: Jörg H. Trauboth
: Jakobs Weg Krimi
: ratio-books
: 9783961360963
: 1
: CHF 8.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 390
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fu?r den jungen Schüler waren die vier Jahre im Elite-Internat die Ho?lle. Jeden Monat traf sich eine illustre Runde von Herren in du?steren Kutten in der Hauskapelle und vergewaltigten ihn und seine Schulkameraden. Die Kripo erfa?hrt zwar von den Orgien, aber die Ta?ter bleiben unentdeckt. Zwanzig Jahre spa?ter: Acht Personen finden in ihrer Post ein kompromittierendes Video. Die anonyme Forderung: Treffpunkt am 13. Mai im Hotel Pilgrim am Eingang zum Jakobsweg, sonst geht das Video an die Medien. Alle kommen. Alle stehen unter Spannung. Auch der ebenfalls anonym eingeladene verdeckt ermittelnde Hauptkommissar Joe Jaeger vom BKA und die Investigativ-Journalistin Hanna Dohn. Auf der vierzehnta?gigen Wanderung durch die malerische Landschaft des Jakobsweges ereignet sich ein Todesfall nach dem anderen. Der mystische Glaubensweg wird zum Pilgerweg der Angst ... *** Thriller-Autor Jo?rg H. Trauboth verknüpft ein ebenso brandaktuelles wie gesellschaftlich bedru?ckendes Thema mit seinen langja?hrigen Erfahrungen als Berater in der Verbrechensbeka?mpfung. Der Sicherheits-Experte ist gefragter Gespra?chspartner zahlreicher Medien wie auch seelsorgerisches Teammitglied in der Krisenintervention des Auswa?rtigen Amtes. Seine perso?nlichen Erlebnisse hat er in mehreren Sachbu?chern und Romanen verarbeitet. www.trauboth-autor.de

Jörg H. Trauboth (1943) war Generalstabsoffizier in der Luftwaffe und Waffensystemoffizier-Lehrer in Kampfflugzeugen PHANTOM und TORNADO. Mit 50 Jahren quittierte er den Dienst hochdekoriert im Rang eines Obersten. Nach einer Spezialausbildung durch eine englische Krisenmanagementfirma wurde er für die Bewältigung von Erpressungs- und Entführungslagen in Südamerika und Osteuropa eingesetzt. Mit eigener Firma und seiner 24-Stunden-Task-Force beriet er in über 300 Fällen bei Erpressungen, Entführungen und Imagekrisen. Er war Präsident der Europäischen Krisenmanagement Akademie (EAKM) in Wien und Präsident in der internationalen Pilotenvereinigung American Yankee Association. Literatur: Herausgeber und Co-Autor des Standardwerkes 'Krisenmanagement in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen' (2. Auflage 2021). Romanautor der Deutschland-Thriller 'Drei Brüder' (2016), 'Operation Jerusalem (2019) und 'Omega' (2020). Jörg H. Trauboth ist gefragter Experte in den Medien, arbeitet ehrenamtlich in der Notfallseelsorge und gehört zum Kriseninterventionsteam (KIT/Bonn) des Auswärtigen Amtes. Er hat zwei Söhne und drei Enkelkinder und lebt mit seiner Frau in der Nähe von Bonn. www.trauboth-autor.de. youtube.com/c/aa5flyer.

1.


SÜDLICHES SAUERLAND


– Jakob

»Sind wir endlich soweit?«, drang von oben aus dem Fenster die messerscharfe Stimme des Internatsleiters Pater Dr. phil. Johannes Hartmann herab.

Sergey Michailow fuhr herum. Der Pater, ein schlanker, hochgewachsener Mann Mitte vierzig mit schütterem Haar und, wie man im Kollegium munkelte, ein Kandidat für ein hohes Amt im Vatikan, zeigte dem Hausmeister unmissverständlich an, dass er verschwinden solle, bevor wieder einmal die mysteriösen Besucher in ihren schwarzen Limousinen eintrafen. Sergey legte hastig seine Gartengeräte in die Schubkarre und sah noch prüfend über die nun makellos gereinigte Auffahrt zum Internat. Die mit Pappeln gesäumte Allee endete an einer zwanzigstufigen, breiten Treppe, auf der der Pater jetzt kein einziges Blatt sehen wollte. Sie führte zu der hohen, halbrunden Pforte mit zwei mächtigen Flügeltüren aus schwerem Holz, über denen in großen, goldenen Lettern schon von WeitemCollegium Maria Hilf zu lesen war.

Maria Hilf.

Sergey schauderte es jedes Mal, wenn er diese Inschrift las, die jetzt im Abendlicht so warm und einladend leuchtete. Anfangs war er stolz gewesen, Hausmeister an Deutschlands bester Internatsadresse sein zu dürfen und für einen Prachtbau hier im südlichen Sauerland zuständig zu sein, dessen Erbauer offensichtlich auf alles verzichtet hatte, was klein war. Sergey kannte jede Fläche und hielt sie sauber, als wäre das Gebäude seins. Inzwischen aber hasste er jede Ecke, besonders heute. Denn es war wieder das erste Wochenende im Monat, der Jour fixe, zu dem derDoktor, wie das Personal den Internatsleiter Pater Dr. phil. Johannes Hartmann unter der Hand nannte, seine ganz persönlichen Gäste geladen hatte. Nach jedem Jour fixe schwor Sergey sich aufs Neue, die Polizei zu informieren. Aber der Doktor hatte ihn in der Hand. Er umklammerte ihn wie mit einem eisernen Band, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Sergey schaute hasserfüllt zu dem Mann hinauf, der sein Leben zur Hölle gemacht hatte. Dabei hatte damals alles so gut begonnen.

Zwei Jahre zuvor war er als Russlanddeutscher nach Deutschland gekommen. Er hatte sich die kleine sauerländische Stadt Olpe ausgesucht, weil hier bereits einige andere Deutschrussen aus seiner Heimat wohnten. Über das Arbeitsamt wurde er dem Internat vermittelt. Der Internatsleiter, der sympathische Herr Doktor Hartmann, hatte ihm gesagt, dass er auf so einen wie ihn gewartet habe. Schon nach drei Monaten war die Probezeit bestanden. Sergey erinnerte sich, wie glücklich er gewesen war, obwohl das Gehalt trotz freier Kost und Logis gerade ausreichte, um über die Runden zu kommen und den Eltern im fernen Russland eine kleine monatliche Summe zu schicken. Sergeys großer Traum war es, ein Wochenendhäuschen in der Nähe der Bigge-Talsperre zu besitzen, mit einem kleinen Garten, in dem er Obstbäume und Gemüse anpflanzen wollte. Er würde seine kleine Datscha für eine Frau vorbereiten, von der er hoffte, sie bald hier in der russischen Gemeinde in Olpe zu finden.

Dann passierte es, was sich