: Volkmar Sigusch, Günter Grau
: Volkmar Sigusch, Günter Grau
: Personenlexikon der Sexualforschung
: Campus Verlag
: 9783593410272
: 1
: CHF 52.60
:
: Allgemeines
: German
: 813
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Nach einem Vorlauf von mehr als drei Jahrzehnten des Suchens und Sammelns im Frankfurter Institut für Sexualwissenschaft legen in diesem Band 60 angesehene Forscherinnen und Forscher aus aller Welt 200 faszinierende Artikel über Leben und Werk bedeutender Sexualforscherinnen und Sexualforscher vor. Hierzu gehören prominente Fachvertreter, die Institute, Zeitschriften oder Fachgesellschaften gründeten, weichenstellende Kongresse abhielten, Standardwerke verfassten, Theorien entwickelten oder provozierende Hypothesen aufstellten. Aber auch wenig bekannte, zu ihrer Zeit und in ihrem Bereich jedoch nachhaltig wirkende Persönlichkeiten sowie Außenseiter, denen die Sexualwissenschaft wichtige Impulse verdankt, sind im vorliegenden Lexikon zu finden - ebenso bekannte Philosophen und Soziologen wie etwa Michel Foucault, Norbert Elias oder Niklas Luhmann. Ein besonderes Anliegen ist den Herausgebern die Erschließung des Werkes jener jüdischen Sexualwissenschaftler, die der Naziterror aus Deutschland vertrieben hat. Es gibt kein vergleichbares Werk weltweit.

Günter Grau, Medizinhistoriker, arbeitete an den medizinhistorischen Instituten der Universität Leipzig und der Charité Berlin sowie am Institut für empirische und angewandte Soziologie der Universität Bremen.
&Weber, zunächst Bonn, ab 1927 Berlin und Köln, erschienen ist, gehört zu den umfangreichsten sexualwissenschaftlichen Monografienreihen der Welt. Auch hier entfaltete Marcuse das ganze Panorama des Sexual- und Geschlechtslebens, von der 'Prostitution bei den gelben Völkern' über die 'Evolution des sowjetrussischen Eherechts' bis hin zur 'Sterilisierung zum Zwecke der Aufbesserung des Menschengeschlechts'. (6) Redaktion bzw. Herausgabe der 'Zeitschrift für Sexualwissenschaft (und Sexualpolitik)' von 1919 bis 1932.Diese 1914 von Albert Eulenburg und Iwan Bloch begründete Zeitschrift übernahm Marcuse ebenfalls im Auftrag der Internationalen Gesellschaft für Sexualforschung ab Heft 1 (April 1919) des 6.Bandes. Sie erschien im Verlag Marcus&Weber, zunächst Bonn, später Berlin und Köln. Von Heft 1 (April 1928) des 15.Bandes an trug sie den erweiterten Namen 'Zeitschrift für Sexualwissenschaft und Sexualpolitik'. Mit ihren 18 Jahrgängen und ihrem breiten Themen- und Autorenspektrum gehört diese Zeitschrift zu den eindrucksvollsten, die je auf diesem Gebiet zustande gebracht worden sind und am Leben erhalten werden konnten. (7) Herausgabe des 'Handwörterbuchs der Sexualwissenschaft' 1923 und 1926. Dieses im Untertitel 'Enzyklopädie der natur- und kulturwissenschaftlichen Sexualkunde des Menschen' genannte, im Verlag Marcus&Weber erschienene Werk enthält viele bis heute lesenswerte Beiträge namhafter Gelehrter (z.B. Freud 1923a, 1923b) ebenso wie ideologisch problematische rassenhygienisch orientierter Autoren (z.B. Bluhm 1926). Als Beispiel für gelungene Arbeiten sei der kritisch-solide Artikel 'Kastration' von M. selbst (1926b) genannt. (8) Herausgabe des Sammelwerkes 'Die Ehe. Ihre Physiologie, Psychologie, Hygiene