: Barbara Kadletz
: Im Ruin
: Edition Atelier
: 9783990650530
: 2
: CHF 17.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Katharina betreibt im Wiener Bezirk Favoriten eine kleine Bar. Das 'Ruin' ist Zufluchtsort und Auffangbecken so mancher gestrandeten Persönlichkeit. Hier sind alle willkommen, um sich ein wenig vom Leben zu erholen. Katharina und ihre unkonventionelle Freundin Sabina schmeißen den Laden mit viel Verve und Humor. Zumindest war das früher so. Denn nach dem Tod ihres Freundes David fällt es Katharina schwer, sich an ein neues Leben ohne ihn zu gewöhnen. Bis eines Nachts ein geheimnisvoller neuer Gast hereinschneit und es sich von nun an jeden Abend am besten Platz des Lokals bequem macht. Zwischen Ari und Katharina entsteht eine Freundschaft, die beide bitter nötig haben ... Ein charmantes und spritziges Großstadtmärchen über Freunde, jede Menge Musik, die Neunzigerjahre und über Wien und die Ränder der Stadt.

Barbara Kadletz, geboren 1981, lebt und arbeitet als Buchhändlerin in Wien. Wenn sie nicht die Bücher anderer verkauft, schreibt sie an ihren eigenen Texten oder spricht über Literatur - als Moderatorin, Rezensentin oder in ihrem wöchentlichen Blog 'Das Buch zum Wochenende'. Bisher Veröffentlichungen von Theaterstücken und Kurzgeschichten. 2. Platz beim FM4-Literaturwettbewerb Wortlaut 2018, Shortlist für den Buchblog Award 2019& 2020.

Im Süden der Stadt verließen zwei Menschen frühmorgens ihre Wohnung.

Hätten sie sich im Gehen noch einmal umgedreht, hätten sie gesehen, wie die achtlos beiseitegeschobene Kaffeetasse im Licht der aufgehenden Sonne zu glänzen begann. Aber Zurückschauen lag ihnen nicht. Vielleicht hatten sie ihre klassischen Sagen gelesen. Oder sie fanden, dass nur Idioten über Dinge stolperten, die hinter ihnen lagen. Ihre Erinnerung hatten sie ohnehin verkörperlicht. Sich einander vergewissert. Ja, es hatte sie gegeben. Und die Kaffeetasse wusste Bescheid. Aber Nostalgie interessierte sie nicht, denn sie waren sich nur Gegenwart. Das war die Natur ihrer Geschichte.

Der Weg hinein in diese Stadt hatte ihn zuerst an einer bestialisch stinkenden Raffinerie und dann an einem gigantischen Friedhof vorbeigeführt. Mal was anderes, dachte Ari, und erinnerte sich an diesen Spruch, dass es keine zweite Chance für den ersten Eindruck gab. Er schloss die Tür hinter sich. Da war er also wieder. Dieser Moment, in dem aus etwas Abstraktem wie einer Adresse ein konkreter Ort wurde. Und davon sollte man dann ein Zuhause behaupten. Eigentlich hatte er ja Übung darin. In diesem Zuhause-Behaupten. Ihn überkam die übliche müde, klebrige Erschöpfung, und das, obwohl diesmal alles anders war, ja anders sein musste. Ari ließ seine Tasche fallen. Dann öffnete er aus einem Impuls heraus noch einmal die Wohnungstür. Nur um sie behutsam ein zweites Mal hinter sich zu schließen. Er musste sich absichern, dass sie wirklich zu war. Dass die Dämonen draußen blieben. Dass es heute keine Routine war. Er zwang sich fast t