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Fibro … wie bitte?
In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit all dem, was Sie schon immer über Fibromyalgie wissen wollten (aber bisher nicht zu fragen wagten). Denn Verstehen ist der Schlüssel zu einem konstruktiven Umgang mit der Krankheit.
»Fibromyalgie« – oje! Manchmal denke ich, das Wort ist schlimmer als die Krankheit. Spaß beiseite, natürlich will ich nichts verharmlosen und bin auch gar nicht in der Position dafür. Aber wie ich im persönlichen Vorwort schon schrieb: Ich bin jeden Tag dankbar dafür, keine Diagnose mit tödlicher Prognose bekommen zu haben!
Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die mein gesamtes Leben veränderte. Nach vielen Jahren der Beschwerden, die kein Arzt eindeutig einer Erkrankung zuordnen konnte, hat der Schmerz einen Namen bekommen: Fibromyalgie. Als ich nach meinem Besuch beim Rheumatologen wusste, was mich so piesackt, habe ich sofort angefangen zu recherchieren. Ich wollte wissen, wer nun mein ständiger Begleiter ist. Und wie es überhaupt zu diesem unaussprechlichen Namen kommt …
Handeln wir das einmal zuerst ab: »Fibromyalgie« leitet sich ab aus dem lateinischen »fibra« für »Faser« und von »Myalgie«, »Muskelschmerz«, hier liegt der Ursprung im griechischenmŷs für »Muskel« undálgos für »Schmerz«. Damit haben wir auch schon das Hauptsymptom, den quälenden Muskelschmerz, identifiziert. Hinzu kommt noch eine Reihe weiterer Symptome, die ich noch aufgreifen werde.
Ich habe bei meinen Recherchen den Eindruck gewonnen, dass es Fibromyalgie schon »immer« gab, nur hieß sie nicht immer so. Beschreibungen von Schmerzen an Muskeln und Skelett reichen weit zurück und tauchen schon in Überlieferungen aus dem 16. Jahrhundert auf. Schmerzen des Bewegungsapparates liefen damals unter dem (ungenauen, aber immerhin existenten) Sammelbegriff »Rheumatismus«. Im 18. Jahrhundert kam dann für Schmerzen, die nicht von gelenkzerstörenden Prozessen begleitet wurden, der speziellere Begriff »Muskelrheumatismus« auf. Es gab also fortan degenerative Erkrankungen wie Arthrose bzw. rheumatoide Arthritis auf der einen und muskelrheumatische Schmerzzustände mit Symptomen ähnlich denen, die wir heute mit »Fibromyalgie« bezeichnen, auf der anderen Seite.
Jene zweite Kategorie gliederte sich ab dem 19. Jahrhundert weiter in verschiedene Unterformen auf, aber die Unterscheidungen blieben vage. Im 20. Jahrhundert endlich kam es zur eingehenden Beschreibung der fibromyalgietypischen Symptome wie der sogenannten Tender Points. Tender Points (= Druckpunkte) sind 18 definierte schmerzhafte Druckpunkte, die sich im Bereich der Muskeln und an den Ansätzen beziehungsweise an den Übergängen der Sehnen befinden. Es blieb aber zunächst weiter unklar, ob entzündliche Prozesse Teil der Erkrankung sind oder