und Eugenik' 1927.Dieses 630 Seiten umfassende, ebenfalls im Verlag Marcus& Weber erschienene 'biologische Ehebuch' versammelt Beiträge recht differenter Forscherinnen und Forscher, von Karen Horney und Helenefriderike Stelzner über Rainer Fetscher und Kurt Finkenrath bis hin zu Albert Moll und Géza Róheim. Die Absicht des Herausgebers war es, zwei zu dieser Zeit diskutierte Ehebücher mit 'seinem' Ehebuch zu konfrontieren. Das eine stammte von Graf Hermann Keyserling (1925) und war M. insgesamt zu metaphysisch-irrational und selbstbezüglich. Das andere Ehebuch hatte Theodoor Hendrik van de Velde (1926) veröffentlicht und schien M. zwar 'physiologisch' zu sein, andererseits aber zu technisch und zu erotisch. M. und der Mitautor Finkenrath dagegen sahen die Ehe nicht als ästhetisches oder philosophisches, sondern als biologisch-ärztliches Problem, hatten als Ziel nicht Selbstverwirklichung, sondern 'Sicherung der Art und ihres kulturellen Gedeihens' im Auge (S. VI). Auch mit diesem Buch verantwortet M. eugenisch-rassenhygienisches Meinen im Sinne der 'Aufartung', 'der Verhütung der Erzeugung minderwertiger Nachkommen' und der 'reichliche(n) Vermehrung der rassenbiologisch wertvolleren Volksteile' (S. 603). (9) Redaktion der 'Verhandlungen des I. Internationalen Kongresses für Sexualforschung' 1927 und 1928. Dieser Kongress hatte vom 10.bis 16.Oktober 1926 in Berlin stattgefunden, veranstaltet von der Internationalen Gesellschaft für Sexualforschung. Die fünf Bände im Umfang von insgesamt 1100 Druckseiten sind ebenfalls im Verlag Marcus&Weber erschienen. Sie sind ein eindrucksvolles Panorama zeitgenössischer Sexualforschung. Das Credo M.s als Forscher lautete: 'Die sexuelle Frage verlangt und ermöglicht eine Lösung nur durch die Wissenschaft' (1908:1, Hervorh. von M.). Deshalb überzog er Reform-Organisationen wie das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee und den Bund für Mutterschutz mit Hohn und Ekel, weil sie nicht 'rein' wissenschaftlich seien, sondern persönlich voreingenommen, verlogen und sektiererisch. Inhaltlich stand bei M. die Heterosexualität so im Zentrum wie bei anderen die Homosexualität, von der er nichts verstand und über die er pathologisierend und abfällig schrieb (z.B. Marcuse 1930b, 1933; dazu Dose 1993). Seine ausgesprochen modernen und geschlechtsäquivoken und deshalb im ersten Drittel des 20.Jahrhunderts noch ausgesprochen anstößigen Ausgangsthesen lauteten: Es gibt keinen Fortpflanzungstrieb, weder beim Mann noch bei der Frau. Und: 'Zweck der Geschlechtsbetätigung ist Lustgewinnung. Nicht mehr und nicht weniger' (1931:4). Folglich trat er auch für die sexuelle Aufklärung der Jugend ein, nannte sexuelle Abstinenz unter heftigem Widerspruch der lieben Kollegen gesundheitsschädlich, ging sogar so weit, als Arzt unter bestimmten Voraussetzungen außerehelichen Geschlechtsverkehr anzuraten. Wie mutig seine Anschauungen waren, kann zum Beispiel daran abgelesen werden, dass das Werben für Kontrazeptiva bis 1927 mit Gefängnis bis zu einem Jahr bedroht war. Innerhalb der heterosexuellen Sphäre beschäftigten M. vor allem das soziale, psychische und sexuelle Schicksal der ledigen, allgemein missachteten und oft ihrer Kinder beraubten