: Solmaz Khorsand
: Pathos
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218012676
: 1
: CHF 11.60
:
: Politikwissenschaft
: German
: 128
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Pathos ist überall. Permanent sind wir bewegt, empört und berührt von der Welt - und wollen das auch mit allen teilen. Pathos bedeutet Macht. Wenn die eigene Bewegtheit andere bewegt, kommen die Dinge erst ins Rollen. Dann kann Pathos Veränderung bedeuten. Gleichzeitig spiegelt sein Einsatz auch die herrschenden Machtverhältnisse wider. Scharf und pointiert seziert Solmaz Khorsand die einzelnen Tonlagen des uns stets umgebenden Pathoskonzerts. Sie misst die Lautstärke der Wortführer und hört bei den leisen Äußerungen der Ausgeschlossenen genau hin. Sie spürt, wessen aufgeregtes Geheul Gewicht hat und wem man rät, doch bitte nicht so pathetisch zu sein. Sie zeigt den fein balancierten Kipppunkt, an dem sich entscheidet, ob Pathos zu Achtsamkeit führt oder zu Radikalisierung. Und nicht zuletzt tritt sie ein für ein Innehalten, ein Dämpfen unseres eigenen Lärms und einen realistischen Blick auf uns selbst, der dazu ermutigt, im richtigen Moment einfach mal den Mund zu halten.

Solmaz Khorsand, geboren 1985, ist Journalistin und arbeitet derzeit beim Schweizer Magazin Republik. Stationen bei der Wiener Zeitung, Die Zeit, derStandard.at und Datum. Master in Internationalen Beziehungen und Wirtschaft an der Johns Hopkins University (USA). Khorsands Arbeiten reichen von Essays zur österreichischen Innenpolitik über Reportagen aus Weißrussland bis hin zu Wahlberichterstattung aus dem Iran. Ihr Essay 'Die iranische Verwandlung' zählte zu den besten Storys des Jahres 2017. Für ihre Arbeit wurde sie u. a. mit dem Wiener Journalistinnenpreis 2018 ausgezeichnet.

Die Krise als Privileg


„When they speak, it is scientific;

when we speak, it is unscientific.

When they speak, it is universal;

when we speak, it is specific.

When they speak, it is objective;

when we speak, it is subjective.

When they speak, it is neutral;

when we speak, it is personal.

When they speak, it is rational;

when we speak, it is emotional.

When they speak, it is impartial;

when we speak, it is partial.

They have facts, we have opinions.

They have knowledge, we have experiences.”35

Grada Kilomba

Empathie, aber nur für meinesgleichen


„Wir“ und „sie“. Wer steht im Zentrum, wer an der Peripherie? Wer wird zur Norm erklärt, zum sprechenden, wertenden, fragenden, bestimmenden Subjekt, und wer zum stummen Objekt gemacht?

Grada Kilomba kennt die Peripherie. Die portugiesische Theoretikerin, Psychologin und Künstlerin, deren Familie aus São Tomé und Principe und Angola stammt, wurde als Wissenschafterin von ihrenweißen Kolleginnen oft dorthin gedrängt. Ihre Einschätzungen wurden als zu persönlich, ihre Perspektive als zu emotional, ihre Kommentare als zu spezifisch abgetan. Man wollte immer wissen, ob das denn „objektive Fakten“ seien, wovon sie, „die Königin der Überinterpretation“36, da sprechen würde, ohne zu reflektieren, dass sie selbst nicht von einem neutralen, einem un