: Nils Zeizinger
: On Stage Wie du jede Rede rockst - von der Präsentation zur Performance
: Campus Verlag
: 9783593446691
: CampusBeats
: 1
: CHF 18.00
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: Ausbildung, Beruf, Karriere
: German
: 235
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ob Firmenrede, Vortrag oder Präsentation - wer vor Publikum steht, sollte eine gute Show abliefern. Doch für viele Menschen ist öffentliches Reden kein Vergnügen und Entertainment auf der Bühne der blanke Horror. Wie eine gute Performance gelingen kann, ohne sich zu verstellen, zeigt auf kurzweilige und ganz praktische Weise »On Stage«. Das Buch liefert die wichtigsten Tipps für eine rundum gelungene Show:• Wie finde ich die richtigen Worte für meinen Text?• Was tun bei Lampenfieber oder einem Blackout?• Wie setze ich meine Stimme richtig ein?• Wohin mit meinen Händen?• Wie reagiere ich auf technische Pannen oder fiese Fragen?

Nils Zeizinger hat selbst 20 Jahre Bühnenerfahrung. Nach sieben Jahre in der PR-Branche ist er seit 2019 selbstständig als freier Texter, Sprecher, Moderator und Rapper.

2.VON DER IDEE ZUM TEXT


»Schreiben ist leicht« – zumindest, wenn es nach Mark Twain geht: »Man muss nur die richtigen Wörter weglassen.« Mark Twain ist nicht, ich wiederhole: NICHT, der Großvater von Sängerin Shania Twain. Aber er war Amerikas erster Rockstar – und das als Schriftsteller. Nur für den Fall, dass du dich wunderst, warum der Schöpfer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn nun schon zum zweiten Mal auftaucht. Sein Wort hat Gewicht. Deshalb lesen wir aufmerksam seinen schlauen Spruch, lassen ihn wirken und stellen fest: Witzbold!

Was hat Bestsellerautor Stephen King beizutragen? Er sagt: »Schreiben ist veredeltes Denken.« Damit kommen wir der Sache schon näher. Schreiben ist Handwerk und Kunst, Fleiß und Kreativität. Schreiben heißt, Entscheidungen treffen, wieder und wieder.

Du sitzt vor einem blendend weißen Blatt Papier – was dann? Wie fängst du an? Du hast einen Gedanken im Kopf, den du formulieren willst. Tu das! Schreib diesen Gedanken auf, egal, wie holprig er ist. Als Faustregel gilt: ein Satz, ein Gedanke. Lies nun deinen Satz und prüfe ihn. Wort für Wort. Passt die Wortwahl? »Sollten« oder »müssen«? »Menschen« oder »Leute«? Probiere Synonyme aus: Wird der Satz dadurch besser?

Dann checkst du die Reihenfolge der Wörter: Subjekt nach vorne? Den Satz umstellen und eine Frage daraus machen? Höre bei jeder neuen Variante auf den Klang und den Rhythmus des Satzes. Dein ursprünglicher Gedanke darf dabei nicht verloren gehen. Schieb die Wörter so lange hin und her, bis es sich für dich richtig anfühlt.

Nun folgt die Weiterführung deines Gedankens im nächsten Satz. Dieser zweite Satz muss in sich stimmig sein und mit dem ersten Satz harmonieren – inhaltlich wie stilistisch. Es folgt der dritte Satz, der vierte und so weiter. Mit jedem weiteren Satz, Absatz und Kapitel steigt die Komplexität, und du musst mehr Fäden zusammenhalten. Wiederholst du etwas, das du bereits geschrieben hast? Gibt es Widersprüche? Fügen sich Anfang und Schluss zusammen? Fragen über Fragen. Jede Sekunde eine Entscheidung.

Selbst diese stark vereinfachte Darstellung klingt arg technisch, obwohl das Schreiben im Grunde ein sehr intuitiver Vorgang ist. Die meisten Entscheidungen haben mehr mit Instinkt als mit »höherem Wissen« zu tun. Doch verlass dich nicht nur auf dein Bauchgefühl! Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, musst du die Grundlagen der Grammatik und Stilistik beherrschen. Zudem hilft ein erweiterter Wortschatz. Wenn du verdammt gutes Deutsch schreiben und sprechen willst, hier mein simpler Tipp: Lies die Bücher von Wolf Schneider! Deutschlands »Sprachpapst« weiß einfach, wie es geht.

Es gibt viel zu schreiben über das Schreiben. Ich werde mich in der Folge auf einige wesentliche Grundsätze zum geschriebenen und gesprochenen Wort beschränken. Zumal jede Textart ihre eigenen Regeln hat. Es macht einen Unterschied, ob du eine Firmenrede vorbereitest oder einen Songtext schreibst. Auch dein Publikum sollte Einfluss nehmen – zumindest, wenn du verstanden werden willst. Dein persönlicher Stil, deine Motivation und Zielsetzung hinterlassen ebenfalls Spuren im Text. Trotz allem: Es gibt ein paar Dos & Don’ts beim Schreiben, die du kennen und beherzigen solltest. Dein Text ist das Fundament deiner Performance und die halbe Miete für einen gelungenen Auftritt. Schludere nicht lieblos ein paar Zeilen zusammen. Veredle dein Denken!