Frauen, die Heucheleien in diesem Bereich, die logischen, moralischen und politischen Voraussetzungen der Fortpflanzungsverweigerung sowie die Praxis der Kontrazeption in der Ehe, die er auch empirisch-klinisch erforschte. Immer darum bemüht, nicht nur medizinisch zu denken, sondern auch soziologisch, was ihm aber nur selten gelang, nahm M. auch die Abhängigkeit der Kontrazeption von der sozialen Schichtzugehörigkeit, überhaupt von den politisch-kulturellen Umständen kritisch unter die Lupe (1917). Stimmte M. einerseits der Auffassung zu, 'das höchste Ziel der gesunden Frau' sei 'in der Tat die Mutterschaft', da 'die Natur ihren Leib und ihre Seele dazu ausersah, Kinder zu gebären und zu erziehen', widersprach er andererseits der herrschenden Moral, nach der 'dieses Naturgesetz' nur in der Ehe erfüllt werden konnte (o. J. [1906]: 101). Zugleich wies er energisch jene im 'Bund für Mutterschutz' vertretene Auffassung zurück, die nach seiner Meinung Mutterschaft als solche glorifizierte (1917:164f). Als Herausgeber schätzte M. offensichtlich besonders den Rassebiologen und Polygynisten Christian Freiherr von Ehrenfels (vgl. z.B. 1908a, 1908b, 1913), dem er immer wieder zustimmte, und den Psychoanalytiker Sigmund Freud, der ihm vier Arbeiten zur Erstveröffentlichung anvertraute (Freud 1908a, 1908b, 1923a, 1923b). M. hing der 'positiven' Eugenik an, deren Verfechter die Fortpflanzung der 'Höherwertigen' und 'Tüchtigen' fördern wollten. Die Verfechter der 'negativen' Eugenik propagierten dagegen Kastration, Sterilisierung, Asylierung, überhaupt Zwang und 'Ausmerze' und waren bereit, über Leichen zu gehen, um die Schwachen, Kranken und 'Minderwertigen' an der Fortpflanzung zu hindern. M. (1907) widersprach den Vertretern der negativen Eugenik sehr früh, indem er zum Beispiel gesetzliche Eheverbote für Kranke und 'Minderwertige' ablehnte. Auch lehnte er Euthanasie im Sinne von Sterbehilfe ab (1913a). Entschieden warnte er immer wieder vor voreiligen, wissenschaftlich nicht begründeten oder nicht begründbaren Schlüssen. Grundsätzlich aber akzeptierte er das 'rassedienliche' Prinzip der Selektion zwecks gezielter Fortpflanzung und widersprach dem Diskriminierungsraster der so genannten Höher- oder Minderwertigkeit nur zeitweilig und partiell. Partiell war auch seine Freundlichkeit gegenüber der Psychoanalyse. Selbst psychoanalytisch untrainiert und unbehandelt, übernahm er die Anschauungen der Psychoanalyse nur sehr begrenzt. So hielt er nichts davon, die Perversion als das Negativ der Neurose anzusehen, und an deren Grund sah er nicht immer einen Sexualkonflikt. Er betrachtete die Perversionen als stärker biologisch bedingt als die Neurosen, von denen nur ein Teil Sexualneurosen seien. Terminologisch folgte daraus die Gegenüberstellung von 'Psychopathia sexualis', das sind bei ihm die Perversionen, und 'Neuropathia sexualis', das sind die verbliebenen Sexualneurosen (1926c). Freud selbst hat wohl von den einflussreichen Sexualwissenschaftlern neben Havelock Ellis und Iwan Bloch noch am ehesten M. geschätzt, obgleich es einige B
Inhalt6
Einleitung11
Lexikalischer Teil18
Emil Abderhalden?(1877?–?1950)?19
Felix Abraham?(1901?–??1938)?20
Thomas Achelis?(1850?–?1909)?23
