: Nunu Kaller
: Kauf mich! Auf der Suche nach dem guten Konsum
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218012584
: 1
: CHF 15.20
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Wieso will ich den jetzt bitte kaufen?' Ein Couchtisch auf einem Flohmarkt bringt Nunu Kaller ins Grübeln: Ethisch gesehen vertretbar. Aber: Sie hat einen Couchtisch. Braucht sie wirklich einen neuen? Was passiert da in und mit uns? Warum können wir nicht nichts kaufen? Wann kann Konsum 'gut' sein - für mich, für die Umwelt, für die Menschen? Nunu Kaller setzt an zum Deep Dive und geht dem Konsum im Alltag auf den Grund. Sie surft das Dopamin-High bei der Schnäppchenjagd, entlarvt die Tricks der Supermärkte und zerlegt die Greenwashing-Tricks der Modeindustrie. Sie untersucht die Psychologie unseres Kaufantriebs, wie ihn Industrie und Markt füttern, ist überzeugt, dass man niemanden in guten Konsum hinein-'shamen' kann und tritt dafür ein, dass KundInnen nicht die Alleinverantwortung für nachhaltigen Konsum zugeschoben wird. Und sie richtet einen kämpferischen Aufruf an alle, von passiven KonsumentInnen zu aktiven GestalterInnen zu werden. Den Couchtisch hat sie übrigens nicht gekauft.

Nunu Kaller, geboren 1981 und seither leidenschaftliche Wienerin. Studium der Publizistik, Anglistik und Zeitgeschichte. Nach zwei Jahren bei diepresse.com wechselte sie in die NGO-Welt. 2014 bis 2019 KonsumentInnensprecherin bei Greenpeace. Seit Ende 2019 selbstständig als Autorin, Speaker und Beraterin. Initiatorin von nunukaller.com, einer Plattform, die heimischen Unternehmen im Corona-Lockdown zu Sichtbarkeit verhalf. Bei KiWi erschienen von ihr die Bestseller 'Ich kauf nix!' und 'Fuck Beauty!'

An einem herrlich warmen Novembertag spazierte ich durch Tel Aviv. Diese Stadt wollte ich immer schon mal sehen, den faszinierenden Hedonismus in einem Land, das gerade mal so groß ist wie Niederösterreich oder Mecklenburg-Vorpommern und das von mehreren Nachbarn nicht wirklich gemocht wird, erleben. Libanon, Gaza, Syrien – alles keine wirklichen Sehnsuchtsorte in Sachen Tourismus, und dann mittendrin Tel Aviv mit all seiner Lebensfreude. Ich hatte mich kurzfristig dazu entschlossen, einen Urlaub hier zu verbringen. Die Stadt enttäuschte nicht, stundenlang spazierte ich an wunderschönen Gebäuden im Bauhaus-Stil vorbei, kaufte mir Falafel-Sandwiches (ich kann in Wien übrigens nie wieder Falafel essen – an jeder Straßenecke in Tel Aviv schmecken die besser als irgendwo in Wien) – und genoss unglaublich kitschige Sonnenuntergänge direkt am Strand. Es war ein perfekter Urlaub für mich, ich war allein, konnte stundenlang herumspazieren und permanent umplanen, was ich als Nächstes machen wollte, völlig kompromisslos.

Bei einem dieser Spaziergänge landete ich am Flohmarkt in Yaffa, der Altstadt. Dort gibt es eine interessante Mischung aus Ständen mit altem Krempel und Läden lokaler DesignerInnen. Perserteppich neben Latexkleid, quasi. Ich sah mir hier mal die alten Möbel an, dort überlegte ich, eine senfgelbe Leinenhose anzuprobieren und schlenderte die Stände entlang. Dann sah ich ihn, den wohl faszinierendsten Laden des Marktes. Er sah aus wie eine alte Garage mit hochgefahrenem Rollladen. Drinnen standen auf Holzregalen fein säuberlich Unmengen an braunen Fläschchen nebeneinander. Auf dem Tisch hinter der Kasse sah ich ein paar größere Kanister, eine Waage und einen großen Trichter. Es war eine Parfumerie, in der ich dabei zusehen konnte, wie direkt vor Ort Alkohol und ätherische Öle in einer genauen Mischung abgefüllt wurden. Es war fantastisch! Der Anblick, die verschiedenen Gerüche, die vom Laden wegwaberten, mal Rose, mal Grapefruit. Wozu im Duty Free Shop nach Sonderangeboten suchen, wenn man hier dabei zusehen konnte, wie das eigene Parfum abgefüllt wird?

Das eigene? Ja. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, nicht auf die vielen Kaufverführungen zu achten, sondern mich auf die