INSPIRATION


Am Anfang war das Wort. Schon klar. Aber welches? Wenn du Schriftsteller fragst, woher ihre Ideen kommen, antworten die meisten mit einem ratlosen Achselzucken. Ideen kommen halt! Ein Geistesblitz ist kein bewusster Prozess, den man erzwingen oder auf magische Weise heraufbeschwören kann. Was kannst du also tun, wenn du auf der Suche nach einem Gedankenanstoß oder einem Thema bist? Zweierlei:

  1. Lass dich inspirieren.

  2. Halte die Augen offen, um Ideen mit Potenzial zu erkennen.

INSPIRATION IST ÜBERALL


»Wenn man die Augen aufmacht, findet man überall Inspiration«, sagt Carlos Santana und hat recht damit. Lebe! Liebe! Und reise! Neue Eindrücke und Erfahrungen sind auf der Suche nach Inspiration das Hausmittel Nummer eins. Lionel Richie weiß davon – aufgepasst – ein Lied zu singen: »Das Reisen hat mir sehr viel gebracht. Ich fand heraus, dass mir eine Million Ideen kommen, wenn ich reise und dann einfach in der Ecke sitze und zuschaue.«

Die meisten Menschen denken, dass Kreativität der Fantasie entspringt. Tatsächlich ist ihr Ursprung jedoch die detaillierte und gut beobachtete Realität. Deshalb Augen auf beim Gucken! Auf Reisen gibt es immer etwas zu entdecken und du schaust genauer hin, weil du dich noch nicht (wie an deinen vier Wänden) sattgesehen hast. Mit etwas Abstand zum alltäglichen Kleinklein machst du dir automatisch über andere, oft »größere« Dinge Gedanken. In Berührung mit fremden Kulturen dehnst du deinen Horizont aus. Zudem lernst du auf Reisen spannende Menschen kennen – und jeder hat dir mindestens eine gute Geschichte zu erzählen. Im Übrigen muss es nicht immer die Fernreise sein: Auch ein Ausflug in den nächstgelegenen Wald, in die Berge oder zum Wasser stimuliert die Sinne. Studiere die Natur oder flaniere in der Stadt und beobachte die Menschen – Hauptsache hoch von der Couch!

INPUT


Michael Jackson leitet gekonnt zum zweiten Tipp über: »Wenn Sie es sich nicht leisten können zu reisen, reisen Sie mental durch das Lesen. Sie können beim Lesen alles sehen und gehen, wohin Sie wollen. […] Ich liebe es zu lesen. Ich wünschte, ich könnte mehr Menschen raten zu lesen.« Auch Kiss-Bassist Gene Simmons, der bei der Arbeit auf der Bühne gerne Blut und Feuer spuckt, bekennt sich: »Ich bin ein begeisterter Leser. Ich verschlinge Informationen und liebe Geschichte.« Debbie Harry, Frontfrau der New-Wave-Band Blondie, verbringt die erste Stunde jedes Tages mit der Lektüre eines Buchs und verschafft sich auf diese Weise einen inspirierten Morgen. Und der »König von Deutschland«, Rio Reiser, nennt nicht nur die Beatles, die Rolling Stones und Bob Dylan als wichtige Quellen seiner Inspiration, sondern auch Karl May (für alle Kulturbanausen: Karl May ist der Erfinder von Winnetou, Old Shatterhand und vielen anderen Romanhelden). Deshalb findet sich auf jedem Album von Ton Steine Scherben, für die Rio getextet, komponiert und gesungen hat, ein Stück, das den Titel eines Karl-May-Bands trägt (zum BeispielDurch die Wüste oderDer Fremde aus Indien). Ich stelle mal die wenig gewagte These in den Raum, dass nahezu alle Songtexter Leseratten sind – dieser Eindruck drängt sich mir jedenfalls nach der Lektüre zahlreicher Musikerbiografien auf.

Lesen erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass du über die eine oder andere verwertbare Idee stolperst; du verbesserst nebenbei auch deinen Wortschatz und deinen Schreibstil. Lernen kannst du von jedem Buch: Gute Bücher sind Lektionen in Stilistik, Grammatik, Erzählfluss oder Kreativität; schlechte Bücher veranschaulichen, wie du es nicht machen solltest. Ich habe mir angewöhnt, mit Stift zu lesen (Bleistift!), das heißt, ich unterstreiche, markiere und mache mir Notizen. Auf diese Weise finde ich später schnell das Wichtigste wieder: gelungene Formulierungen, spannende Gedanken, Interessantes und potenziell Nützliches. Wörter oder fremdsprachige Vokabeln, die ich nicht kenne, schlage ich parallel nach – der Wortschatz wird reicher.

Wenn du ein guter Texter werden willst, musst du viel lesen. Wie viel »viel« ist, entscheidest du selbst – aber schone dich nicht. Keith Richards von den Stones schreibt in seiner Autobiografie: »Ich höre Mozart und lese viel. Da bin ich unersättlich – ich lese alles, was ich in die Finger kriege.« Tu es ihm gleich: Sei unersättlich! Als kleiner Ansporn: Zu Studienzeiten hatte ich das Ziel, jedes Jahr 100 Bücher zu lesen, also zirka zwei pro Woche. Ein paar Jahre habe ich es sogar geschafft. Heute sind es mal 20, mal 50 Bücher im Jahr. Wenn du mehr auf online stehst – kein Problem: Du kannst deinen...