: Maike Brunk
: Meine große Freiheit Wie ich das Glück im Hamburger Hafen fand
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783959103244
: Sehnsuchtsorte
: 1
: CHF 12.30
:
: Deutschland
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Maike Brunk ist die »Hafenschnackerin«. Seit 14 Jahren zeigt sie ihren Fahrgästen die verborgenen Ecken des einzigartigen Hamburger Hafengebiets, jenseits der Standard-Touren. Sie hat ihre große Leidenschaft Hamburg zum Beruf gemacht. Im ersten Leben war sie IT-Beraterin, gut bezahlt, aber wenig erfüllt. Kurzentschlossen wirft sie hin und orientiert sich um - und hat es nie bereut. Heute präsentiert sie auch den alteingesessenen Hamburger*innen auf ihren Elbinsel-Touren noch Neues und hat sich gut etabliert. Beim G20-Gipfel ist sie diejenige, welche die Partner*innen der angereisten Politiker*innen durch den Hamburger Hafen führen darf. Maike Brunk nimmt uns in ihrem Buch mit zu ihrem Sehnsuchtsort. Sie schippert mit uns durch den Hamburger Hafen und eröffnet uns einen neuen Blick auf die Stadt.

Maike Brunk, geboren 1971 und aufgewachsen in Nordfriesland, ist ein waschechtes Nordlicht. Nach dem Studium in Kiel zog sie nach Hamburg und lebt dort seit nunmehr über zwanzig Jahren. Seit 2007 führt sie jährlich bis zu 150 abwechslungsreiche Hafentouren mit bisher ca. 55.000 Gästen durch. Maike Brunk begeistert selbst ausgesprochene Hamburg- und Hafenkenner*innen mit ihrer unterhaltsam-informativen Tourmoderation. Auf Twitter findet man sie unter @HHElbinselTour.

Der Abend davor


Diese Marketingidee war großartig, geradezu genial. Das musste einfach wie von selbst funktionieren. Ich würde im Handumdrehen Gäste für den kommenden Tag akquirieren. So dachte ich zumindest.

Es war der Abend vor meiner ersten selbst organisierten Hafentour im Frühsommer 2007. Alles war gut vorbereitet: Ich hatte eine traditionelle urige Hafenbarkasse, also eins von diesen alten kleinen Schiffen, gechartert und mit dem Schiffsführer eine interessante Fahrtroute abgestimmt. Die Barkasse würde für einen kulinarischen Zwischenstopp an einem idyllischen Biergarten anlegen, und für die Rückfahrt hatte ich einen dieser typischen Stadtrundfahrt-Cabrio-Doppeldeckerbusse gebucht. Die Tour würde zunächst unter der Köhlbrandbrücke hindurchführen und später obendrüber hinweg – mit einem atemberaubenden Ausblick über den Hamburger Hafen. Ich war davon überzeugt, dass die verschiedenen Hafenansichten meine Gäste begeistern würden. Sie sollten einen neuen Blick auf Hamburg bekommen und mit der Elbinsel Wilhelmsburg eine weitgehend unbekannte Ecke der Stadt kennenlernen. Wilhelmsburg war ein sozial schwacher Stadtteil, dem für die nächsten Jahre dank dort stattfindender Internationaler Bauausstellung und Planung einer Gartenschau ein großer Aufschwung prophezeit wurde. Ein interessanter Stadtteil im Wandel.

Nur eines fehlte mir noch für meine Tour: zahlende Fahrgäste. Ich hatte hohe Kosten, aber bis zum Vorabend der Tour tatsächlich nur einen einzigen Gast, der Geld für sein Ticket bezahlt hatte. Ich hatte die Dame über eine Zeitungsanzeige in einem lokalen Wochenblatt für meine Tour interessieren können. Leider hatte die Schaltung der kleinen Annonce mehr gekostet, als dieses eine verkaufte Ticket für die Jungfernfahrt einbrachte. Natürlich hatte ich der Dame als meiner ersten zahlenden Kundin auch noch großzügig Rabatt eingeräumt. Schließlich war das hier der Beginn von etwas ganz Großem. Das mit dem Premierenkundenrabatt hielt ich für ein unschlagbares Argument, nur leider hatte diese Idee mit nur dieser einen Kundin als Resultat offenbar nicht gezündet.

Ich hatte den ganzen Nachmittag mit einer kühlen Schorle in der Hand auf der Terrasse unterm Sonnenschirm gesessen und gegrübelt. Wo in Hamburg würde ich auf viele begeisterte Menschen treffen, die ich so kurzfristig noch als Kunden für meine morgige Tour gewinnen konnte? Gedanklich ging ich alle mir bekannten Touristen-Hotspots durch, als meine Freundin anrief. Wir kennen uns schon aus der Studienzeit in Kiel, hatten einige Jahre zusammen Basketball gespielt und schon viel gemeinsam durchgestanden. Marion ist bis heute eine meiner engsten Vertrauten. Ihre Eltern waren Ärzte, sie glaubt an das Gute in den Menschen, feiert gern und steckt mit ihrem lauten Lachen alle an. Ihr Job in der Finanzbehörde scheint so gar nicht zu ihrem lebenslustigen Wesen zu passen. Wir hatten uns bei einer Infoveranstaltung für Erstsemester in der Unibibliothek kennengelernt und waren uns gleich sympathisch.

»Hey, Maike, wir wollen nachher noch was trinken gehen, bist du dabei?«

Ich zögerte kurz. Das Angebot auf Ablenkung von meinem Problem schien sehr verlockend.

»Ich weiß nicht, Marion, ich habe immer noch keine zahlenden Gäste für die Tour morgen und bin gerade echt verzweifelt.«

»Ach was, nun komm schon, uns fällt doch immer was ein. Wir quatschen nachher einfach ein paar Leute auf dem Kiez an, da sind doch immer Touristen, die was erleben wollen.«

In me