: Hasso Grabner
: Der Takt liegt auf dem linken Fuß Gedichte
: EDITION digital
: 9783965213081
: 1
: CHF 4.40
:
: Lyrik
: German
: 95
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Gedichte von 1958 schrieb der Revolutionär und Kommunist Hasso Grabner, der als Mitglied der KPD von den Nazis ins Zuchthaus Waldheim gesperrt und anschließend in das KZ Buchenwald gebracht wurde. Voller Pathos und glühendem Eifer preist er in seinen Versen den beginnenden Aufbau des Sozialismus, den Wandel des Menschen, den Kampfeswillen der NVA und wirtschaftliche Schwerpunkte wie das Stahlwerk Gröditz und den Bau des Überseehafens Rostock.

Hasso Grabner Am 21.10.1911 in Leipzig geboren, Besuch der Mittelschule, Lehre als Buchhändler. 1929 Mitglied des KJVD, 1930 KPD-Mitglied. 1934 wurde er wegen der Teilnahme am antifaschistischen Widerstandskampf verhaftet und blieb bis 1938 im Zuchthaus Waldheim, danach bis 1940 KZ Buchenwald. 1942 kam er ins Strafbataillon 999. U. a. war er auf Korfu stationiert und arbeitete als Funker in Karousades. Dort half er griechischen Partisanen und warnte die Juden vor der Deportation. Er konnte der Erschießung entgehen, setzte sich in Sarajevo von der Truppe ab und kehrte über Österreich nach Leipzig zurück. Er beteiligte sich am Aufbau der Jugendausschüsse und der FDJ und wurde 1946 SED-Mitglied. Er hatte wechselnde Tätigkeiten: Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks, Regierungsrat in Sachsen, Hauptdirektor der VESTA (Vereinigung Volkseigener Stahlwerke), Werkleiter im VEB Guss Köthen, Leiter des Aufbaustabes des Kombinats Schwarze Pumpe, Personalchef im Konstruktions- und Ingenieurbüro Leipzig. Von 1955 bis 1957 absolvierte er ein Fernstudium am Literaturinstitut 'Johannes R. Becher' und war seit 1958 freischaffender Schriftsteller. Grabner wurde mehrmals mit Parteistrafen belegt, seit 1961 vom MfS überwacht und erhielt nach dem 11. Plenum 1965 ein vorübergehendes Berufsverbot. Er war in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Sigrid Grabner verheiratet. Er starb am 3. April 1976 in Werder.
Hochwasser Mit Eifer und Wut schleppten sie Balken und Steine und Säcke voll Sand durch Nacht und Not, aber im Lichtkegelscheine sahen sie, wie die Flut ihren Mühen lacht und das Land tödlich bedroht. Mit keuchenden Lungen stürmten sie wieder und wieder gegen der Wasser Gewalten, um der gierigen Zungen gurgelndes Auf und Nieder in Schach zu halten. Dann sah es so aus, als siegte die Kraft ihrer Hände und ihres Willens Kraft über den Graus und der Elemente zerstörende Leidenschaft. Ein Glück! - Sie schauten zum erstenmal links und rechts. Da standen wie Mauern Arbeiter aus der nahen Fabrik und stämmige Bauern, Genossen dieses Gefechts. Da empfanden sie in außergewöhnlicher Reinheit und in viel höherem Maße unmittelbar als durch jeglicher Schulung Daten, wie doch die Lehre von der kämpfenden Einheit der Arbeiter, Bauern, Soldaten lebendig war. Und wie sie das noch beglückt erfühlten, als ob sie einen innigen Kuss empfänden, geschah es, anfänglich unbemerkt: Die oben gebändigten Wasser spülten verstärkt an den Dammfundamenten. Einer von ihnen sah es im Scheinwerferschatten. Ein spannenbreiter, tiefer Riss! Wie hungrige Ratten mit scharfem Gebiss nagten die Fluten ihn weiter. Alle stehn blassen Angesichts vor diesem Schrecken und denken: Das ist das Ende. Einer aber sagt: 'Da hilft alles nichts, man muss das mit dem Bauche zudecken. Gebt mir die Hände!' Und lässt sich, von zwei Genossen gehalten, in die Wasser, die wilden, und presst sich an der Böschung winzige Falten, während sich reißende Wirbel um ihn bilden. Da hängt er nun bis zum Halse drinnen und stemmt sich verbissen gegen die wüste Gewalt mit notwehrgeschärften Sinnen, innerlich ganz zusammengerissen und gebietet mit seinem Leibe Halt! Gegen das Zerstörende ringt er, das alles gepackt hat. Sein Herz, das sich empörende, zwingt er, dass es dieses Tanzes richtigen Takt hat. Ursprünglich hatte er gedacht: Man wird mich ablösen, wir sind ihrer viele. Bald aber hatten die Fluten ihm klargemacht: Den Einsatz zahlst du allein in diesem bösen, höchste Münze heischenden Spiele. Eine Minute nur die bestürmte Stelle ohne das schützende Bollwerk aus Blut und Fleisch und Knochen, und des Wirbels hochaufspritzende, rasende Welle hätte den Damm durchbrochen. Nein, man darf nichts verloren geben und es gibt hier nichts zu wählen, selbst wenn aushalten hieße: untergehn. An alle denkend, die jetzt auf ihn zählen, verband er dem Damme sein Leben und blieb stehn. So lange - und das waren Stunden, deren Länge keine Zeiger aussagen - wie die Genossen Stange um Stange in den einbruchgefährdeten Halbkreis schlagen und sie verspunden. Dann holten sie ihn heraus. Ihre Herzen umschlossen den, der ihnen allen den eigenen Leib geliehn. Schweigend fuhrn sie nach Haus. Alle Genossen beugten sich über ihn. Einige Tage später waren viele versammelt. Ein Gemeindevertreter stammelt im Überschwang würgender Rührung den Dank und drückt ihm minutenlang die Hand. Er aber fand, dass der Worte zu viele waren von heldenhafter Führung und Mut und Gefahren, die sie ihm zu Ehren fallen ließen, und sagte: 'Genug geehrt! Die wir zur Volksarmee gehören leben doch dem Gebot, jede Bresche zu schließen, die unsere Heimat bedroht. So hat es uns die Partei gelehrt.'