Kapitel 6
DIE SCHNELLE NUMMER
von Julia Barnaby
Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Ich war geil. Und wenn ich sage »geil«, dann meine ich nicht nur so ein bisschen fickrig. Nein, ich war geil von den Zehen bis in die Haarspitzen.
Wenn ich mich so fühle wie an diesem Tag, dann nutzt es nichts, wenn ich es mir mit den Fingern oder einem Dildo selbst mache. Dann muss ein Schwanz her. Und was tut die selbstbewusste Frau von heute in so einem Fall? Sie geht auf die Jagd.
Klar, warum sollen immer nur die Männer auf Beutezug gehen und Frauen abschleppen? Ich kann das genauso gut.
Und sogar noch besser.
An diesem Tag also war das Jucken in meiner kleinen Freundin unerträglich. Schon mindestens dreimal hatte ich es mir selbst besorgt, aber das hat jeweils nur kurz vorgehalten … bis es dann wieder zwischen meinen Beinen losgegangen ist.
Man soll ja immer auf die Signale des Körpers hören, also habe ich genau das gemacht. Und mein Körper verlangte klar und deutlich nach einem Mann. Nein, es ging mir nicht um die große Liebe oder den Märchenprinzen in schimmernder Rüstung, sondern einfach nur um einen Kerl, der das zu bieten hatte was ich wollte – und der bereit war, es mir zu geben.
Im wahrsten Sinne des Wortes!
Ich habe das nicht zum ersten Mal getan, also wusste ich schon, worauf es ankommt. Ein Mann muss in so einem Fall ohne lange Erklärungen sofort sehen und kapieren, worum es geht. Also habe ich mich entsprechend zurechtgemacht und geschminkt und dazu Sachen angezogen, die sich leicht ausziehen lassen.
Natürlich weiß ich, was die Kerle sehen wollen. High Heels, ein kurzer Rock, viel Bein, eine Bluse, an der ein paar Knöpfe zuviel offen sind … also all das, was sie zuhause von ihren Frauen nicht zu sehen bekommen. Die Signale müssen klar und deutlich sagen »Ich will vögeln« … ohne langes Blabla und zeitraubende Konversation.
Kein Höschen! Bei solchen Aktionen muss es manchmal schnell gehen. Zum Beispiel beim Ficken im Aufzug oder im Passbildautomaten. Ja, auch an solchen Orten hatte ich schon Quickies. Deshalb weiß ich ja, dass es besser ist, nicht erst noch Zeit mit überflüssigen Textilien zu verlieren.
Auf der Straße hielt ich beim Schlendern Ausschau nach Typen, die mir gefielen. Aber die Auswahl war gering. Die meisten waren wohl damit beschäftigt, ihre Zeit in Büros und anderen Tretmühlen abzusitzen. Und die anderen waren entweder zu jung, zu alt oder schon auf den ersten Blick zu lasch für mich.
Als mich einer der Sorte »Braver Familienvater auf Abwegen« fragte, was denn die Stunde mit mir koste, ließ ich ihn natürlich abblitzen, und das mit einem gewissen Genuss. Aber immerhin wusste ich, dass meine Aufmachung die richtigen Signale sendete und keine Fragen offen ließ.
Fündig wurde ich in einem Café. Da saß er … ganz alleine an einem Tisch, mein Hengst für eine Stunde oder ein paar Minuten. Ein hübscher, gepflegter Bursche, anständig gekleidet und sicherlich nicht gerade arm. Dieser Mann war ein Anblick wie ein wartendes Doppelbett. Ich schaute ihn mir ein bisschen genauer an und beschloss, dass er fällig war.
»Ist hier noch frei?«, fragte ich so lasziv wie möglich, während ich mich schon setzte, ohne seine Antwort abzuwarten. Er schaute mich an und lächelte, dass mir das Höschen nass geworden wäre, wenn ich eines getragen hätte.
»Hier und an fast allen anderen Tischen«, antwortete er mit einem ebenso amüsierten wie charmanten Lachen, das mir sofort ein süßes Kribbeln verursachte. Humor hatte er also. Ein klarer Punkt für ihn. Ich schlug die Beine übereinander, um ihm einen hübschen Anblick zu bieten, und bestellte mir einen Cappuccino.
»Cappuccino trinkt man aber nur vormittags.« Sein Lächeln war das eines Mannes, der nie so ganz aus dem Alter des Lausbuben herausgekommen war – solche Männer sind wunderbar. Sie sind nicht so notgeil wie die anderen, und sie lieben Spiele und Experimente.
»Ah, ein kosmopolitischer Besserwisser?«
Er lachte und entblößte dabei perfekt weiße und glänzende Zähne, bei deren Anblick ich mir wünschte, er möge an mir knabbern und damit an meinen Nippeln und meinem Kitzler anfangen.
»Nein, nur ein Mann, der auf Kleinigkeiten achtet.«
Damit hatte er mir ja gerade eine richtige Steilvorlage gegeben. Ich konnte nicht widerstehen. Ich musste einfach zum Angriff übergehen und setzte dabei beim verführerischstes und sinnlichstes Lächeln auf.
»Das ist okay, solange der Mann keine Kleinigkeiten mit sich herumträgt.«
Einen winzigen Moment lang schaute ich bei diesen Worten auf seinen Schritt. Eine mimische Geste, die er sicherlich verstand, wenn er neben seinem hervorragenden Aussehen auch ein bisschen Grips hatte.
Und den hatte er. Sein verschmitztes Lächeln sagte alles und sorgte dafür, dass mein Hormonspiegel in die Höhe schoss und von dort aus eine rasante Achterbahnfahrt unternahm. Aber dann schlug dieser Prachtkerl die Beine übereinander und hob mit gespreizten Fingern die Hand. Der funkelnde Ehering an seinem Ringfinger war nicht zu übersehen.
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