DER ERSTE SCHRITT: FREUNDLICHE AUFMERKSAMKEIT FÜR IHREN KÖRPER
Wenn wir Resilienz im Körper spüren und verankern wollen, brauchen wir eine bestimmte Form der Körperwahrnehmung. Somatic Experiencing heißt »den Körper erleben – jetzt«. Fangen wir gleich damit an.
In den letzten Jahren ist ein Bewusstsein dafür entstanden, dass Erkenntnisse und Einsichten allein eingefahrene Verhaltensmuster nicht verändern. Wir können uns noch so sehr vornehmen, in einer bestimmten Situation cool zu bleiben. Werden wir getriggert, also in ein früheres Trauma gestoßen, ist es vorbei mit unseren guten Vorsätzen. Dann übernimmt der Körper die Regie und wir reagieren automatisch. Für echte Veränderungen brauchen wir also unseren Körper als Verbündeten.
Der Umgang mit Stress ist im Körper als Überlebenssystem angelegt, und zwar imvegetativen oder autonomen Nervensystem. Dieses ist, wie der Name schon sagt, für Körperfunktionen zuständig, die man nicht willentlich steuern kann: zum Beispiel Atmung, Herzschlag, Verdauung oder Stoffwechsel. Anders als das willkürliche Nervensystem, das für bewusste Bewegung zuständig ist und das zum Beispiel bei gezieltem Muskeltraining beteiligt ist, lässt sich das vegetative Nervensystem nicht mit dem Willen beeinflussen. Wir können es nureinladen. Genau das machen wir mit Somatic Experiencing. Ein wesentliches Element dabei ist unsere Aufmerksamkeit.
Welche Qualität der Körperwahrnehmung benötigen wir,
um Resilienz im Körper erleben und verankern zu können?
Als ersten Schritt brauchen wir eine
freundliche Aufmerksamkeit für den eigenen Körper.
Es ist die Qualität eines offenen Herzens, mit der Sie sich zum Beispiel einem Kind zuwenden, das Sie eine Weile nicht gesehen haben, und jetzt sind Sie neugierig, wie es ihm gerade geht. Ein Kind, für das Sie da sein wollen, mit dem Sie sich gemeinsam freuen oder das Sie trösten oder aufmuntern wollen. Mit dem Wissen, dass alles, was es gerade erlebt, sich auch wieder verändern wird. Mit der Absicht, dem Kind Halt zu geben. Das ist die Qualität von Aufmerksamkeit, mit der wir uns unserem Körper zuwenden.
Jetzt möchte ich Sie zu einigen Übungen einladen, in denen Sie Ihre Wahrnehmung für sich selbst und Ihren Körper erforschen.
Es ist ein allererstes Spüren, ein vorsichtiges Sich-Annähern an das Körperspüren. Vielleicht ist das ungewohnt für Sie. Ich denke, es ist für sehr viele Menschen ungewohnt. Sie sind also nicht allein. Deshalb gebe ich Ihnen die folgende Empfehlung.
Denken Sie daran: Es darf kurz sein. Auch wenn Sie erst einmal nichts oder wenig spüren, das kommt! Erst einmal nehmen Sie nur Kontakt auf. Es darf leichtfallen!
Freundliche Aufmerksamkeit bedeutet,
mit offenem Herzen da und zugewandt zu sein.
Wie erlebe ich jetzt gerade meinen Körper?
Halten Sie kurz inne, nur für ein paar Sekunden, und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz auf sich selbst. Schieben Sie dafür alles, woran Sie gerade gedacht haben oder was Sie noch erledigen müssen für eine Weile freundlich beiseite.
Was erleben Sie dabei gerade? Wie nehmen Sie Ihren Körper jetzt gerade wahr?
Alles ist möglich, es gibt kein Richtig und kein Falsch. Spüren Sie erst einmal nur kurz hin, so gut Sie können.
Es kann zum Beispiel sein, dass Sie dabei Folgendes spüren: Wie Ihr Rücken an der Rückenlehne anlehnt, wo Sie Kontakt mit der Sitzfläche haben, wie Ihre Füße auf dem Boden stehen, die Position Ihrer Arme und Hände.
Es kann auch sein, dass Sie Unterschiede spüren: