: Alexander Korittko
: Posttraumatische Belastung bei Kindern und Jugendlichen Erkennen, verstehen, lösen. Das Elternbuch
: Carl-Auer Verlag
: 9783849782719
: Fachbücher für jede:n
: 2
: CHF 17.00
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: Angewandte Psychologie
: German
: 91
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Ein außergewöhnlich hilfreiches Buch! Alexander Korittko beschreibt einfühlsam, was in Kindern und Jugendlichen vorgeht, die tief in ihrem Inneren verletzt wurden, und er zeigt anhand praktischer Beispiele, wie sie liebevoll begleitet werden können. Denn das ist es, was diese verletzten jungen Menschen mehr als alles andere brauchen.' Gerald Hüther 'In diesem Buch finden Eltern und Pädagog:innen kurz und bündig aufbereitet, was sie für einen gut informierten, sicheren Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen brauchen. Anschauliche Beispiele und verständliche Erklärungen zum neusten wissenschaftlichen Stand machen das Buch sehr gut lesbar!' Ulrike Borst 'Ein Buch für Eltern und andere Angehörige: Der Autor, ein ausgewiesener Fachmann, zeigt eindrucksvoll auf, in welcher Weise sich ein Trauma oder viele wiederholte Traumata auf die Psyche eines Kindes oder Jugendlichen auswirken. Zugleich macht er deutlich, wie die Eltern und sonstigen nahen Angehörigen in das Geschehen immer mit einbezogen sind. Sie sind wichtige Unterstützer bei der Bewältigung des Traumageschehens und ein bedeutsamer Teil der Lösung. Auf welche Weise das möglich ist, wird in diesem Buch ganz konkret und anschaulich dargestellt.' Wilhelm Rotthaus 'Die Eltern meiner jungen Patienten lesen das Buch sehr interessiert, und selbst meine jugendlichen Patienten sind begeistert von der Verständlichkeit, der eingängigen Sprache und den zahlreichen Hinweisen und Ideen. Ich hoffe, das Buch wird von vielen Eltern, Großeltern, Erzieherinnen und Erziehern etc. gelesen, um Kinder und Jugendliche, die unter einer Traumafolgestörung leiden, gut unterstu?tzen zu können. Das Buch sollte in keinem Wartezimmer von Kinder- und Jugendlichen- Psychotherapeuten, Beratungsstellen und Kinderärzten etc. fehlen.' Reinert Hanswille Federn lassen und dennoch schweben - Mit Trauma umgehen lernen Posttraumatische Belastung bei Kindern und Jugendlichen kann verschiedene Ursachen haben und ganz unterschiedliche Symptome zeigen. Aber nicht jede Traumatisierung hat auch Traumastörungen zur Folge. Klient*innen, die chronische Symptome zeigen, benötigen in jedem Fall professionelle Unterstützung. Oft sind tagtägliche Erfahrungen mit traumasensibler Pädagogik äußerst hilfreich. Eine solche Pädagogik kann in allen Kontexten der inneren Sicherheit und Genesung dienen. Alexander Korittko verfügt in diesen Kontexten über umfassende Erfahrungen und höchstes Renommée. Sein Buch füllt eine echte Lücke im Bereich fachlich überzeugender und zugleich verständlicher und gut anwendbarer Unterstützung. Er führt behutsam in die Begrifflichkeit von Traumatisierung und die Dynamik von Trauma und Traumafolgen ein und zeigt eine Vielfalt an Ressourcen, die hilft, Traumata zu lösen. Dieser Ratgeber richtet sich in erster Linie an betroffene Eltern. Der beschriebene Ansatz traumasensibler Pädagogik umfasst aber auch die Aufgaben von Lehrer*innen, Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen. Sie alle sind immer wieder damit konfrontiert, Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen, zu verstehen und auch zu deren Lösung beizutragen. Eine praktische Übersicht möglicher Symptome einer PTBS bei Kindern und Jugendlichen, sortiert nach Altersgruppen, rundet das Buch ab. Der Autor: Alexander Korittko, Dipl.-Soz. Arb.; Paar- und Familientherapeut (DGSF), Systemischer Lehrtherapeut und Lehrsupervisor, 37-jährige Tätigkeit in einer kommunalen Jugend-, Familien- und Erziehungsberatungsstelle, Mitbegründer des Zentrums für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen (ZPTN), Fort- und Weiterbilder in psychosozialen Berufsfeldern; Arbeitsschwerpunkt: Trauma- und Bindungsstörungen im Kindes- und Jugendalter.

Alexander Korittko, Dipl.-Soz.-Arb.; Paar- und Familientherapeut (DGSF), Systemischer Lehrtherapeut und Lehrsupervisor, 37-jährige Tätigkeit in kommunaler Jugend-, Familien- und Erziehungsberatungsstelle, Mitbegründer Zentrum für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen, Fort- und Weiterbilder in psychosozialen Berufsfeldern; Schwerpunkt: Trauma- und Bindungsstörungen.

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POSTTRAUMATISCHE BELASTUNG VERSTEHEN


Wann zeigen sich Traumafolgestörungen?


