Russisch-Römisch
Mein Weib hat mir das eingebrockt, das mit dem Russisch-Römisch. Wirst sehn, sagt sie, wie du dich fühlst nach dem Schwitzen. Wie wird einer sich fühlen, wenn er sechs Fuß unter der Erde liegt, einen Dreck fühlt er, und ich, wo ichs immer mit dem Herzen hab und mit meinem Gedärm. Also, sag ich ihr, ich gehör ins Kaffeehaus und nicht ins Russisch-Römisch, aber was macht ihr das aus, die Hauptsache ist sie hat ihren Willen, und sie redet auf mich ein von Dampf und von trockener Hitze, also bin ich lieber still wie der Hiob selig bevor Gott ihm geschickt hat sein ganzes Unglück und setz meinen Hut auf, meinen großen schwarzen, und nehm meinen Spazierstock mit dem Gummi unten dran und will gehen, ins Kaffeehaus natürlich und nicht ins Russisch-Römisch, aber mein Weib kuckt mich an aus der Ecke von ihren Augen und sagt, ich werd dich hinbegleiten und du gehst dich ausschwitzen in dem Russisch-Römisch wie schon getan haben in der Antike die Römer und heut noch die Russen und tust was für deine Gesundheit weil deine Gesundheit ist das Wichtigste.
Und sie geht mir nicht von der Seite bis ich tatsächlich ankomm vor dem Haus von dem Russisch-Römisch wo die kleine Treppe ist hinunter zu dem kleinen Fenster hinter welchem der Bademensch sitzt mit der haarigen Brust und den haarigen Händen und gibt mir den grünen Zettel und ich seh sein Gesicht und ich seh was er denkt, schon wieder ein Opfer denkt er, wieder einer den wir werden abschleppen müssen, die Weiber schleppen die Männer her und wir schleppen sie ab wir haben schon Fälle gehabt hier, mit Schlag im Gehirn und mit Infarkten, nur die Antisemiten soll es treffen, doch die regelmäßig, mein Weib aber winkt mir mit ihrem Finger und sagt schwitz schön, und kuckt daß ich mich auch nicht wegduck zur Seite sobald ich bin vorbei an dem kleinen Fenster, obwohl, wenn ich mal gezahlt hab, dann sitz ich’s auch aus, so ein Mensch bin ich, im Theater oder am Jom Kippur im Tempel oder im Russisch-Römisch.
Kabine, sagt der Bademensch, Kabine, da müssense früher kommen, aber’n Schrank den könnse auch zuschließen, und ich seh schon bei meiner Natur wird Gott machen daß ich den Schlüssel zu dem Schrank verlier von dem Bandel wo ich ihn werd hängen haben an meinem Hals aber ich sag nichts, mein Jackett und meine Hosen und was einer wie ich noch so am Leib trägt kann ich ja schließlich nicht einfach hinschmeißen auf den glitschigen Fußboden zwischen die Pfützen welche die Leute lassen wenn sie aus dem Wasser kommen ganz naß und spritzen herum aber daß ich bezahlt hab wie sie für meinen grünen Zettel bei dem Bademenschen und auch meine Rechte hab in einem Russisch-Römisch, daran denken sie nicht, immer nur an sich selber.
Sportsfreund, sag ich zu einem welcher schon ganz rot ist von Schweiß und voll Pickel, wo muß ich jetzt hin, und er glotzt auf mich wie wenn ich gekommen wär aus dem Bauch von dem großen Walfisch wie der Prophet Jonah und wissen wollt wo geht der Weg nach Niniveh und zeigt irgendwohin mit dem Daumen, von Höflichkeit keine Spur, kein Wunder wenn einer nackicht ist glaubt er alle Menschen sind gleich sind aber nicht, zum Beispiel wer hat schon ein Weib wie ich hab?
Da, hah, fast war ich geglitscht und hätt mir zerbrochen Gott weiß was, auf so eine Treppe muß Gummi hin, geriffelter, aber wer kümmert sich um so was, der Bademensch vielleicht der sitzt nur da und hält die Hand auf und unsereiner kann sich zerbrechen die Füß oder den Schädel sogar. Wer sind Sie, Herr, Sie können nicht sorgen für Gummi hier, Sie massieren hier nur, Sie sind der Masseur? Da werden Sie verdienen ein ganz schönes Trinkgeld, mit dem Masseur muß man sich gut stellen dem Masseur ist der Mensch ausgeliefert mit seinen Muskeln und seinem Gedärm, nein ich will nicht massiert werden schlimm genug daß ich hier bin überhaupt und alles