: David Peace
: Tokio im Jahr Null Roman
: Verlagsbuchhandlung Liebeskind
: 9783954381319
: 3
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Tokio, 1946: die Hölle auf Erden. Die Stadt liegt in Trümmern, ebenso wie die Seelen ihrer Bewohner. Es herrschen Angst und Korruption, niemand ist der, der er zu sein vorgibt. Inmitten der Schuttberge geht ein brutaler Serienmörder um, der junge Frauen missbraucht und erdrosselt. Die Polizei verhaftet schnell einen Verdächtigen, der aber nur einen der Morde gesteht. Inspektor Minami ist gezwungen, ältere Fälle neu aufzurollen, um den Täter zur Strecke zu bringen. Doch dabei verstrickt er sich in einem Netz aus Lügen und nackter Gewalt. Die Machenschaften des organisierten Verbrechens werden für ihn zur tödlichen Gefahr, genau wie die Intrigen innerhalb des Polizeiapparats. Langsam zerfließen die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit, und die Taten der Vergangenheit kommen ans Tageslicht. Denn auch auf Minamis Schultern lastet eine schwere Schuld ...

David Peace wurde 1967 in Yorkshire geboren. Für sein Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem James Tait Black Memorial Prize, dem Grand Prix du Roman Noir und zwei Mal mit dem Deutschen Krimi Preis. Er wurde als einziger Krimischriftsteller in die renommierte 'Granta's List of Best Young British Novelists' aufgenommen. David Peace lebt mit seiner Familie in Tokio.

1.


15. August 1946
Tokio, 33°C, bewölkt


Ton-ton. Ton-ton. Ton-ton. Ton-ton. Ton-ton. Ton-ton …

Unablässiges Hämmern.

Ton-ton. Ton-ton. Ton-ton. Ton-ton …

Ich schlage die Augen auf, es fällt mir wieder ein.

Ton-ton. Ton-ton. Ton-ton …

Ich bin einer der Überlebenden.

Einer der Glücklichen

Ich nehme mein Taschentuch und reibe mir Gesicht und Nacken trocken. Ich wische mir die Haare aus den Augen. Ich schaue auf meine Uhr.

Chiku-taku. Chiku-taku. Chiku-taku

Es ist zehn Uhr; erst zehn Uhr.

Erst vier Stunden um, noch acht weitere, dann nach Shinagawa, zu Yuki. Drei, vier Stunden dort, dann nach Mitaka zu Frau und Kindern. Ich muss versuchen, Nahrung aufzutreiben, ihnen etwas zu Essen zu bringen, irgendwas. Essen, dann schlafen, versuchen zu schlafen. Dann um sechs Uhr morgen früh wieder hierher.

Chiku-taku. Chiku-taku. Chiku-taku

Weitere zwölf Stunden in diesem Backofen …

Ich wische mir den Schweiß vom Hemdkragen und von den Augenlidern. Ich sehe am Tisch entlang. Drei Männer zu meiner linken, zwei zu meiner Rechten und die drei leeren Stühle.

Kein Fujita. Kein Ishida. Kein Kimura …

Fünf Männer reiben sich Nacken