Wie schon angedeutet, zeigen sich die Folgen eines Traumas vor allem dann, wenn Betroffene an die auslösende Situation erinnert werden. So ist es zuallermeist nach einem Monotrauma. Ein Anblick, ein Geräusch, ein Geruch, eine Körpererinnerung führen dazu, dass diejenige oder derjenige in seiner emotionalen Wahrnehmung sich plötzlich wieder – so schnell wie ein Schuss – in der Vergangenheit befindet. Je intensiver sich das Erlebnis eingebrannt hat, umso stärker befinden sich Betroffene umfassend im »Dort und Damals«. Nehmen wir an, ein Kind hat einen Autounfall erlebt, ohne dabei verletzt zu werden. Trotzdem wird sich das Erlebnis intensiv »eingebrannt« haben. Wird das Kind möglicherweise durch ein Geräusch an den Unfall erinnert, zieht sich im Schreck der Erinnerung die Muskulatur des Körpers zusammen, ohne dass dies bewusst gesteuert werden kann (Körper). Währenddessen kommt vielleicht der Gedanke »Ich werde sterben« (Kognition). Ein solcher Gedanke taucht plötzlich auf, ohne dass sich das Kind tatsächlich in Gefahr befindet. Vielleicht entsteht parallel dazu ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, das Angst signalisiert (Emotion). Und dann hält sich das Kind schnell die Ohren zu und rennt aus dem Zimmer (Verhalten). All diese Reaktionen geschehen blitzartig, nicht in einer so ordentlichen Reihenfolge, wie eben beschrieben.

Was kann man tun? Es ist gut, das Kind dann zu reorientieren, also wieder in das »Hier und Jetzt« einzuladen. Jede Frage, z. B. »Was soll das denn jetzt?«, hilft in solchen Situationen oft nicht. Auch eine einfache Handlungsanweisung wie »Lass das jetzt mal, es ist doch alles in Ordnung« kann in solchen Momenten häufig nichts verändern. Reorientierungen können Informationen über die Zeit, den Ort und die Personen beinhalten, zusätzlich eine Aussage über die Sicherheit. Zum Beispiel: »Du bist in Sicherheit. Wir sind hier zu Hause (Ort) und wir essen gleich Abendbrot (Zeit). Ich bin hier und Papa ist auch hier. Guck, das sitzt auch deine Schwester Susanne (Personen).« Dabei ist erforderlich, darauf zu achten, ob das Kind bereit ist, zuzuhören. Kann es das nicht, braucht es vielleicht eine Auszeit, um sich ohne Hilfe zu beruhigen.

Es gibt auch andere Reaktionen, die nicht so auffällig sind. Manche Kinder zeigen ihren Erinnerungsschreck nicht so klar erkennbar. Wenn ein Kind beispielsweise »angetriggert« wird und in eine Schreckstarre gerät, können auch Körper, Kognition, Emotion und Verhalten betroffen sein, aber eben in der Erstarrung. Auch dann ist eine Reorientierung hilfreich. Da viele unterschiedliche Auslösereize in das »Dort und Damals« zurückversetzen können, sind manche Reaktionen voraussehbar, andere nicht. Nach einem Monotrauma kann es vorkommen, dass ein Kind über Wochen keine Auffälligkeiten zeigt, dass es scheinbar genesen ist. Dann kommt es Monate oder Jahre später unter Umständen zu Symptomen, oft in Zeiten, in denen durch eine neue Entwicklungsstufe oder durch familiäre Veränderungen Phasen der Unsicherheit entstehen. Eine neue Entwicklungsstufe könnte den Wechsel von der Kindertagesstätte zum Schulbesuch beinhalten, es könnte auch ein Umzug sein oder eine Veränderung in der Familienstruktur. Doch, wie schon erwähnt, geschieht bei Monotraumata häufig eine dauerhafte Genesung.

Bei den Bindungsstraumata verhält es sich anders. Ist ein Kind dauerhaft in seinen Bedürfnissen nach Schutz vor Unversehrtheit, nach Fürsorge und nach sozialen Kontakten enttäuscht worden und hat es stattdessen Misshandlung oder Vernachlässigung von denjenigen erfahren müssen, von denen als Bezugspersonen die Erfüllung dieser Bedürfnisse zu erwarten war, hat das Kind ein Training darin erfahren, mit diesem Missverhältnis umzugehen. Es kann auf der Verhaltensebene besonders gut kämpfen, fliehen oder erstarren. Bei ganz kleinen Kindern ist die Möglichkeit der Flucht nicht gegeben, sie können aber gut schreien und strampeln (Kampf), oder sie wenden den Blick ab, verlieren jede Körperspannung und lassen alles mit sich geschehen. Gleichzeitig fliehen sie in Gedanken, denn bewusst mit allen Sinnen ist dann nicht zu ertragen, was mit ihnen geschieht. Dieser Zustand, auch als »Dissoziation« bekannt, passiert nicht nur kleinen Kindern. Je früher und je häufiger Kinder diese Verhaltensweisen als Notfallreaktionen anwenden mussten, umso deutlicher werden sie zu einem wesentlichen Teil ihrer Persönlichkeit. In einem späteren Absatz wird dies verständlicher, wenn es um die Vorgänge im Gehirn geht und darum, wie sich das Gehirn strukturiert.

Jetzt soll erst einmal deutlich werden, wie es kommt, dass Bindungstraumata andere Auswirkungen haben als Monotraumata. Wer immer wied