas Restgeld für mich übrig!«, korrigiert er mich, bevor er an seinem dampfenden Becher schlürft und zu mir herabschaut. Sein Kinn verdreifacht sich, während die großen von der Kälte geröteten Ohren von seinem runden Kopf abstehen.

»Vergessen Sie’s«, murmle ich in meinen Schal und ziehe die Knie zu meiner Brust. Sogar ein kleiner Schluck aus seinem heißen Becher könnte mir den Tag versüßen.

Hoffnungslos starre ich das Logo meines Pappbechers an, welches einstBolder’s Gas Station lautete, doch nun ist nur noch die Hälfte der Buchstaben zu erkennen. Anhand dieses Namens brachte mir meine Mutter den Umgang mit Zahlen bei. Damals war ich ihrer Meinung nach jedoch noch zu jung, um bereits das Lesen und Schreiben zu lernen. Dann ging sie von uns. Ich würde lügen, wenn ich mir einredete, dass mein Bruder und ich es einfach hatten. Nie wussten wir, aus welchen Zutaten die Nudelsuppe aus dem Supermarkt bestand oder welche Bahn die richtige war. Wir spielten das Spiel »Errate die Zutaten«. Egal, für welche Suppe wir uns entschieden, es war immer eine Überraschung. Der alte Laden in der Nähe des Vauxhall Parks hatte lediglich Etiketten ohne Bilder, aber die Suppen waren die besten in ganz London. Jeden Freitag nutzten wir die Überreste unserer Einnahmen und gönnten uns einen Eintopf. Erst dann, wenn ich mit dem Taschenmesser die Dosen geöffnet hatte, konnten wir den Gewinner küren. Und in diesem Fall war es meistens mein kleiner Bruder. Lucas war darin immer besser als ich. Und als er mich dann vergangenen Winter verlassen hatte, war ich komplett auf mich allein gestellt, und zum Spielen blieb keine Zeit mehr. Ich kann es nicht fassen, dass meine Familie mich auf dieser verkümmerten, egoistischen Erde allein zurückgelassen hat.

Der Mann mit den überdimensional großen Ohren ist mit seinem heißen Becher verschwunden, und ich wette, dass sich unter seinem langen Mantel ein feiner Anzug versteckt hat. Aber das wird nur eine Vermutung bleiben.

»Entschuldigen Sie, haben Sie zufälligerweise ein wenig Restgeld für mein Mittagessen?« Ich hasse es, aufdringlich zu sein, aber ich sehe keinen Ausweg mehr. Die Ballade in meinem Bauch hat sich inzwischen zu einem lauten Rockkonzert ausgewachsen.

Die Mutter der beiden Kinder, die mich auf Augenhöhe von Kopf bis Fuß mit weit aufgerissenen Augen beobachten, schaut sich um, bis auch sie mich auf dem Boden kauernd in der schmalen Nische der Eisdiele entdeckt. Vorsichtig hebt sie ihre runde Sonnenbrille, um mich mit geneigtem Kopf nachdenklich zu mustern. Der kleine Junge mit den rosa Wangen beugt sich zu meinem Pappbecher hinunter, wird jedoch sofort von seiner Mutter zurückgehalten. Ich erschrecke wegen der unerwarteten Schnelligkeit in ihrer Bewegung.

»Fass das nicht an, George! Das fasst man nicht an!«, höre ich sie nur wiederholt fauchen.

»Was kannst du denn?«, fragt er mich, und die runden braunen Augen betrachten mich erwartungsvoll. Die sanfte Stimme ist Musik in meinen Ohren, und auch seine Schwester scheint ihr Interesse nun mir zu widmen. Ihr unsicherer Blick fällt auf mich und dann wieder auf ihren Bruder.

»I-Ich … also …«, stottere ich und bekomme keinen einzigen Satz heraus.Was kann ich denn schon?

»Komm, George!«<