: Eberhard Malwitz
: Vor dem Nebel Erinnerungen
: Tredition
: 9783347025578
: 1
: CHF 2.70
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 204
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Erinnerungen sind ein Schatz. Ohne sie wären wir nichts. So oder so wird alles einmal im Nebel versinken. Endlich! Oder schade? Je nachdem wie man es sieht. Das ist des Autors Motiv, zu schreiben. Sein Leben in der DDR, auf Rügen, endet mit der Flucht in die BRD. Eine aufregende, dramatische Zeit der Gegensätze. Freiheit und Selbstbestimmung sind ihm in jeder Lebenslage das Wichtigste, als Sportler, Künstler und Literat, ebenso beruflich am Institut für angewandte Physik in Heidelberg und in einem Darmstädter Forschungszentrum. Die Zeit in der DDR beschreibt er aus der Sicht des Jugendlichen, der sein Denken und Handeln von damals darlegt. Für die Flucht nach Westdeutschland sucht er sich ausgerechnet die Stasi als Helfer aus. Bei der Abschlussfeier an der Oberschule betäubt er seinen Abschiedsschmerz mit Alkohol und plaudert seine Fluchtpläne aus. Heute ist er weder Ossi noch Wessi, sondern ein Mischi. Als Zeitzeuge hat er die Vor- und Nachteile zweier Gesellschaftssysteme erlebt. Im Buch setzt er sich damit intensiv auseinander. Seine Botschaft: mit mehr Empathie aufeinander zugehen.

1938 geboren in Stettin/ Pommern Seit 1970 in Darmstadt 1960 Studium des allgemeinen Maschinenbaus am Oskar-von-Miller-Polytechniku in München. Abschluss als Diplom-Ingenieur (FH). 1965 bis 1970 Chefkonstrukteur in der physikalischen Grundlagenforschung am Institut für angewandte Physik in Heidelberg. 1970 bis 2000 Abteilungsleiter Zentrale Technik am GSI-Helmholtz-Zentrum in Darmstadt. Seit 1965 parallel zum Beruf bildender Künstler und Literat. Weiterbildung an der europäischen Kunstakademie, diversen Sommer-Akademien und durch Studien-Reisen. Studium an der Städel-Abendschule in Frankfurt a. M. bei Bernhard Jäger. Prägender Zeichenunterricht bei Hetty Krist. Seit 2002 Mitglied beim BBK-Darmstadt. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. Beruflich entstehen diverse technische Abhandlungen über Teilchenbeschleuniger und gesellschaftskritische Kurzgeschichten über Kunst. 2003 erscheint das Buch"Donnerkeile", gemalte und erzählte Kindheitserinnerungen aus Pommern mit Stettin und Rügen. Außerdem entstehen Aufsätze, Kurzgeschichten und Kunstbücher mit Originalzeichnungen. Zwei Kurzgeschichten werden in Anthologien publiziert. Zahlreiche Lesungen und Beteiligungen. Seit 2008 Mitglied in der südhessischen Autorengruppe POSEIDON. 2011/15 Ausstellungsmacher gemeinsamer Projekte von Literaten mit bildenden Künstlern. 2014 erscheint sein Krimi und Wissenschaftsthriller"NE KARSTRAHL". 2017 Initiator, Mitherausgeber und Mitautor eines interdisziplinären Buchprojekts von Physikern und Literaten:"Vom Targetrad zum Federkiel".

15 Sport

Im Sommer gehörte Baden in der Ostsee zu unserem Freizeitspaß, genauso wie Volleyball spielen und Kicken am Strand. Zur Entspannung konnte man abends im Internat noch Tischtennis spielen.

Als ich noch in Zirkow wohnte, lag das Badeparadies der gesamten Dorfjugend direkt vor der Haustür, ein Baggersee auf dem Gelände eines ehemaligen großen Kieswerkes. Es war entstanden, während die Nationalsozialisten das KdF-Bad11 in Prora bauen ließen. Für die 4,5 Kilometer lange Ferienanlage, in der gleichzeitig zwanzigtausend Menschen ihren Urlaub verbringen sollten, wurden Unmengen von Kies benötigt. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Bauarbeiten eingestellt und das Kieswerk stillgelegt. Mit der Zeit war dort ein kleiner Baggersee entstanden, den wir schlicht Kiesgrube nannten. Anfänglich konnte man bis zum Grund sehen, später wuchs dort ein schmaler Schilfgürtel. Es siedelten sich Frösche, Ringelnattern und Blutegel an. In den Sommermonaten trafen sich dort die Kinder, etwa zwischen acht und achtzehn Jahren, um zu baden, nackt, versteht sich. Einerseits konnten sich damals die meisten keine Badehosen leisten, andererseits war es ohne viel angenehmer. Es war herrlich, ohne einen nassen Stofffetzen nackt in der Sonne umherzulaufen. Mädchen und Jungs badeten gemeinsam. Obwohl wir neugierig aufeinander waren, spielten sexuelle Gelüste kaum eine Rolle. Die beiden Geschlechter betrachteten sich zwar eingehend, denn zu Hause hatten viele Kinder weder Eltern noch Geschwister jemals nackt gesehen. Aber das war's dann auch. Außerdem hatte man garantiert Blutegel am Körper, was nicht gerade hübsch aussah. Einige zogen sich die schwarzen Sauger gegenseitig ab, andere ließen sie gewähren, bis sie von selbst abfielen.

FKK-Strände gab es in Binz schon lange, jeweils etwas abseits des offiziellen Strandes. Aber diese machten uns nicht mehr neugierig. Dort trafen sich damals wie heute die Sonnenanbeter, in unseren noch jungen Augen eher ältere Menschen. Es war zwar nicht verboten, angezogen vorbeizuwandern, wer jedoch genau hinschaute, wurde verjagt.

Leichtathletik während der Sportstunden und während diverser Turniere zählte auch zu unseren sportlichen Aktivitäten. Tischtennis wurde zum Vergnügen fast täglich gespielt. Bei mir stand allerdings Fußball ganz oben. Sport spielte in der DDR eine große Rolle und wurde großzügig gefördert. Einerseits war er ein Aushängeschild für den sozialistischen Staat. Andererseits bot er den Akteuren selbst eine Möglichkeit, Karriere zu machen und weit herumzukommen, sogar ins Ausland. Vom Doping einiger DDR-Sportler erfuhr ich erst viel später in der Bundesrepublik. Wahrscheinlich wurde in der jungen DDR damals noch nicht gedopt und falls doch, allenfalls unter Spitzensportlern. Un