Kapitel 2
»Kann ich dir helfen?«
Eloise schnaufte und blickte über ihre Schulter auf den Typ aus Nummer drei, der in einer Cabanjacke mit Wollschal und Beanie der Kälte trotzte. So, wie er sie angrinste, bezweifelte sie, dass sein Angebot ernst gemeint war.
Jamie Darcy, ihr Nachbar, war mehrarsey, also pampig, als Darcy, der Gentleman aus Jane AustensStolz und Vorurteil.
Und jetzt gerade sah er mehr als nur ein bisschen verärgert aus, weil sie die Stufen blockierte. Die Autoschlüssel baumelten an der Spitze seines Zeigefingers, der wiederum in Lederhandschuhen steckte.
»Ich komm schon klar«, meinte sie schnippisch, wenn auch schwer atmend. Sie schwitzte in ihrem Mantel. Der verdammte Baum hatte nicht in ihren Polo gepasst, deshalb hatte sie den Bus nehmen müssen. Was bedeutete, den fast zweieinhalb Meter hohen Baum den Hügel bis zu ihrer Wohnanlage hinaufzuschleppen. Dabei erntete sie böse Blicke, wann immer eine lästige Tannennadel jemanden pikte, der ihr zu nahe kam. Die Freitreppe bis zur Haustür war allerdings ein echter Kampf.
Jamie machte einen Schritt zu Seite und beobachtete, wie sie das Ding eine weitere Stufe hochhievte. »Ist der nicht ein bisschen zu groß für die Wohnung?«
Dabei musste er das genau wissen. Die Wohnungen in dieser Straße waren alle gleich groß. Sechs pro Gebäude, zwei pro Etage und sieben Wohnblocks insgesamt. Die Wohnungen waren einigermaßen geräumig, aber ein Zweieinhalb-Meter-Baum würde nicht so leicht hineinpassen.
»Der ist nicht für meine Wohnung.« Mein Gott, sie musste wirklich öfter zu diesem CrossFit-Training gehen. Oder besser: überhaupt hingehen. »Der ist für die Schule.«
»Verstehe. Und du hast ihn am Hals, weil …?«
»Weil ich angeboten habe, ihn abzuholen. Weil manche von uns vor Weihnachten gern nette Sachen für andere machen.« Und weil sie, als der Direktor sie darum gebeten hatte, schlecht hatte Nein sagen können. Nicht nachdem sie an die große Glocke gehängt hatte, wie sehr sie Weihnachten liebte. Schließlich hatte sie sich beim Krippenspiel engagiert und Kurse in der Mittagspause angeboten, in denen die Kinder ihren eigenen Weihnachtsschmuck basteln oder Plätzchen verzieren konnten. Noch dazu war sie diejenige gewesen, die einen echten Weihnachtsbaum gefunden hatte, der das Budget nicht sprengte. Irgendwie hatte sie einfach die Verantwortung dafür übernommen.
»Na schön, ich hab’s verstanden. Dann mach mal Platz.«
Bevor sie widersprechen konnte, schob er sich an ihr vorbei. Gegen die Nadeln, die durch das Kunststoffnetz stachen, schien er immun zu sein, denn er legte die Arme um den Baum und hob ihn hoch.
Eloise stolperte aus dem Weg, tastete in der Manteltasche nach dem Schlüsselbund und sperrte die Tür auf, damit Jamie ihn einfach im Flur absetzen konnte. Neugierig blickte er sich um und bemerkte die weiß angemalten Schneeflocken aus Holz, die an roten Bändern von der Decke herabhingen, das Lametta um das Bild an der Wand und massenhaft Geschenkpapier, das aus einem Karton quoll, den sie im Flur stehen gelassen hatte.