1
Niemand hatte sich vorgestellt, daß die Übersiedlung so große – so unabsehliche Folgen mit sich führen würde. Im ersten Augenblick, als Leontes die erlösende Nachricht brachte, er habe etwas Geeignetes gefunden, ein Landgut mittlerer Größe, wo die Wohngebäude zwar nicht Raum genug für alle Kostschüler, die Gründe aber ausgiebigen Platz zur Errichtung von Notstandsbauten und Baracken boten, und er habe diesen Besitz nicht etwa nur gepachtet, sondern käuflich erworben – da schallte ihm allgemeiner Jubel entgegen. Wie unbeliebt der Prinzipal auch bei der Mehrzahl seiner Zöglinge, von den Lehrern ganz zu schweigen, sein mochte, jetzt hätte ihn jeder und jede umarmen wollen; denn alle waren, wie verschieden auch sonst im Seelischen und Geistigen, an Charakter und Widerstandskraft, nur mehr von einem einzigen Gedanken besessen: Fort von hier! Fort von den pfeifenden, schmetternden, berstenden, erflammenden Bomben – den knisternden und krachenden, »sprechenden« Mauern, den zerspringenden, splitternden, zu Boden prasselnden Fensterscheiben, dem dumpfen Hummelsummen kreisender Schutzflugzeuge, dem Knattern der Abwehrgeschütze, den lichtlosen, luftlosen, schimmelfeuchten Kellern, wo sie nun seit Wochen bereits ihre angsttraumerfüllten Nächte verbrachten.
Am Anfang war auch alles wunderschön, nahezu vollkommen. Wem das Haupthaus unter dem zierlichen Balusterdach keine Unterkunft mehr bot, der fand sie in den ehemaligen Stallungen, und waren auch diese – Sattelraum, Pferdeschwemme und die darüber liegenden, unter dem vorigen Besitzer seinen Reitknechten zugewiesenen Zimmerchen – besetzt, dann verfiel