Jugendliche und Digitale Spuren im Web: Karrieretool oder Bumerang?
// VonSimone Janson
Jugendliche bewegen sich immer häufiger in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter. Und sie hinterlassen dort Spuren in Form von Postings, Kommentaren, Fotos, Videos. Kann das später bei der Jobsuche ein Problem werden?
Personaler suchen gezielt im Netz?
Woran viele jugendliche Internet-Nutzer nämlich nicht denken: Bei der späteren Jobsuche und Bewerbung könnten ihnen diese zum Verhängnis werden, denn Personalverantwortliche nutzen das Internet mittlerweile gezielt, um sich über Bewerber zu informieren.
Aber genau das ist auch der Grund, rechtzeitig darüber nachzudenken, wie man das Internet gezielt für seine Karriereplanung nutzt.
Spuren im WEB – Karrieretool oder Bumerang?
98 Prozent aller 12- bis 19-Jährigen nutzen regelmäßig das Internet. Und 85 Prozent von ihnen sind zumindest selten in Sozialen Netwerken aktiv, 72 Prozent täglich oder mehrmals in der Woche. Am beliebtesten ist mit 42 Prozent das “SchülerVZ”, die 18-19 Jährigen bevorzugen jedoch das “StudiVZ”. Es folgen in der Beliebtheitsskala “wer-kennt-wen”, Lokalisten”, “MySpace”, “Kwick” und MeinVZ. Das zeigt die Studie “Jugend, Information, (Multi-) Media” (kurz JIM), die der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest seit 1998 jährlich durchführt.
Und sie zeigt auch, wie unbedarft die Jugendlichen im Internet mit persönlichen Daten und Informationen umgehen. Über 80 Prozent der Internetnutzer haben Informationen zu ihren Vorlieben oder Hobbies online gestellt. Auch die eigene eMail-Adresse ist bei mehr als 35 Prozent im Internet einsehbar. Und über zwei Drittel haben Fotos oder Filme von sich online gestellt. Besonders prekär: 54 Prozent der Befragten haben diese Daten ungeschützt und für alle Internetnutzer einsehbar, im Netz stehen.
Niemand weiß, wer das liest
Das ist deshalb ein Problem, weil niemand genau weiß, wer auf diese Informationen zugreift – und was er damit macht. Das kann ernste Folgen haben: So geben 42 Prozent der Internetnutzer an, dass schon einmal Videos oder Fotos, auf denen sie selbst abgebildet waren, ohne ihre Zustimmung online gestellt wurden. Ein Viertel berichtet, dass es im Freundeskreis schon einmal zu Ärger aufgrund von Interneteinträgen kam. 14 Prozent ist es schon einmal passiert, dass Falsches oder Beleidigendes im Internet verbreitet wurde. In Kontakt mit regelrechtem Cyber-Mobbing sind bisher ein Viertel der Internetnutzer gekommen. Jedes dritte Mädchen und jeder zweite Junge kann davon erzählen, dass jemand aus dem Freundeskreis, im Internet schon einmal fertig gemacht wurde.
Doch selbst Daten, die man gar nicht öffentlich macht, sondern nur seinen Freunden freigibt, sind dabei vor Entdeckung nicht sicher. Denn, wie schon zahlreiche Fälle in der Vergangenheit zeigen, sind die Online-Netzwerke keinesfalls gegen Hackerangriffe geschützt. Das konnte das Fraunhofer-Institut für sichere Informationstechnologie in einer Studie nachweisen. Und die Forscher zeigten auch: Eigentlich schafft es auch jeder normale Nutzer an Daten und Fotos zu kommen, die der Benutzer eigentlich sicher verschlossen wähnte.
Noch Jahre später können Probleme entstehen
Auch Jahre später noch können Jugendsünden im Internet zu Problemen führen, an die viele heute noch gar nicht denken. Denn natürlich haben auch potenzielle Arbeitgeber das Internet längst als Informationsquelle entdeckt: Nach einer Studie der Stellenbörse Careerbuilder nutzen bereits 22 Prozent das Internet, um sich zu informieren. Und dabei prüfen sie nicht nur, ob die angegebenen Qualifikationen stimmen, der Bewerber schlecht über ehemalige Arbeitgeber geredet hat oder eine kriminelle Vergangenheit mitbringt: 41 Prozent der Arbeitgeber suchen nach gezielten Informationen über Alkohol- und Drogenkonsum, und weitere 40 Prozent fahnden nach diskreditierende Fotos.
Denn die alten Daten im Netz bleiben meist erhalten. Selbst wer in Online-Netzwerken sein Profil löscht, hat damit wahrscheinlich noch längst nicht alle Foreneinträge, Verlinkungen und Fotos von sich beseitigt. Mit spezieller Gesichtserkennungssoftware lassen sich sogar Fotos zuordnen, wenn sie keinen Namen tragen. Und in Archiven wie Wayback.com können Geübte auch noch uralte Daten finden. Also mit Blick auf die Karriere am besten ganz auf Aktivitäten in sozialen Netzwerken verzichten?
Weiterhin in Sozialen Netzwerken aktiv bleiben
Thorsten zu Jacobsmühlen, der Unternehmen bei der Personalsuche im Web 2.0 berät und regelmäßig zu dem Thema bloggt, ist anderer Meinung:
“Zwar muss auch im Zeitalter von Web 2.0 am Ende doch der persönliche Lebenslauf, das Auftreten, Wissen und, wenn vorhanden, die Erfahrung überzeugen. Doch das Internet bietet gerade für Jobsuche und Karriereplanung ganz hervorragende Möglichkeiten. Man sollte aber wissen wie man es zu seinem Vorteil nutzt und was man tunlichst vermeiden sollte. Dies ist so wichtig geworden, dass man zum Beispiel in England schon Grundschülern den Umgang mit Social Media zu vermitteln versucht.”
Vor allem stehen Arbeitgebern immer mehr Suchdienste zur Verfügung, die immer detailliertere Suchergebnisse über Bewerber liefern: Das sind zunächst Suchmaschinen wie Google oder spezielle Blogsuchmaschinen wie Technocrati, mit der sich auch längst vergessene Einträge in Foren oder uralte Blogkommentare noch aufspüren lassen. Daneben gibt es spezielle Personensuchmaschinen wie 123People oder Yasni, die alle Informationen zu einer Person übersichtlich auf einer Seite vereinen. Suchdienste wie Spokeo ermöglichen es, nicht nur sämtlichen Sozialen Netzwerke bis hin zu Twitter, sondern auch Video- und Fotodienste wie Youtube und Flickr zu durchsuchen. Und mit zabasearch kann man in den USA bereits heute öffentliche Dokumente wie Geburtsdaten, aber auch Verurteilungen ausgraben – ein Trend, der früher oder später auch Deutschland erfassen wird.
Positives Reputationsmanagement betreiben
“Wer meint er könne die Gefahr bannen, indem er sich zurückhält, schafft sich damit noch ein anderes, viel größeres Problem: Er verzichtet damit auf die Möglichkeit, positiv auf sich aufmerksam zu machen und dadurch potenzielle Arbeitgeber von seinem guten Ruf im Netz zu überzeugen, ”
erklärt zu Jacobsmühlen und macht deutli