Kapitel 1
Impact-Techniken mit Objekten
Der Einsatz der visuellen Dimension konkretisiert die Therapie und erleichtert es, die Konzentration des Klienten auf ein spezifisches Thema zu lenken. Dabei gibt es mindestens zwei Varianten. Entweder der Therapeut sucht etwas Visuelles aus dem Alltagsleben des Klienten aus, das dieser zwischen den Therapiesitzungen regelmäßig sieht und das die Wirksamkeit der Intervention verstärkt. Oder er verwendet andere Objekte, die für ihn leicht zugänglich und auch kostengünstig sind. Der Therapeut kann dem Klienten das eine oder andere Objekt als Geschenk überreichen und auf diese Weise die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema nach der Sitzung fördern.
Ein Blatt Papier
Ein Blatt Papier kann die Beziehung zwischen zwei Personen veranschaulichen. Glatt und sauber symbolisiert es eine angenehme und zufrieden stellende Beziehung. Wenn es zerknittert, zerrissen oder voller Flecken ist, dann steht es für eine ungünstige Beziehung.
Beispiel 1: Der Preis der Wut
Georg ist ein Klient, der große Schwierigkeiten hat, mit seiner Wut angemessen umzugehen. Er sagt, dass er es nicht versteht, warum sich seine Frau so aufregt, wenn er in Wut gerät.
Georg: Sie weiß doch genau, dass ich nicht wirklich böse bin, ich explodiere manchmal, aber danach ist es wieder gut. Es ist immer dasselbe! Sie sagt, dass sie es nicht mehr aushält, und wenn ich mich nicht verändere, will sie sich von mir trennen.
Therapeut: Wenn ich das richtig verstehe, Georg, lassen Sie sich mit Heidi so richtig gehen, indem Sie im Streit ganz viel sagen, was Sie eigentlich nicht meinen. Danach vergessen Sie es ganz einfach und verstehen nicht, warum sie es nicht genauso macht. Ist das so?
Georg: Genau so ist es, das stimmt!
Therapeut: Nehmen wir dieses Blatt Papier. Sie sehen, es ist ganz glatt und sauber. Sagen wir mal, das ist Ihre Beziehung mit Heidi. Ich schreibe also »Georg« und »Heidi« darauf (er schreibt beide Vornamen auf das Blatt). Welche Zahl auf einer Skala von 0 bis 10 würde Ihre Gefühle ausdrücken, die Sie Ihrer Frau entgegenbringen?
Georg: Ach, das ist eine Zehn, mindestens!
Therapeut: Aber nun schauen Sie mal, was passiert, wenn Sie in Wut geraten.(Der Therapeut imitiert seine vorwurfsvolle Stimme und zerknittert dabei heftig das Papier). »Ich habe dir doch gesagt, du sollst das Abendessen um 6 Uhr machen, weil ich den Termin habe, jetzt hast du es schon wieder vergessen. Du wusstest doch, dass es für mich wichtig ist. Du hättest dich ein wenig anstrengen können. Was kann ich nur tun, damit du dich nicht immer so blöd anstellst?«(Das Papier ist völlig zerknittert und an manchen Stellen eingerissen.)
(Georg schaut verblüfft und ist sehr aufmerksam.)
Therapeut(übernimmt wieder die Rolle des Klienten, versucht, das Papier glatt zu streichen, sagt gleichzeitig in einem entschuldigenden Ton): »Ach, entschuldige! Das wollte ich nicht sagen. Du weißt doch, dass dieser Termin mich ärgert. Bitte vergiss es jetzt!«(Das Blatt ist immer noch verknittert, trotz des Versuchs, es zu glätten. Georg ist verdutzt und scheint ernsthaft betroffen zu sein von dieser Analogie.) Was halten Sie von dieser Demonstration, Georg?
Georg: Ich verstehe jetzt besser, warum Heidi so reagiert und sich so fühlt.
Therapeut: Ich habe den Eindruck, dass sie seit geraumer Zeit schon versucht, es Ihnen zu sagen. Es ist durchaus menschlich, wütend zu werden, man kann sich noch so anstrengen, aber es passiert immer wieder, es gelingt nicht immer, sich nicht aufzuregen. Gleichwohl ist es besser, wenn man lernt, auf eine konstruktive Weise damit umzugehen. Möchten Sie das?
Georg(überzeugt): Ja, sehr!
Beispiel 2: Evaluation einer Vater-Tochter-Beziehung
Eine Mutter erbittet Hilfe für ihre 8-jährige Tochter. Die Eltern sind seit vier Monaten geschieden, und die Sorge um ihr einziges Kind hat ihr