: Alexia Weiss
: Jude ist kein Schimpfwort Zwischen Umarmung und Ablehnung - jüdisches Leben in Österreich
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218012645
: 1
: CHF 15.20
:
: Sozialstrukturforschung
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mehr als 75 Jahre nach dem Holocaust erstarkt der Antisemitismus in Europa wieder. Auch in Österreich melden jüdische Gemeinden vermehrt Belästigungen und Anfeindungen. Der Staat reagiert mit Sicherheitsmaßnahmen und Gedenkveranstaltungen, scheitert jedoch an den Bedürfnissen der Menschen - ein normales Leben zu leben, ohne besonders geschützt werden zu müssen oder attackiert zu werden. Jüdisch-Sein in Österreich bedeutet ein Leben voller Ambivalenzen. Zum einen sind JüdInnen mit übertriebener Sensibilität konfrontiert - die Angst davor, diskriminierend zu agieren, ist allgegenwärtig -, zum anderen schlägt ihnen nach wie vor offener Hass entgegen. Alexia Weiss geht diesem Zwiespalt auf den Grund, erforscht die Spuren jüdischen Lebens in Wien und erfährt in spannenden und aufklärenden Gesprächen, wie JüdInnen ihren Alltag erleben.

Alexia Weiss, geboren 1971 in Wien, ist Journalistin und Autorin. Germanistikstudium und Journalismusausbildung an der Universität Wien. Seit 1993 journalistisch tätig, u. a. als Redakteurin der Austria Presse Agentur. Ab 2007 freie Journalistin. Aktuell schreibt sie vor allem für das jüdische Magazin WINA, für gewerkschaftliche Medien wie die KOMPETENZ der GPA, und bloggt regelmäßig zum Thema 'Jüdisch leben' auf der Wiener Zeitung.

Kleine Gemeinde mit großer Vergangenheit und bunter Gegenwart


Wenn man Menschen fragt, wie viele Jüd*innen in Wien leben, bekommt man teils kuriose Antworten. 50.000, 100.000 und sogar eine halbe Million habe ich da schon gehört, als ich zum Beispiel bei einem Workshop zu jüdischem Leben in Wien Jugendlichen diese Frage gestellt habe. Wie das zu erklären ist? Es gibt mittlerweile ein großes mediales Interesse an Jüd*innen und dem Judentum. Es wird nicht mehr nur über Schoa und Verfolgung und NS-Gräuel berichtet, immer öfter ist in den heimischen Medien auch über jüdische Feiertage, Kulturveranstaltungen oder die Wahl des Vorstands der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien zu lesen, zu hören und zu sehen.

Wie viele Wiener Jüd*innen gibt es aber nun tatsächlich? Exakt ist diese Frage leider nicht zu beantworten. Im Juli 2020 zählte die Israelitische Kultusgemeinde Wien 7.735 Mitglieder. Wer Jude oder Jüdin ist, das ist in der Halacha, dem jüdischen Recht, so definiert: Jüdisch ist, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder zum Judentum übergetreten ist. Man kann also auch jüdisch sein, ohne der Kultusgemeinde als Mitglied anzugehören. Der im Juni 2020 vom Institute for Jewish Policy Research veröffentlichte Bericht „Jews in Austria“3 spricht von rund 10.000 Jüd*innen in ganz Österreich (das Gros davon in Wien lebend) – andere Schätzungen gehen von ungefähr 15.000 Jüd*innen aus. Nicht jede/r lebt observant, es gibt auch Menschen, die ihr Judentum nicht religiös, sondern über ihre Herkunft p