Helfende und heilende Düfte
Gerüche und Gefühle. Auch wenn wir es nicht immer direkt wahrnehmen, unsere Sprache bringt es auf den Punkt: Wenn wir so richtig die Nase voll haben und es uns wirklich stinkt, dann beziehen wir uns unbewusst auf den Teil unseres Gehirns, der sowohl mit der Verarbeitung von Gefühlsregungen als auch mit dem Sortieren von Gerüchen befasst ist – gleichzeitig.
Der Mensch, ein »Nasentier«
Gerüche und Gefühle – das eine kann ohne das andere nicht ablaufen. Inzwischen hat es sogar den Nobelpreis für Medizin für diese Erkenntnisse gegeben. Umgekehrt sollte der Rückschluss möglich sein, dass ich als Reaktion auf das Gefühl, dass »es mir gewaltig stinkt«, die gegenteilige Maßnahme ergreifen kann. Also bringe ich meine kleine Welt zum Duften, und alles wird gut. Zumindest finde ich dann wieder zu Balance und Wohlbefinden. Klingt logisch, oder?
Das neue Jahrhundert bringt fast jährlich neue Erkenntnisse über Riechvorgänge, denn längst weiß man, dass nicht nur die Nase und ihre Riechrezeptoren riechen können, sondern dass Haut, Herz-, Prostata- und Nierenzellen auf Geruchsinformationen reagieren können. Kranke Prostatazellen, also Tumorzellen, scheuen wiederum einen Riechstoff (nämlich Ionon, das ist ein Veilchenduft). Der Tumor fängt bei Berührung mit diesen Molekülen sogar zu schrumpfen an.
Tumorzellen selbst sondern Gerüche ab, die von speziell trainierten Hunden erschnüffelt werden können. Die Fruchtfliege ist sogar in der Lage, fünf unterschiedliche Arten von Brustkrebs anhand der riechenden Ausdünstungen der kranken Zellen zu unterscheiden. Es werden bereits Skalpelle mit einer digitalen »Nase« eingesetzt, die während einer Tumorentfernung gesundes von krankem Gewebe unterscheiden kann, so dass nicht unnötig ins intakte Gewebe geschnitten werden muss. Diese bahnbrechende Technik ist auch für die Krebs-Früherkennung denkbar.
Bindung durch Duft
Wir Menschen sind geruchsgesteuerte Wesen, deren Existenz ohne Duftmoleküle erst gar nicht beginnen könnte. Dort nämlich, wo Eizelle und Spermien sich finden müssen, weisen Duftstoffe den Weg. Erst vor wenigen Jahren wurde an der Ruhr-Universität Bochum entdeckt, dass jede reife weibliche Keimzelle einen maiglöckchenartigen Duft, das sogenannte Bourgeonal, aussendet. Diesen Duft erkennen die männlichen Samenzellen ähnlich wie die Riechzellen in unserer Nase und finden so den Weg zum Ziel. Nur so kann Befruchtung stattfinden! Umgekehrt weiß man, dass Spermien, denen der Stress des Lebens stinkt, die also nicht mehr richtig »riechen« können, ihren Job nur unzuverlässig verrichten können.
Wenn alles nach Plan gelaufen ist und sich ein Embryo entwickelt, ist dieser bereits zwischen dem 42. und 52. Lebenstag mit der Fähigkeit zu riechen ausgestattet. Und das, was er dann im Laufe der nächsten sieben gemütlich warmen Monate in der Geborgenheit des Fruchtwassers zu schnuppern bekommt, wird seine späteren Geruchsvorlieben beeinflussen. Man kann beispielsweise nachweisen, dass Neugeborene, deren Mütter in der Schwangerschaft viel Knoblauch aßen, ihr Köpfchen in Richtung eines Knoblauchduftes bewegen, wenn man ihnen eine Auswahl von unterschiedlichen Düften präsentiert. Winzige Duftpartikel von Geruchsstoffen können also bis ins Fruchtwasser gelangen.
Es wird vermutet, dass die Natur auf diese Weise bereits für eine vorgeburtliche Bindung sorgt, denn man kann in ähnlichen Versuchen auch zeigen, dass der kleine Mensch in der Lage ist, seine Mutter an ihrem natürlichen Körpergeruch zu erkennen.
Ab der ersten Lebenssekunde werden wir also buchstäblich von Düften begleitet. Möglich