Erstes Kapitel
Die Verandatreppen wurden morsch. Jedes Mal, wenn er seinen Fuß auf eine der Stufen setzte, spürte er, wie das Holz unter seinem Gewicht nachgab. Man müßte die Sache in Ordnung bringen. In der Grube lag schließlich genug Holz herum, und er konnte es relativ billig bekommen. Aber das ganze Haus war am Zusammenfallen, und wenn man da einmal mit Reparaturen anfing, würde man nie fertig werden.
Immerhin, das bißchen, was der Mensch hat, sollte er nicht so vor die Hunde gehen lassen. Und es war nun mal sein Haus; und auf den Blechbriefkasten, der schief und ungeschickt an eine Zaunlatte genagelt war, hatte Mickie seinen Namen gemalt:Carlisle Kennedy. Die Farbe hatte rote Tränen geweint, die unter dem »C« und dem »K« und dem »y« eingefroren zu sein schienen. Es war sein Haus; er zahlte ja immer noch dafür. Alle zwei Wochen, nach dem Blick in die Lohntüte, gab es ihm von neuem einen Stich. Und auch wenn er die letzte Rate abgestottert haben würde, dachte er sich, würde es ihm noch vorkommen, als gehöre diese alte Holzbaracke nicht ihm, sondern der lausigen Bergwerksgesellschaft. Was für ein Schwindel! Man mußte das Haus kaufen, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben, und mit jeder Abzahlung, die sie einem gleich vom Lohn abzogen, fesselten sie einen noch mehr an die Grube.
Er klappte den Deckel des Briefkastens herunter. Eine bunte Reklamebroschüre von einer Kreditanstalt und die heutige Nummer desGoldsborough Daily Eagle lagen darin. Er schmiß die Broschüre ungelesen fort, klemmte die Zeitung unter den Arm und folgte der Spur nackter Erde, die sich durch schütteres Gras hinzog bis zu dem windschiefen Abtritt am Ende des Pfades. Ein paar große, blaue Herbstfliegen surrten hoch. Kennedy setzte sich hin, ließ aber die Tür offen, um Licht zum Lesen zu haben.
Der Präsident hatte bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus eine Erklärung abgegeben, irgendetwas über Demokratie. Weinbergs Herrenartikelgeschäft in Goldsborough veranstaltete einen Ausverkauf vor der nächsten Preissteigerung. Der Prozeß gegen Hale war auf heute vor dem Kreisgericht Goldsborough angesetzt.
Kennedy zerriß die Zeitung in Vierecke. Vom Hause her hörte er Evalines keifende Stimme. Er stand auf. Beim Herausgehen versetzte er der Tür des Abtritts einen wütenden Stoß mit seinem Absatz, so daß sie krachend zuflog.
Das einzig Gute an diesem Tag war noch das Wetter, frisch und klar. Von seiner Veranda aus hatte er einen großartigen Blick über ganz Goldsborough, über den Pokie-Fluß hinweg und noch weiter über die dahinter liegenden Berge, die sich in einem bläulichen Schimmer verloren. Er liebte dieses Land und diese Berge. Wenn die Jagdzeit begann, drückte er sich immer für ein paar Tage vor der Arbeit in der Grube, nahm sein Gewehr und ging in die Wälder. In zwei Tagen konnte er dann mehr Fleisch heranschaffen, als er für zwei Wochen Lohn kaufen konnte – besonders jetzt, wo Kurzarbeit die Regel war.
Schon wieder kam das Keifen aus der Küche. Er ging ins Haus. Im ersten Augenblick konnte er im Halbdunkel nur den großen weißen Kühlschrank erkennen; dann unterschied er seine Kinder. Sie waren in ständiger Bewegung, fielen übereinander her, stürzten, sprangen auf, rannten weiter; Gott weiß, wo sie die Energie dazu hernahmen. Und dann sah er Angeline, unbeweglich in ihrem Schaukelstuhl in der Ecke, ihr schweres regelmäßiges Atm