15 Sport
Im Sommer gehörte Baden in der Ostsee zu unserem Freizeitspaß, genauso wie Volleyball spielen und Kicken am Strand. Zur Entspannung konnte man abends im Internat noch Tischtennis spielen.
Als ich noch in Zirkow wohnte, lag das Badeparadies der gesamten Dorfjugend direkt vor der Haustür, ein Baggersee auf dem Gelände eines ehemaligen großen Kieswerkes. Es war entstanden, während die Nationalsozialisten das KdF-Bad11 in Prora bauen ließen. Für die 4,5 Kilometer lange Ferienanlage, in der gleichzeitig zwanzigtausend Menschen ihren Urlaub verbringen sollten, wurden Unmengen von Kies benötigt. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Bauarbeiten eingestellt und das Kieswerk stillgelegt. Mit der Zeit war dort ein kleiner Baggersee entstanden, den wir schlicht Kiesgrube nannten. Anfänglich konnte man bis zum Grund sehen, später wuchs dort ein schmaler Schilfgürtel. Es siedelten sich Frösche, Ringelnattern und Blutegel an. In den Sommermonaten trafen sich dort die Kinder, etwa zwischen acht und achtzehn Jahren, um zu baden, nackt, versteht sich. Einerseits konnten sich damals die meisten keine Badehosen leisten, andererseits war es ohne viel angenehmer. Es war herrlich, ohne einen nassen Stofffetzen nackt in der Sonne umherzulaufen. Mädchen und Jungs badeten gemeinsam. Obwohl wir neugierig aufeinander waren, spielten sexuelle Gelüste kaum eine Rolle. Die beiden Geschlechter betrachteten sich zwar eingehend, denn zu Hause hatten viele Kinder weder Eltern noch Geschwister jemals nackt gesehen. Aber das war's dann auch. Außerdem hatte man garantiert Blutegel am Körper, was nicht gerade hübsch aussah. Einige zogen sich die schwarzen Sauger gegenseitig ab, andere ließen sie gewähren, bis sie von selbst abfielen.
FKK-Strände gab es in Binz schon lange, jeweils etwas abseits des offiziellen Strandes. Aber diese machten uns nicht mehr neugierig. Dort trafen sich damals wie heute die Sonnenanbeter, in unseren noch jungen Augen eher ältere Menschen. Es war zwar nicht verboten, angezogen vorbeizuwandern, wer jedoch genau hinschaute, wurde verjagt.
Leichtathletik während der Sportstunden und während diverser Turniere zählte auch zu unseren sportlichen Aktivitäten. Tischtennis wurde zum Vergnügen fast täglich gespielt. Bei mir stand allerdings Fußball ganz oben. Sport spielte in der DDR eine große Rolle und wurde großzügig gefördert. Einerseits war er ein Aushängeschild für den sozialistischen Staat. Andererseits bot er den Akteuren selbst eine Möglichkeit, Karriere zu machen und weit herumzukommen, sogar ins Ausland. Vom Doping einiger DDR-Sportler erfuhr ich erst viel später in der Bundesrepublik. Wahrscheinlich wurde in der jungen DDR damals noch nicht gedopt und falls doch, allenfalls unter Spitzensportlern. Un