Hope Bridges Adams-Lehmann?(1855?–?1916)?24
Johann Jakob Bachofen?(1815?–?1887)?25
Georges Bataille?(1897?–?1962)?28
Gregor A. Batkis?(1895?–?1960)?35
George Miller Beard?(1839?–?1883)?37
Hugo G. Beigel?(1897?–?1978)?40
Therese Benedek?(1892?–?1977)?41
Harry Benjamin?(1885?–?1986)?44
Alfred Blaschko?(1858?–?1922)?48
Iwan Bloch?(1872?–?1922)?53
Hans Blüher?(1888?–?1955)?62
Agnes Bluhm?(1862?–?1943)?68
Felix Boehm?(1881 ? 1958)?70
Gustav Boeters?(1869?–?1942)?73
Ernest Borneman?(1915?–?1995)?74
Adolf Brand?(1874?–?1945)?79
Paul Brandt?(1875?–?1929)?81
Edward Brongersma?(1911?–?1998)?84
Charles-Édouard Brown-Séquard?(1817?–?1894)?85
Fritz Brupbacher?(1874?–?1945)?88
Paula Brupbacher-Rajgrodski?(1880?–?1967)?92
Vern L. Bullough?(1928?–?2006)?95
Ernst Burchard?(1876?–?1920)?99
Hans Bürger-Prinz?(1897?–?1976)?101
Georg Buschan?(1863?–?1942)?107
Johann Ludwig Casper?(1796?–?1864)?110
Max Dessoir?(1867?–?1947)?113
Julius Deussen?(1906 – ?1974)?115
Johannes Dück?(1875?–?1964)?118
Christian Freiherr von Ehrenfels?(1859?–?1932)?120
Johanna Elberskirchen?(1864?–?1943)?126
Norbert Elias?(1897?–?1990)?128
Albert Ellis?(1913?–?2007)?137
Havelock Ellis?(1859?–?1939)?140
Wilhelm Erb?(1840?–?1921)?148
Albert Eulenburg?(1840?–?1917)?149
Sándor Ferenczi?(1873?–?1933)?158
Rainer Fetscher?(1895?–?1945)?161
Anna Fischer-Dückelmann?(1856?–?1917)?166
Max Flesch?(1852?–?1943)?167
Wilhelm Fließ?(1858?–?1928)?168
August Forel?(1848?–?1931)?172
Michel Foucault?(1926?–?1984)?181
Sigmund Freud?(1856?–?1939)?189
Benedict Friedlaender?(1866?–?1908)?199
Marie Frischauf-Pappenheim?(1882?–?1966)?205
Eduard Fuchs?(1870?–?1940)?207
Paul Fürbringer?(1849?–?1930)?217
Henriette Fürth?(1861?–?1938)?221
Victor E. Freiherr von Gebsattel?(1883?–?1976)?222
Hans Giese?(1920?–?1970)?227
Berndt Götz?(1891–?1941)?236
Ernst Gräfenberg?(1881?–?1957)?238
Hans Gross?(1847?–?1915)?241
Otto Gross?(1877?–?1920)?245
Alfred Grotjahn?(1869?–?1932)?250
Norman Haire?(1892?–?1952)?252
Felix Halle?(1884?–?1938)?256
Wilhelm Hammer?(1879 – nach 1940)?258
Hans Harmsen?(1899?–?1989)?261
Hans von Hattingberg?(1879?–?1944)?264
Hugo Hayn?(1843?–?1923)?266
Alfred Hegar?(1830?–?1914)?269
Karl-Günther Heimsoth?(1899?–?1934)?272
Peter G. Hesse?(1909?–?1994)?274
Kurt Hiller?(1885?–?1972)?276
Max Hirsch?(1877?–?1948)?282
Magnus Hirschfeld?(1868?–?1935)?285
Georg Hirth?(1841?–?1916)?295
Max Hodann?(1894?–?1946)?297
Joachim S. Hohmann?(1953?–?1999)?303
Karen Horney?(1885?–?1952)?306
Heinrich Hößli?(1784?–?1864)?309
Josef Hynie?(1900?–?1989)?314
Gustav Jäger?(1832?–?1917)?318
Samuel Jessner?(1859?–?1929)?322
Heinrich Kaan?(1816?–?1893)?325
Ferdinand Karsch-Haack?(1853?–?1936)?330
Helmut Kentler?(1928?–?2008)?335
Karl Maria Kertbeny?(1824?–?1882)?339
Ellen Key?(1849?–?1926)?345
Alfred Kind?(1876?–?1927)?348
Alfred C. Kinsey?(1894?–?1956)?351
Rudolf Klimmer?(1905?–?1977)?361
Ernst W. Klimowsky?(1904?–?1985)?367
Hermann Knaus?(1892?–?1970)?369
Heinrich Koerber?(1861?–?1927)?372
Robby Kossmann?(1849?–?1907)?376
Richard von Krafft-Ebing?(1840?–?1902)?376
Werner F. J. Krause?(1918?–?1991)?384
Friedrich Salomo Krauss?(1859?–?1938)?385
Maria Krische?(1880?–?1945) und Paul Krische?(1878?–?1956)?393
Arthur Kronfeld?(1886?–?1941)?398
Theobald Lang?(1898?–?1957)?403
Hans Lehfeldt?(