: Elisabeth Lechner
: Riot, don't diet! Aufstand der widerspenstigen Körper
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218012607
: 1
: CHF 15.20
:
: Gesellschaft
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dick, haarig, queer, alt, Schwarz, behindert: Wer in unserer Gesellschaft nicht der Norm entspricht, wer sich und seinen Körper nicht dem kommerzialisierten Zwang zur Selbstoptimierung unterwirft, wird marginalisiert, gemobbt und ausgegrenzt. Doch wer definiert Schönheit und wem nützt das? Klar ist jedenfalls: Schönheit ist nicht nur ein Geschäft, sie ist vor allem eines: politisch. Wenn eine Frau wegen unrasierten Beinen Morddrohungen bekommt, wenn Jobbewerbungen nach dem Körpergewicht beurteilt werden, wenn ein dunklerer Teint 'in' ist, aber Schwarze Menschen weiterhin strukturell diskriminiert werden - dann ist ein Umdenken der Mehrheit und ein Aufstand gerade für jene Menschen notwendig, die besonders unter dem Schönheitsdruck in den Medien und an unserem Umgang miteinander leiden. Elisabeth Lechner trifft AktivistInnen, zerlegt gekonnt gängige Vorurteile und legt einen ermutigenden 5-Punkte-Plan vor, wie echte Solidarität aussehen kann und wie wir alle unseren Begriff von Schönheit hinterfragen können. Dem Riot schließen sich an: Christl Clear ? kerosin95 ? Laura Gehlhaar ? Linus Giese ? minusgold ? Ulrike Schöflinger uvm.

Elisabeth Lechner ist Kulturwissenschaftlerin und hat zu 'ekligen' weiblichen Körpern und Body Positivity an der Universität Wien promoviert. Sie forscht an der Schnittstelle von Popkultur-Studien, feministischer Medienwissenschaft, Affect& Body Studies, publiziert wissenschaftlich& essayistisch und gibt Workshops zu Medienkompetenz, Feminismus, Body Positivity, Body Shaming und Lookismus. Sie arbeitet als Referentin im Büro für digitale Agenden der Arbeiterkammer Wien.

VOM WERT VON SCHÖNHEIT UND DEM PREIS DAFÜR, AUS DER NORM ZU FALLEN


Beginnen wir ganz von vorne: Was ist das gängige Schönheitsideal am Anfang der 2020er Jahre? Welche Bilder fallen uns ein, wenn wir an „schöne Menschen“ denken? Wen sehen wir in den Medien, in unseren liebsten Serien und Spielfilmen, in der Werbung, den Nachrichten und auf Social Media? Weitestgehendweiße, fitte, junge Menschen ohne Behinderungen. Zusätzlich wird eine binärgeschlechtliche, heterosexuelle Norm angenommen: Es gibt Männer und Frauen, diese verlieben sich jeweils ineinander. Dieses „heteronormative“,weiße ldeal immerwährender Jugend und Fitness wird durch die globale Schönheitsindustrie in die gesamte Welt exportiert und konkurriert vor Ort mit lokalen Vorstellungen. Spätestens seit dem neuzeitlichen Kolonialismus richtet sich das Schönheitsideal also nach einer europäischen,weißen Norm. Dass Schönheit immer in Abhängigkeit von diesem eurozentrischen Ideal gedacht wird, an dem Schwarze, Indigene und People of Color (kurz BIPoC) nur scheitern können, muss man als Fortsetzung kolonialer Gewalt bezeichnen.

Im Gegensatz zu den 1990ern ist die „schöne Frau“ heute aber nicht mehr gertenschlank, sondern durchtrainiert, fit und an den „richtigen“ Stellen kurvig. Sie istweiß oder zunehmend auch „exotisch divers“, hat lange Haare, eine glatte und aknefreie Haut, ist am ganzen Körper rasiert und geschminkt. Männer wiederum müssen groß sein, stark und muskulös. Das passt haargenau zur sogenannten Leistungsgesellschaft, in der wir leben. Sichtbare Schönheitsarbeit – ausdefiniert