EINLEITUNG
Berühmt und kaum bekannt
Die Gestalt Meister Eckharts, oft gerühmt als Haupt der deutschen Mystik, übt seit Langem eine starke Faszination aus. Dabei wissen wir verhältnismäßig wenig von seinen Lebensumständen. So stammt von dem protestantischen Kirchenhistoriker Albert Hauck das Wort: »Mit Meister Eckhart nennen wir einen großen Namen, aber der Name bedeutet eine große Frage. Wir kennen Eckhart und kennen ihn nicht.« – Eckharts Person tritt hinter das Werk des Philosophen und Mystikers, des Lehrers, Predigers und Seelsorgers zurück. Wer daher diesem »Meister« begegnen will, der muss ihn dort suchen, wo er in deutscher und lateinischer Sprache die Ergebnisse seines Forschens und Suchens niedergelegt hat, nämlich in seinen Schriften und Predigten, in seinen Unterweisungen und Traktaten. Dabei ist hier die Frage nicht zu entscheiden, ob die lateinischen Wortlaute den deutschen vorzuziehen seien.
Lebensspuren
Um das Jahr 1260 wird Eckhart von Hochheim in Thüringen geboren. Es muss jedoch offen bleiben, ob Hochheim einen Adelsnamen darstellt oder eine Herkunftsbezeichnung; ungewiss ist ferner, welches Hochheim gemeint sei. Wir wissen nicht, was ihn bewogen haben mag, ins Kloster zu gehen und Mönch zu werden, statt – gegebenenfalls – als Landedelmann sein Gut zu bestellen, der Jagd zu obliegen, Turniere auszutragen und im Falle eines Krieges dem König Heerfolge zu leisten.
Freilich, als Eckhart das Licht der Welt erblickt, dauert noch die sogenannte »kaiserlose, die schreckliche Zeit« an, die bis zum Jahre 1273 gedauert hat. Und ein anderes, die abendländische Kirchengeschichte einschneidendes Ereignis steht bevor: die sogenannte »babylonische Gefangenschaft« der Päpste, die zwischen 1309 und 1377 im französischen Avignon residieren und dort ein Finanzimperium von noch nicht da gewesenem Ausmaß aufbauen.
Eckhart wird Dominikaner, das heißt: Er tritt jenem Orden bei, der ähnlich dem Franziskanerorden die Tugenden der apostolischen Armut und einer strengen asketischen Lebenshaltung pflegt. Und noch etwas zeichnet diese Mönche aus. Sie sind nicht an ein und dasselbe Kloster gebunden. Das verschafft den Bettelmönchen, den missionarisch aktiven geistlichen Söhnen des Dominikus die erforderliche Mobilität. Und hinsichtlich ihrer Gelehrsamkeit nehmen sie es mit den Franziskanern auf. Dominikaner und Franziskaner bestimmen als Philosophen wie als Theologen das geistig-geistliche Leben des 13. und 14. Jahrhunderts. Sie besetzen die Lehrstühle an den hohen Schulen.
Es ist die Zeit, in der – zwischen 1250 und 1268 – die Hohenstaufen untergehen. Es ist aber auch die Zeit,