: Lindsay Harrel
: Alles, was noch vor uns liegt
: Francke-Buch
: 9783963628849
: 1
: CHF 11.50
:
: Erzählende Literatur
: German
: 352
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eva und Angela könnten unterschiedlicher nicht sein: Eva ist Floristin und eine etwas verträumte Künstlerseele, die pragmatische Angela muss sich und ihre drei Kinder mit mehreren Jobs über Wasser halten. Doch eines haben die Schwägerinnen gemeinsam: Ihre Männer kamen bei einem tragischen Tauchunfall ums Leben. Seitdem kämpfen beide Frauen auf ihre ganz individuelle Weise mit der Trauer. Als Eva mit der verrückten Idee aufwartet, im Andenken an ihre verstorbenen Männer an einem Ultramarathon in Neuseeland teilzunehmen, reagiert Angela zunächst abweisend. Doch schließlich brechen sie gemeinsam mit Angelas Kindern und der Schwiegermama zu einer mehrmonatigen Auszeit ins ferne Neuseeland auf. Dort kommen nicht nur ihre Körper, sondern auch ihre Seelen ganz neu in Bewegung. Als sich zur Herausforderung Ultramarathon noch zwei weitere namens Marc und Simon gesellen, stellt sich die große Frage: Sind die beiden Frauen zu dieser »Challenge« bereit? Vor der großartigen Kulisse Neuseelands entfaltet sich eine wundervolle Erzählung von Trauer, Hoffnung, Lebensfreude und der Herausforderung, im Vertrauen auf Gott wieder träumen zu lernen: »Gott pflanzt Träume in uns hinein, und wenn er die Zeit für gekommen hält, wird er diese Träume wachsen lassen.«

Lindsay Harrel hat Journalismus und Englische Literatur studiert. Zusammen mit ihrem Mann, ihren zwei kleinen Kindern und zwei Golden Retrievern lebt sie in Arizona. Es ist ihr ein Herzensanliegen, mit ihren Romanen all denen neue Hoffnung zu geben, denen diese irgendwie abhanden gekommen ist, und darauf hinzuweisen, dass Gott in einem ganz gewöhnlichen Leben Außerordentliches zu vollbringen vermag.

3. Kapitel

Nur wenige Orte erinnerten sie so sehr an Brent wie der Bauernmarkt am Samstagmorgen.

Eva sog die Farben, Gerüche und Klänge des Lebens, die sie umgaben, in sich auf. Selbst um halb neun Uhr morgens waren schon Tausende New Yorker hier unterwegs, um Obst und Gemüse, Biofleisch, Pflanzen und Textilien, frisch gebackenes Brot, Säfte, Wein und vieles mehr einzukaufen. Kinder rannten durch die weißen Zelte, spielten lachend Fangen und genossen die letzten freien Sommertage, bevor am Dienstag die Schule wieder anfing.

Hier konnte Eva für einige Stunden in die Zeit zurückreisen, als Brent und sie die aufgetürmten Waren in allen Farben des Regenbogens begutachtet hatten. Jedes Mal hatten sie einander herausgefordert, wenigstens ein neues Lebensmittel zu probieren. Sie hatten den Vormittag damit verbracht, die rundesten Paprikaschoten und die am frischesten aussehenden Bündel Spinat und Spargel auszusuchen und was sonst noch verlockend aussah. Dann hatten sie alles zum Mittagessen nach Hause gebracht. Es hatte ihnen Spaß gemacht, unterschiedliche Gerichte auszuprobieren – und viele Experimente hatten damit geendet, dass sie das Essen irgendwann vergaßen und ein neckischer Kuss zu mehr führte.

Eva wandte den Blick ab und eilte an einem Stand mit frischen Schnittblumen vorbei, während sie sich zu einem Marktstand durchschlängelte, der immer die saftigsten Beeren hatte. Sie begrüßte den groß gewachsenen Mann und nahm eine Schale mit besonders großen Erdbeeren.

»Die übernehme ich.«

Sie drehte sich um und sah Marco Cinelli neben ihr stehen, seine dunkelbraunen Augen voller Mitgefühl. Sein Dreitagebart kitzelte sie an der Wange, als er sich vorbeugte, um sie zu umarmen.

»Hallo, Marc.« Er hatte innerhalb weniger Minuten auf ihre Nachricht gestern geantwortet und gesagt, dass sie einfach einen Ort vorschlagen solle, er würde sie dann heute treffen. »Danke, dass du gekommen bist.«

»Ist doch klar.« Marc bezahlte die Erdbeeren bei dem Verkäufer. »Es ist viel zu lange her, dass wir uns gesehen haben. Wie geht es dir? Was macht die Arbeit?«

Während sie zwischen den Ständen entlangschlenderten, befingerte Eva den Rand der Papiertüte, in dem sich die Erdbeeren befanden. »Wenn man davon absieht, dass ich gestern beinahe meine ehrenamtliche Tätigkeit verloren hätte, läuft alles prima.« Maryanne hatte sich besorgt geäußert angesichts der Tatsache, dass mehrere Kolleginnen mit Evas Arbeit nicht zufrieden waren. Sie wusste, dass eine Woche ohne Katastrophen nicht die vielen Male wettmachte, bei denen sie keine gute Arbeit geleistet hatte, aber es hatte trotzdem wehgetan.

»Das tut mir leid, Eva.« Er fuhr sich mit der Hand durch die kurzen braunen Haare. »Du weißt, dass du immer einen Job bei uns haben kannst, wenn du willst.«

»Danke.« Vor einigen Monaten, als Charlotte vorgeschlagen hatte, sie sollte etwas Sinnvolles tun, um Brents Andenken in Ehren zu halten, hatte sie überlegt, ob sie im Hauptbüro der Fitnesskette arbeiten sollte. Aber ihr widerstrebte die Vorstellung, sie könnte versuchen, ihren Mann bei einer Arbeit zu ersetzen, die er geliebt hatte. »Ich gebe nicht auf. Für Brent war Durchhaltevermögen wichtig, also ist es das für mich auch.«

Sie blieben an einem Verkaufsstand stehen, um eine Scheibe Honig-Bier-Brot mit Butter zu