2. KAPITEL
„Geburtshelfer in die Notaufnahme!“
Izzy hörte die Durchsage, als sie ihren leeren Pappbecher und das Sandwichpapier in den Abfalleimer warf. Die Türen zur Abteilung wollten sich allerdings nicht öffnen, so oft sie ihre Zugangskarte auch durchzog.Sie wollen mich wirklich nicht haben.
Schließlich machte die Krankenschwester, die ungeduldig hinter ihr gewartet hatte, mit ihrer Karte den Weg frei, und Izzy folgte ihr.
Sie setzen mich in Sektion B ein.
Da war sie sich absolut sicher. Tetanusimpfungen, Kleine Wundversorgung, Knöchel und Handgelenke auf mögliche Frakturen untersuchen … Ben hatte bestimmt dafür gesorgt, dass sie einen sanften Start in den Arbeitsalltag erlebte.
„Geburtshelfer in die Notaufnahme!“
Der Aufruf ertönte erneut, aber Izzy ließ sich nicht beeindrucken. Es kam öfter vor, dass sich werdende Väter in ihrer Panik verirrten und ihre hochschwangeren Frauen statt zur Entbindungsstation in die Notaufnahme brachten.
Izzy blickte auf ihre Armbanduhr. In zehn Minuten fing ihre erste Schicht an.
Die nächsten Automatiktüren glitten auf, ohne dass sie ihre Karte einsetzen musste, und dann befand Izzy sich im heiligen Innern der Notaufnahme. Gutes Timing, dachte sie. Wenn sie ihre Tasche im Spind verstaut hatte, blieben noch ein paar Minuten bis Dienstbeginn. Sie könnte im Personalraum vorbeischauen, ein bisschen Small Talk …
„Izzy!“ Beth, eine der Krankenschwestern, mit der sie schon Jahre zusammengearbeitet hatte, rannte an ihr vorbei. „Zimmer vier … Alle anderen sind beschäftigt … Sie wurde gerade eingeliefert …“
Jess hatte recht gehabt.
Notaufnahme, das bedeutete: in Sekunden von null auf hundert. Von wegen sanfter Start, dachte Izzy, als Les, der Pflegehelfer, ihr die Tasche abnahm. Sekunden später eilte sie neben Beth den Flur entlang, während die Schwester ihr kurz und knapp die nötigen Informationen mitteilte.
„Dreiundzwanzigste Woche, aber der Termin ist unsicher“, ratterte Beth herunter. „Sie schafft es nicht mehr bis zur Entbindungsstation. Ich habe oben anrufen lassen …“
„Wer hat sie sich angesehen?“ Izzy desinfizierte sich die Hände.
„Noch niemand. Das machst du doch.“
Aha.
Nein, in der Notaufnahme blieb einem nichts erspart. Izzy entdeckte Ben, der sich gerade eine Plastikschürze umband. Sie war sicher, dass er die Patientin übernehmen und Izzy zu Sektion B schicken würde.
„Hast du das im Griff?“, rief er ihr jedoch über die Schulter zu und verschwand Richtung Schockraum.
„Klar!“
„Sie heißt Nicola“, sagte Beth.
Izzy holte einmal tief Luft und trat zu der Patientin. „Hallo, Nicola. Ich bin Izzy Bailey, Oberärztin in der Notaufnahme.“
Sie hätte nicht sagen können, wer panischer wirkte, die Pflegeschülerin, die bei der Patientin geblieben war, als Beth losgestürzt war, um eine Entbindungspackung zu holen. Oder die Patientin selbst, die keine Zeit verlor, Izzy die Dramatik der Situation aufzuzeigen.
Nicola schlug das Laken zurück. „Es kommt.“
„Okay.“ Izzy streifte sich Handschuhe über, während Beth die Packung aufriss. Es war definitiv keine Zeit, Nicola in den technisch besser ausgestatteten Reanimationsraum zu bringen. „Sag im Schockraum Bescheid, dass wir ein Baby für sie haben. Sie sollen ein Wärmebettchen vorbereiten. Und ein Notruf an das pädiatrische Team.“
„Vivienne!“ Beth gab die Anweisungen weiter, und die Pflegeschülerin rannte los.
„Uns werden von den Durchsagen gleich die Ohren klingeln“, erklärte Izzy, um die werdende Mutter zu beruhigen. „Aber keine Angst, wir trommeln nur das Personal zusamme