: Eduard von Keyserling
: Abendliche Häuser
: SAGA Egmont
: 9788726749632
: 1
: CHF 7.00
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein großer Gesellschaftsroman, der in den lettischen Adelskreisen Anfang des 20. Jahrhunderts spielt: Nachdem der Sohn des deutsch-lettischen Schlossherren von Parduren bei einem Duell umgekommen ist, muss seine Schwester in die baltische Heimat zurückkehren. Dort verlobt sie sich mit Baron Dietz von Egloff, der jedoch als Spieler und Schürzenjäger einen eher zweifelhaften Ruf hat. Wie sich bald herausstellt, hat die junge Liebe es alles andere als leicht...-

Eduard von Keyserling (1855-1918) war ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker, der einer lettischen Adelsfamilie entstammte. Er gilt als Vertreter des Impressionismus, studierte in Wien Philosophie und Kunstgeschichte und lebte später mit drei seiner Schwestern in München, wo er der Schwabinger Bohème angehörte. Nach seiner Erblindung vereinsamte er zunehmend. Zu seinen bekanntesten Werken gehören u.a. 'Wellen' und 'Beate und Mareile'.

Erstes Kapitel


Auf Schloß Paduren war es recht still geworden, seit so viel Unglück dort eingekehrt war. Das große braune Haus mit seinem schweren, wunderlich geschweiften Dache stand schweigsam und ein wenig mißmutig zwischen den entlaubten Kastanienbäumen. Wie dicke Falten ein altes Gesicht durchschnitten die großen Halbsäulen die braune Fassade. Auf der Freitreppe lag ein schwarzer Setter, streckte alle vier von sich und versuchte sich in der matten Novembersonne zu wärmen. Zuweilen ging eine Magd oder ein Stallbursche über den Hof, langsam und lässig. Hier, schien es, hatte niemand Eile. In der offenen Stalltür lehnte Mahling, der alte Kutscher mit dem weißen Bart, und gähnte. In der offenen Gartenpforte stand Garbe, der Gärtner, und verzog sein glattrasiertes Sektierergesicht und blinzelte in die Sonne. Dann begannen die beiden Männer aufeinander zuzugehen, mitten zwischen Stall und Garten blieben sie stehen, sprachen einige Worte zueinander, schwiegen, spuckten aus, ließen wieder einige Worte fallen.

Auf der anderen Seite des Hauses wurde eine Glastür geöffnet, die geradeswegs